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Gesetze der Lust

Gesetze der Lust

Titel: Gesetze der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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sie und schloss die Augen.
    „Ich habe dich auch vermisst, Mom.“Endlich löste sie sich von ihm und wischte sich eine Träne ab. Dann drehte sie sich zu Griffin und streckte ihm die Hand hin. „Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Griffin.“
    Griffin schaute auf ihre Hand und verdrehte die Augen. Er trat einen Schritt vor und umarmte sie so fest, dass ihre Füße vom Boden abhoben.
    „Griffin, du solltest Mom wieder runterlassen.“
    Griffin setzte Michaels Mutter vorsichtig wieder ab.
    Michael schaute erst Griffin an, dann seine Mutter.
    „Also“, fragte er. „Gibt es jetzt was zu essen?“

25. KAPITEL
    Suzanne betrat die menschenleere Sacred Heart. Sie hatte sich ein letztes Mal mit Father Stearns verabredet, um zu reden. Es gab noch ein paar offene Fragen, doch deshalb war sie nicht hergekommen. Was sie wirklich wollte, war, sich für ihre Verdächtigungen zu entschuldigen und sich bei ihm zu bedanken, dass er ihr geholfen hatte, wieder zu glauben. Nicht an Gott – aber wenigstens an einen Priester.
    Sie wanderte in der Kirche umher und schaute sich die Gedenktafeln an der Wand an. Bilder der Passion Christi mit eingravierten römischen Ziffern. An einer Tafel, die eine Frau zeigte, die vor Jesus kniete und ihren Schleier hob, blieb sie stehen. Suzanne runzelte die Stirn und versuchte, sich an den Namen der Frau zu erinnern. Ihr fiel nicht ein, wann sie das letzte Mal den Kreuzweg gebetet hatte. Vielleicht nie.
    „Wie heißt du?“, fragte sie laut und fing an, nach ihrem iPhone zu suchen.
    „Veronica“, sagte jemand hinter ihr.
    Suzanne wirbelte herum und sah eine Frau mit verschränkten Armen am Ende einer Kirchenbank stehen. Die Frau trug einen engen schwarzen Rock, der ihre wohlgeformten Hüften betonte, Riemchensandalen, eine taillierte rote Bluse und ein geheimnisvolles kleines Grinsen auf ihrem umwerfend schönen Gesicht. Die Frau kam ihr bekannt vor. Extrem bekannt.
    „Oh Gott“, sagte Suzanne, als sie endlich die Verbindung herstellte. „Sie sind Nora Sutherlin.“
    Die Frau nickte, löste dann ihre verschränkten Arme und schob sich eine Strähne ihres schwarzen, gewellten Haares hinter das Ohr.
    „Schuldig“, sagte sie mit einem Lächeln, das Suzanne verriet, dass diese Frau in ihrem ganzen Leben vermutlich noch nie an Schuldgefühlen gelitten hatte. „Und Sie sind Suzanne Kanter. Sie sind noch schöner, als er mir erzählt hat.“
    Suzanne errötete und schob ihre zitternden Hände in die hinterenTaschen ihrer Jeans. So einschüchternd sie Father Stearns fand, in seiner Nähe war sie nie so nervös gewesen wie jetzt hier mit Nora Sutherlin.
    „Äh …“, setzte Suzanne an und verdrehte über ihre Ungeschicklichkeit die Augen. „Nun, Sie sind so schön, wie er behauptet hat.“
    Anders als sie eben errötete Nora Sutherlin nicht. Sie schaute Suzanne nur mit ihren dunklen, intelligenten Augen an.
    „Eine Frage“, sagte Sutherlin.
    Suzanne blinzelte.
    „Eine Frage? Sie haben eine Frage an mich?“
    Sutherlin schüttelte den Kopf.
    „Sie haben ihn den ganzen Sommer über gehetzt. Sind ihm gefolgt. Sind ins Pfarrhaus eingebrochen. Sie haben sogar seiner Schwester einen Besuch abgestattet. Sie sind hartnäckig. Das ist eine Eigenschaft, die ich zu schätzen weiß. Aber jetzt ist es an der Zeit, dass Sie uns allein lassen. Sie wissen, dass er für seine Gemeinde keine Gefahr darstellt. Ich kann nur annehmen, dass Sie aus anderen Gründen noch hier sind. Gründen, bei denen ich nicht lange raten muss, denn seien wir mal ehrlich, wir haben ihn beide gesehen.“
    Die Röte in Suzannes Wangen vertiefte sich, doch sie konnte die Wahrheit nicht leugnen. Dazu war die Zuneigung, die sie Father Stearns gegenüber empfand, zu stark.
    „Ja“, gab sie deshalb zu. „Ich habe ihn gesehen.“
    Sutherlin hob die Augenbrauen, offensichtlich hörte sie die tiefere Wahrheit in diesen Worten. Sie lächelte erneut und setzte sich auf die Lehne der Kirchenbank.
    „Ich habe gesagt, eine Frage, und das habe ich auch genauso gemeint, Ms Kanter. Sie dürfen mir eine Frage stellen …“ Sutherlin hielt einen Finger hoch. „Und ich werde sie beantworten. Wahrheitsgemäß. Aufrichtig und ohne Tricks. Ich werde Ihnen die Wahrheit sagen, die volle Wahrheit und nichts als die Wahrheit.“
    Suzannes hielt vor Erstaunen kurz den Atem an.
    „Als Nächstes werden Sie mir erzählen, dass ich den Lottojackpot geknackt habe“, sagte sie, weil sie ihren Ohren nicht traute.
    „Nur den Jackpot der Wahrheitslotterie.

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