Gesetze der Lust
erzählte. Er konnte kaum glauben, dass sie so viele berühmte und mächtige Kunden hatte. Es war ein gutes Gefühl zu wissen, dass so viele Männer, zu denen die Welt aufschaute, sexuell submissiv waren … so wie er.
In Griffins Gesellschaft verging die Zeit so schnell, dass Michael kaum mitbekam, wie der Raum immer dunkler wurde, als die Sonne am Himmel tiefer sank. Er konnte sich nicht erinnern, in einer Unterhaltung mit jemandem jemals so viel Spaß gehabt zu haben. Er hasste es, zu reden. Oder dachte bisher, dass er es hasste. Mit Griffin jedoch fand er auf einmal Spaß an Dingen, von denen er nie gedacht hätte, dass er sie mochte – persönliche Fragen beantworten, seine Kunst zeigen, reden. Griffin war gute sechs bis sieben Zentimeter größer als er, hatte mindestens zwanzig Kilo Muskelmasse am Leib und war dominant. Wieso also fühlte Michael sich in seiner Gegenwart so sicher?“
„Falls sie also jemals wieder verhaftet werden sollte“, schloss Griffin seine Geschichte. „Müssen sie den Gefängnistransporter und Unterstützung rufen, weil in ihren Akten vermerkt ist, dass sie sich ganz leicht aus Handschellen befreien kann.“
„Das ist faszinierend. Weiß Father S. …“ Ein Klopfen an der Tür unterbrach Michaels Frage. Er drehte sich um und sah Griffins britischen Butler im Türrahmen stehen.
„Mr Dimir“, sagte der Butler in seinem perfekt versnobten Akzent. „Die Herrin verlangt nach Ihnen.“
Michaels Herz machte einen Sprung. Dreizehn Monate waren vergangen, seitdem er mit Nora zusammen gewesen war. Dreizehn Monate, seitdem er mit irgendjemandem zusammen gewesen war. Und jetzt, in diesem Augenblick, hatte die einzigartige Nora Sutherlin nach ihm rufen lassen.
Er wandte sich zu Griffin um, der ihm ein so verruchtes Lächeln schenkte, dass Michaels Knie unter ihm nachgaben – obwohl er immer noch auf dem Bett saß.
„Geh schon, Mick. Es ist Showtime.“
11. KAPITEL
Bei der Sacred Heart angekommen, fragte Suzanne sich, was um alles in der Welt sie hier machte. Ihre kurze Begegnung mit Father Stearns hatte ihre Faszination für diesen Mann nur noch gesteigert. Als Reporterin war sie mit einem sehr empfindlichen Bullshit-Detektor gesegnet. Father Stearns hatte gesagt, er könne einen ehemaligen Katholiken auf tausend Meter erkennen. Vielleicht stimmte das. Aber sie konnte allein an dem Blick einer Person erkennen, ob sie log oder die Wahrheit sagte.
Ich habe seit Wochen keinen Exorzismus mehr durchgeführt .
Bullshit.
Mein Büro steht immer offen .
Wahrheit.
An einem Samstagabend nach Einbruch der Dunkelheit vermutete Suzanne nicht, dass sie in der Sacred Heart noch irgendjemand antreffen würde, auch nicht Father Stearns. Vielleicht könnte sie einen Blick in sein Büro werfen und ein paar Einblicke in das Leben ihres Zielobjekts bekommen.
Sie parkte ungefähr fünfzig Meter von der Kirche entfernt. Auf dem Weg zum Seiteneingang studierte sie ihre Umgebung genau. Viele Leute, die in New York arbeiteten, wohnten in kleinen Städten wie dieser, zum Beispiel in Connecticut – sie waren sicherer, sauberer und hatten bessere Schulen. Wakefield wirkte wie ein charmanter kleiner Vorort, der beste Platz, um eine Familie zu gründen. Klein, aber mit gepflegten Häusern, ordentlichen Straßen, historischen Geschäften und keinen nennenswerten Verbrechen … eine perfekte kleine Stadt. Zu perfekt für Suzannes Geschmack.
Bei so viel Idylle wurde sie misstrauisch. Adam war perfekt gewesen – perfekt glücklich, perfekt zufrieden, perfektes Leben –, bis er Selbstmord begangen hatte.
Sie schloss die Augen und sah sein Gesicht vor sich, etwas, das sie meistens versuchte zu vermeiden. Sie sahen einander wirklich ähnlich, das sagte jeder. Aber abgesehen von ihren dunkelbraunenAugen, den rotblonden Haaren und dem ovalen Gesicht hatten sie beinahe nichts gemein. Sie war eine Skeptikerin, die Zynikerin, die Temperamentvolle in ihrer Familie. Adam war der Engel, der perfekte Erstgeborene ihrer Eltern. Süß, lieb, ausgeglichen und so gläubig, dass sie ihm nicht erzählte, als sie aufhörte, an Gott zu glauben, weil sie wusste, es würde ihm das Herz brechen. Und die ganze Zeit über trug er dieses grausame Ding in sich herum, das jemand anderes dort eingepflanzt hatte … eine Dunkelheit, eine Vergiftung, wie er es in seinem Abschiedsbrief genannt hatte. Oh Gott, der Abschiedsbrief.
Ich bin unrein, vergiftet. Ich ertrage es nicht, auch nur noch eine Dusche zu nehmen und zu wissen, egal,
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