Gesetze der Lust
Streitwagen, der von ihren jungen Männern gezogen wurde. Sie hatten Zaumzeug um und trugen Brustgeschirre.
„Oh, wie schön, ein Pferdchenspiel. Ich mag Pferdchen.“ Nora beugte sich vor und stützte ihr Kinn in die Hand. „Es macht Spaß, auf ihnen zu reiten.“
Griffin verdrehte die Augen. „Als ob du jemals in deinem Leben auf einem echten Pferd gesessen hättest.“
Nora setzte sich gerader hin. „Sie sollten wissen, Master Fiske, dass ich schon zu vielen Gelegenheiten ausgeritten bin. Nun ja, zu drei, um genau zu sein. Mein ehemaliger Praktikant Wes stammte aus Kentucky. Und offensichtlich reitet in Kentucky jeder.“
Griffin zuckte mit den Schultern. „Naja, eigentlich nur die Blaublüter in Kentucky. Pferde sind sehr teure Haustiere.“
Nora grinste. „Wes Railey? Ein Blaublüter? Der Junge konnte sich nicht mal ein gescheites Auto leisten. Er hatte einen Käfer. Armer Kerl.“
Michael schaute Nora an. Sie lächelte. Aber ihr Lächeln wirkte seltsam, beinahe angestrengt. Ganz anders als sonst.
„Railey?“ Griffin neigte den Kopf und schaute Nora an. „Du meinst die Raileys aus Kentucky?“
„Was weiß ich. Er ist ein Railey, und er kommt aus Kentucky“, sagte Nora.
„Weißt du, wie seine Eltern heißen?“ Griffin löste seinen Blick von der Pferdeshow auf der Bühne und schenkte Nora seine volle Aufmerksamkeit. Nora schien sich auf einmal unbehaglich zu fühlen.
„Seine Mom heißt Caroline. Ich habe ihren Namen in meinem Buch verwendet, das gerade rausgekommen ist. Und der Name seines Vaters ist …“
„Jackson“, beendete Griffin den Satz für sie. „Jackson Railey?“
Nora riss die Augen auf.
„Griffin … woher weißt du das?“
Griffin kicherte und brach kurz darauf in schallendes Gelächter aus.
„Griffin …“ Noras Stimme hatte einen bedrohlichen Unterton. „Warum lachst du?“
Griffin atmete schwer aus und holte sein iPhone aus der Tasche. Er tippte ein wenig darauf herum und lächelte dann, als etwasauf dem Bildschirm erschien. Ohne ein Wort der Erklärung reichte er das Handy an Nora weiter.
„Verdammter Hurensohn“, fluchte sie. Langsam gab sie Griffin das Handy zurück. Dann stand sie schnell auf.
„Wo gehst du hin?“, wollte Griffin wissen.
„Sorg dafür, dass Michael sicher nach Hause kommt. Wir sehen uns später am Haus. Ich muss etwas überprüfen.“
Nora verschwand in der Menge, und Michael fand sich auf einmal allein mit Griffin wieder. Es gefiel ihm gar nicht, wie sehr ihm das gefiel – falls das einen Sinn ergab.
„Griffin?“, flüsterte Michael. „Was hast du Nora gezeigt?“
Griffin schob Michael das iPhone herüber. Michael nahm es in die Hand und betrachtete das Display. Er brauchte eine Minute, um zu verstehen, was er da sah.
Dann fiel ihm als Antwort nur ein Wort ein.
„Fuck.“
14. KAPITEL
Suzanne schaute sich in Father Stearns’ Wohnzimmer um, während er sich kurz entschuldigte, um sich umzuziehen. So ein wunderschönes Haus … ein gemauerter Kamin, Hunderte von ledergebundenen Büchern und der schönste Flügel, den sie je gesehen hatte. Auf seinem Deckel lag ein Buch mit Gedichten von John Donne. Sie öffnete das Buch an der Stelle, die mit einem alten bestickten Lesezeichen markiert war.
Komm in meine Arme, denn da du denkst, es wäre zum
Besten ,
meine Träume nicht zu träumen, soll es so sein .
„Ich darf John Donne lesen“, sagte Father Stearns hinter ihr. „Er war ein Geistlicher.“
„Ein anglikanischer Priester, der antikatholische Schriften verfasst hat“, erinnerte sie ihn.
„Ich nehme das nicht persönlich.“
Suzanne lächelte nervös, als Father Stearns ihr das Buch aus der Hand nahm und es auf den Flügel legte. Er hatte geduscht – sein blondes Haar war noch feucht und wirkte somit viel dunkler – und wieder sein Kollar angelegt. Verdammt. Sie würde wirklich gerne mal seinen Hals sehen.
„Spielen Sie?“ Sie deutete auf das Klavier.
„Ich konnte Klavier spielen, bevor ich Englisch sprechen konnte. Meine Mutter hat es mir beigebracht.“
„Ihre dänische Mutter?“
Father Stearns lud sie ein, sich in einen Sessel zu setzen, und nahm ihr gegenüber Platz. Die Sonne war gerade untergegangen, und das einzige Licht im Raum kam von einer kleinen Lampe.
„Meine Mutter war achtzehn Jahre alt, als sie in die Vereinigten Staaten kam. Sie hatte ein Musikstipendium für ein Konservatorium in New Hampshire. Dieses Stipendium deckte abernur die Studiengebühren. Also nahm sie eine Stelle als
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