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Gesetze der Lust

Gesetze der Lust

Titel: Gesetze der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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verschränken,bis Griffin ihn tadelnd ansah. Gehorsam entspannte er seine Arme wieder.
    Griffin blätterte langsam durch Michaels abgegriffenes Skizzenbuch.
    „Machst du nur Bleistiftzeichnungen?“, fragte Griffin.
    „Hauptsächlich, ja. Teilweise Tinte, teilweise Bleistift.“
    „Kohle?“
    „Ich liebe Kohle, aber das ist immer so eine Sauerei.“
    „Wirklich?“
    „Mom wird wütend, wenn es an die Klamotten kommt.“ In dem Moment, wo er die kindischen Worte ausgesprochen hatte, verfluchte Michael sich dafür.
    „Was hat es mit den Flügeln auf sich?“ Dieses Skizzenbuch enthielt lediglich Variationen ein und desselben Themas – Engelsflügel, Vogelflügel, Insektenflügel. Vielleicht würde er es in den nächsten Tagen mal mit Greifflügeln versuchen.
    „Das ist unglaublich.“ Griffin hielt das aufgeschlagene Buch hoch. „Du bist wie John Coulthart, nur weicher, emotionaler.“
    Michael errötete. „Du kennst Coultharts Arbeiten?“, fragte er erstaunt.
    „Ich weiß, ich sehe nicht so aus“, erwiderte Griffin, „aber in mir steckt ein kleiner Streber. Außerdem hatte ich Kunstgeschichte als Hauptfach an der Brown.“
    „Du warst auf der Brown University?“
    „Ja, ich habe aber keinen Abschluss gemacht. Lange Geschichte.“ Michael hörte etwas in Griffins Stimme, das er bisher noch nie bei ihm vernommen hatte: Unbehagen. „Aber ich kenne mich mit Kunst aus. Ich habe zwei Picassos in meinem Schlafzimmer, in Noras Zimmer hängt ein Kandinsky, und hier und da gibt es noch ein paar Delaunays. Ich stehe auf orphischen Kubismus. Und da ich mich mit Kunst auskenne, erkenne ich auch einen wahren Künstler. Und du hast wirklich Talent, Mick. Ich liebe deine Arbeit.“
    Griffin schaute die Zeichnung an, an der Michael bis eben gearbeitet hatte. Es war nichts Ausgefallenes, nur ein Bild voneinem leicht gotisch aussehenden Engel mit Flügeln, die sich über die gesamte Seite erstreckten. Die riesigen schweren Flügel hingen an einem zerbrechlich aussehenden Jungen, der mit angezogenen Beinen auf dem Boden saß. Eine sehr persönliche Zeichnung. Michael hatte nie vorgehabt, sie jemandem zu zeigen.
    „Danke. Nora hat mir befohlen, heute tagsüber etwas zu tun, was mich für den Abend entspannt. Zeichnen hilft mir da normalerweise.“
    Mit offensichtlichem Widerwillen klappte Griffin das Skizzenbuch zu. Michael nahm es in Empfang und ging zum Bett hinüber, wo er es unter sein Kissen schob.
    „Normalerweise? Bist du nervös wegen heute Nacht?“ Griffin stand auf und fing an, in seinem alten Zimmer auf und ab zu gehen.
    „Ein wenig.“ Michael setzte sich auf die Bettkante und versuchte, Griffin nicht anzustarren. Griffin war ein Original. Er wanderte einfach in seiner Unterhose herum, als wenn es ihm vollkommen egal wäre, was die Leute von ihm dachten. Andererseits besaß Griffin einen unglaublichen Körper, warum sollte er also nicht halb nackt herumlaufen?
    „Wann hast du das letzte Mal gefickt?“, fragte Griffin und ließ sich rücklings auf Michaels Bett fallen. Michael rutschte nervös hin und her. Ein beinahe nackter Mann lag auf seinem Bett. Das hätte ihm missfallen sollen. Er wollte, dass es ihm missfiel … doch so richtig gelang ihm das nicht.
    „Äh.“ Michael setzte sich in den Schneidersitz und ließ seinen Kopf gegen das Kopfteil des Bettes sinken. Er hasste persönliche Fragen. Sein Dad quälte ihn immer damit. „Nora hat mich gestern das Gleiche gefragt.“
    Griffin schaute ihn fragend an.
    „Du weißt, was das bedeutet, oder?“
    Michael schüttelte den Kopf.
    „Sie erkundigt sich nach deiner sexuellen Vorgeschichte. Das bedeutet, sie will mit dir Körperflüssigkeiten austauschen.“
    „Körperflüssigkeiten austauschen?“
    „Sex ohne Kondome.“
    „Wow.“ Michaels Magen zog sich ein wenig zusammen. „Ist das sicher?“
    „Sie ist sauber. Lässt sich regelmäßig testen. Alle großen Nummern im 8. Zirkel tun das, ich eingeschlossen. Und sie hat eine Spirale, also musst du dir keine Sorgen machen, sie zu schwängern.“
    „Du und Nora, habt ihr … du weißt schon … macht ihr es ohne Kondome?“
    Griffin setzte sich gerade hin und kroch ans Kopfteil des Bettes, wo er sich direkt neben Michael gegen die Wand lehnte. Erneut stieg sein Duft auf. Michael beschloss, herauszufinden, welches Duschgel Griffin benutzte, damit er es sich kaufen und daran schnuppern konnte, wann immer er wollte.
    „Nein. Ich mache das mit niemandem.“
    „Warum nicht?“ Michael war wirklich

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