Gesetze der Lust
Aber dieser Preis ist an eine Bedingung geknüpft. Ich werde Ihre Frage beantworten, aber die Antwort bleibt unter uns. Und Sie dürfen nichts von dem, was ich Ihnen erzähle, benutzen, um ihm wehzutun. Und Sie dürfen nicht versuchen, mehr herauszufinden. Wenn nur ein einziges meiner Worte gedruckt erscheint, werde ich dafür sorgen, dass Kingsley Ihre Karriere so gründlich zerstört, dass Sie nicht mal einen Job als Wetteransagerin bekommen, wie Ihr alter Professor es vorgeschlagen hat. Verstehen Sie das?“
Suzanne schluckte und nickte dann. Sie hörte die Drohung in Sutherlins Stimme und wusste, dass jedes Wort so gemeint war. Dass sie sogar von ihrem alten Prof und seinem Vorschlag wusste, sie solle doch Wetteransagerin werden, war ein Zeichen, dass Suzanne sich keine Sekunde länger als nötig in der Welt dieser Frau aufhalten sollte.
„Außerdem – nachdem ich Ihnen die Antwort gegeben habe“, fuhr Sutherlin fort, „werden Sie mich, Kingsley und Søren in Ruhe lassen. Wir werden für Sie aufhören zu existieren. Sie werden uns aus Ihren Gedanken verbannen, aus Ihrer Erinnerung, Ihren Unterhaltungen und Ihrem Vokabular. Können Sie das akzeptieren?“
Sie konnte sich nicht vorstellen, Father Stearns komplett aus ihrer Erinnerung zu tilgen. Ihr ganzer Körper kribbelte noch, wenn sie an seine Hände auf ihren Armen dachte. Aber sie würde es versuchen. Um der Wahrheit willen würde sie es versuchen.
„Okay. Ich akzeptiere Ihre Bedingungen. Ich reise sowieso bald in den Irak. Es ist an der Zeit, dass ich weitermache.“
„Ja“, sagte Sutherlin. „Das ist es. Jetzt stellen Sie Ihre Frage, damit wir alle weitermachen können.“
Suzanne musste nicht überlegen, sie wusste sofort, welche Frage sie stellen wollte.
„Schlafen Sie und Father Stearns miteinander?“
Wenn sie gedacht hatte, so eine Frage würde Sutherlin beunruhigen, hatte sie sich gehörig geirrt.
Sutherlin wirkte weder schockiert noch verschreckt. Sie richtete ihre dunkelgrünen Augen auf Suzannes Gesicht.
„Wollen Sie Ihre eine Frage wirklich auf etwas verschwenden, worauf Sie die Antwort schon kennen?“, fragte sie.
Suzannes Magen sackte ein paar Zentimeter. Sie hatte gehofft … geglaubt … sie hatte glauben wollen … Aber das war egal. Sutherlin war mit neunzehn noch Jungfrau gewesen. Wann auch immer sie und ihr Priester miteinander intim geworden waren, wenigstens war sie zu diesem Zeitpunkt schon volljährig gewesen.
„Nein, ich schätze nicht.“ Suzanne seufzte. „Wie wäre es hiermit? Der Interessenkonflikt, der in dem anonymen Hinweis genannt wurde, den man mir zugeschickt hat – worum geht es da? Um seine Schwester Elizabeth? Sie hat mir gegenüber quasi zugegeben, ihren Vater umgebracht zu haben.“
„Sie hat ihren Vater umgebracht und sie hat Søren die Tat gebeichtet. Und Søren hat sich geweigert, das Beichtgeheimnis zu verletzen. Ich habe das bei der Beerdigung gehört. Seit siebzehn Jahren fürchtet er, dass Elizabeth herausfinden könnte, dass ich es weiß. Aber nein, das ist nicht der Interessenkonflikt, um den die Kirche sich Sorgen macht.“
„Was dann?“
„Sørens Vater war ein sehr reicher Mann, als er starb. Er hat bei der Scheidung die Hälfte des Vermögens seiner Frau zugesprochen bekommen, und mit seinem skrupellosen Geschäftsgebaren hatte er es bis zu seinem Tod verdreifacht. Als er starb, hinterließ er jeden Penny seinem einzigen Sohn. Beinahe eine halbe Milliarde Dollar.“
Suzanne keuchte auf. „Aber … Sein Vater hat ihn nach dem Vorfall mit Elizabeth fortgeschickt. Er hätte ihn beinahe getötet.“
„Stimmt. Aber da sein Vater keine weiteren Söhne hatte, überkam ihn irgendwann ein Sinneswandel oder wie auch immer mandas bei einem Menschen wie ihm sagen will. Doch das Geld war kein Friedensangebot. Es war reine Bestechung. Priester geloben Armut. Um das Geld anzunehmen, hätte Søren das Priesteramt niederlegen müssen. Doch das würde er für nichts und niemanden jemals tun.“
„Was hat er gemacht?“
Sutherlin grinste.
„Das, was jeder gute Priester tun würde. Er gab zehn Prozent des Geldes der Kirche. Fünf Prozent seiner alten katholischen Schule in Maine. Und weitere fünf Prozent an seine Diözese. Den Rest teilte er zu gleichen Teilen auf seine Schwestern auf. Er hat nicht einen einzigen Cent für sich behalten.“
Suzanne schlug sich die Hand vor den Mund und drehte sich weg. Schnell überschlug sie im Kopf die Zahlen. Fünf Prozent von fünfhundert Millionen
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