Gesetze der Lust
neugierig. Die Typen in der Schule beschwerten sich immer darüber, dass ihre Freundinnen auf Kondomen bestanden.
„Mick.“ Griffin drehte den Kopf, sodass er Michael in die Augen schauen konnte. „Es gibt nichts, und ich wiederhole nichts, was ich nicht gemacht hätte. Und ich rede nicht nur von Sex. Alles Schlechte, was man auf der Erde nur tun kann – abgesehen von Mord und Vergewaltigung – habe ich getan. Deshalb gibt es da diesen Teil von mir, der etwas zurückhalten will, nur für den Fall, dass ich jemals in einer echten Beziehung mit jemandem sein werde. Klingt das kitschig und romantisch? Wenn ja, dann erzähle es niemandem. Ich bin angeblich das Enfant terrible des Untergrunds, und das würde ich auch gerne bleiben.“
Michael grinste. Er war sich nicht ganz sicher, was Enfant terrible bedeutete, aber der Begriff gefiel ihm.
„Ein wenig kitschig schon. Aber nicht auf schlechte Art“, sagte Michael. Er war überrascht, dass Griffin auch eine weiche Seite hatte. Kunst? Sich für eine Beziehung aufsparen? „Also bist du nie, du weißt schon …“
„Nie in jemandem gekommen?“, beendete Griffin den Satz für ihn. „Nein. Niemals. Aufklärungsgespräch mit dem Vater im Alter von dreizehn Jahren: ‚Mein Sohn, wir haben mehr Geld als Gott. Wenn du ein Mädchen schwängerst, wird sie uns die Hälfte davon wegnehmen. Also benutze immer Kondome.‘ Und dann hat er mir eine Packung Londons gegeben.“
Michael lachte laut auf, als Griffin die ernste Stimme seines Vaters imitierte. Dann fiel ihm etwas ein, und er verstummte.
„Warte, Nora, sie hat …“
„Sie hat mir einen geblasen. Wenn du geblieben und bis zum Ende zugeschaut hättest, hättest du gesehen, dass ich kurz vor dem Ende noch ein Kondom übergestreift habe.“
Michael grub in Gedanken ein Loch und kroch hinein. Griffin hatte ihn vor zwei Tagen gesehen?
„Griffin.“ Er verschluckte sich beinahe an den Worten. „Es tut mir so leid. Ich hatte nicht vor … Ich war auf dem Weg zur Küche und hörte …“
„Mick, beruhige dich.“ Griffin lächelte ihn an. „Ich bin nicht böse. So bin ich nun mal. Ich ficke andauernd vor den Augen anderer Leute. Aber es war irritierend, dass du nicht hereingekommen bist und uns Gesellschaft geleistet hast.“ Griffin zwinkerte ihm zu.
Michaels Zehen wurden ein wenig taub.
„Ich denke, das hätte Nora nicht gefallen“, sagte Michael, wobei er sich nicht sicher war, ob das wirklich stimmte. Er hatte schon öfter von Dreiern geträumt. Gerade letzte Nacht waren seine Gedanken ein wenig zu weit auf Wanderschaft gegangen, und er hatte sich vorgestellt, von Nora dominiert zu werden, während Griffin ihnen zusah.
„Deine Herrin liebt Zuschauer. Ich habe sogar schon zugesehen, wie dein Priester deine Herrin gefickt hat, nachdem King und ich es ihr besorgt hatten.“
Michael hatte das Gefühl, als würden ihm gleich die Augen herausfallen.
„Du hast gesehen, wie Father S. …“
„Gefickt hat? Ja. Damals, als deine Herrin nur eine Sub war wie du, hat er alles Mögliche angestellt, um sie in unserem Club zu demütigen. Das hat sie total angemacht. Weißt du, warum ich und King und dein Priester sie alle in der gleichen Nacht gevögelt haben?“
Michael schüttelte den Kopf. Er hatte keine Ahnung.
Griffin lehnte sich zu ihm, wie um ihm ein Geheimnis anzuvertrauen. Jeder Muskel in Michaels Körper spannte sich an, als Griffin seinen tätowierten muskulösen Körper an ihn drückte. Er versuchte, den Wassertropfen zu ignorieren, der von Griffins Haaren über seinen Hals glitt und in der Kuhle an seinem Schlüsselbein zur Ruhe kam.
„Es war ihr Geburtstag. Und sie hatte es sich gewünscht“, flüsterte Griffin.
„Oh mein Gott“, keuchte Michael und zog die Knie zur Brust. Dieses Mal allerdings nicht aus Selbstschutz, sondern um seine Erektion zu verbergen.
„Ich weiß. Das war eine geile Nacht.“ Griffin stieß einen sehnsüchtigen kleinen Seufzer aus. „Kurz danach ging allerdings alles den Bach runter. Nora ließ deinen Priester fallen und verschwand einfach. Als sie zurückkam, war alles anders.“
„Sie kam zurück und fing an, als Domina zu arbeiten, oder?“ Michael wusste ein wenig von Noras Geschichte. Father S. hatte sie ihm in groben Zügen erzählt. Er hatte Nora getroffen, als sie fünfzehn gewesen und noch Eleanor genannt worden war. Es war Liebe auf den ersten Blick gewesen. Mit achtzehn hatte ihre Ausbildung begonnen. Erster Sex mit zwanzig. Sieben glückliche
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