Gesetze der Lust
Dollar waren …
„Fünfundzwanzig Millionen Dollar“, hauchte sie und drehte sich wieder um. „Das ist die Summe, die er der Diözese gespendet hat?“
„Ja, genau. Sie wissen doch, wie das geht. Gemeindepfarrer werden alle naslang versetzt. Doch Søren ist jetzt seit beinahe zwanzig Jahren hier. Wieso wird bei ihm eine Ausnahme gemacht? Weil er sie sich erkauft hat.“
„Ich habe mich schon gefragt, wieso man ihn nie versetzt hat, wieso er die Karriereleiter nicht hochgeklettert ist.“
„Ihm gefällt es hier.“
Ihm gefällt seine Privatsphäre, dachte Suzanne.
„Wie würden Sie es nennen, wenn ein Mann befördert würde, der seiner Firma fünfundzwanzig Millionen Dollar gespendet hat?“, fragte Nora Sutherlin.
„Einen Interessenkonflikt“, flüsterte Suzanne. „Ich dachte … Ich dachte, er wäre vielleicht eine Bedrohung. Oder, Sie wissen schon, weil … mit Ihnen hatte er …“
„Sex? Sie dachten, bei dem Interessenkonflikt handele es sich um eine sexuelle Beziehung?“ Sutherlin lachte, als wäre das das Lächerlichste, was sie je gehört hatte. „Wir reden hier von derkatholischen Kirche, Ms Kanter. Und in der katholischen Kirche gibt es schon seit über zweitausend Jahren geheime sexuelle Beziehungen. Es ist das Geld, was sie nervös macht.“
Suzanne schüttelte ihren Kopf, durch den zu viele Gedanken auf einmal schossen.
„Er hat es alles weggegeben? Jeden einzelnen Cent?“
Sutherlin nickte.
„Das hat er. Dummer, starrköpfiger Priester. Als er und Marie-Laure heirateten, bekam er die Verfügungsgewalt über sein umfangreiches Treuhandvermögen. Nachdem sie gestorben war, hat er auch dieses Vermögen komplett verschenkt. Er ist dazu geboren, Priester zu sein. Geld interessiert ihn nicht. Das ist der Interessenkonflikt. Wenn Sie mich entschuldigen möchten, ich werde jetzt mit meinem Leben weitermachen, ohne mich sorgen zu müssen, dass eine Reporterin Søren Probleme bereiten könnte.“
„Sie nennen ihn Søren?“ Die Frage war raus, bevor Suzanne sie aufhalten konnte.
„Natürlich tue ich das. So heißt er schließlich. Wieso fragen Sie?“
„Er sagte, er würde seinen wahren Namen nur den Menschen verraten, die ihm am nächsten stehen – denen er vertraut und die sein wahres Ich kennen.“
„Das ist sehr richtig.“
„Wie lange nennen Sie ihn schon Søren?“
Sutherlins Gesichtszüge wurden weich, als sie ihren Blick von Suzanne abwandte und das Bild von Veronica anschaute, die dem gefallenen Christus ihren Schleier hinhielt.
Nach langem Schweigen schaute sie Suzanne wieder an.
„Seit dem Tag, an dem wir uns das erste Mal begegnet sind.“
Suzanne nickte schweigend. Diese Worte verrieten ihr alles, was sie wissen musste. Father Stearns und Nora Sutherlin hatten etwas, eine Verbindung, eine Vertrautheit … etwas Tiefes und Unerklärliches, etwas Unberührbares, Unbegreifbares. In der Nacht, in der Suzanne ihn angefleht hat, mit ihr zu schlafen, hatteer gesagt, dass er nicht sich selber gehörte. Sie hatte gedacht, er gehöre zu Gott oder der Kirche. Jetzt wusste sie, dass er Nora Sutherlin gemeint hatte.
„Ich gehe jetzt“, sagte Sutherlin. „Und das sollten Sie auch tun.“
„Ich würde ihm wenigstens gerne Auf Wiedersehen sagen. Oder ist mir das nicht gestattet?“ Suzanne stellte die Frage ohne jeglichen Sarkasmus. Was auch immer Nora Sutherlin ihr sagte, würde sie tun.
„Ich werde es erlauben. Er mag Sie. Ich nicht, aber ich bin auch ein wenig voreingenommen.“
„Das sehe ich.“
Bei diesen Worten reckte Sutherlin das Kinn, und irgendwie wusste Suzanne, dass sie das Falsche gesagt hatte. Langsam kam Sutherlin auf sie zu, ihre Hüften wiegten sich bei jedem Schritt. Noch nie im Leben war Suzanne einem sinnlicheren Menschen begegnet.
„Nein, das sehen Sie nicht“, sagte Sutherlin und blieb direkt vor ihr stehen. „Sie sehen nichts. Nicht mich. Nicht ihn. Nicht uns. Wir existieren nicht, erinnern Sie sich? Wissen Sie, was ich bin?“
Suzanne zuckte verwirrt die Schultern.
„Sie sind … eine Autorin.“
„Das bin ich. Ich bin außerdem eine der berühmtesten Dominas der Welt. Ich war Kingsleys Nummer eins. Wussten Sie das?“
Suzanne schluckte.
„Ich habe vielleicht ein paar Gerüchte gehört.“
„Glauben Sie sie“, sagte Sutherlin. „Und denken Sie daran, dass diese Gerüchte nur die Spitze des Eisbergs sind. Es gab einmal einen texanischen Rinderbaron, der mir fünfzigtausend Dollar dafür bezahlt hat, damit ich ihn mit seinem
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