Gesetze der Lust
Zeit.“
Ein Hubschrauber. Sie flogen tatsächlich in einem verdammten Hubschrauber in die Stadt.
Den ganzen Flug über saß Michael am Fenster und starrte auf die Erde unter sich, die Wolken über sich und den Horizont vor sich. Er konnte nicht fassen, dass Griffin so leicht einen Helikopter organisierte, wie andere Leute ein Taxi herbeiwinkten. Griffin … Griffin musste ihn für verrückt halten. Als Michael während des Fluges total hin und weg gewesen war, hatte Griffin ihn nur mit unverhohlener Belustigung angeschaut. Michael war es egal – er konnte seinen Blick einfach nicht von der Aussicht losreißen.
„Ich habe meine Kamera dabei.“ Griffin tippte Michael aufs Knie, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Michael gefiel es, wie Griffin mit der Pilotenbrille und den Kopfhörern aussah. „Willst du Fotos machen und sie deinen Freunden schicken?“
Michael schüttelte den Kopf und wandte sich wieder der Aussicht zu. Er hatte keine Freunde, denen er irgendwelche Fotos schicken konnte.
Der Hubschrauber landete in dem Augenblick auf dem Heliport eines Gebäudes in Hell’s Kitchen, in dem die Sonne endgültig hinterm Horizont verschwand. Michael folgte Nora und Griffin zu der Tür auf dem Dach. In seiner schlichten Baumwollhose, dem weißen Hemd und der schwarzen Jacke fühlte er sich im Vergleich mit Griffin, der eine schwarze Lederhose und ein schwarzes Seidenhemd trug, fürchterlich underdressed. Nora trug auch einen schwarzen Anzug – Fedora, Hosenträger, rotes Hemd, schwarze Krawatte … das ganze Drum und Dran.
Als sie die Treppen hinuntergingen, schaute sich Nora zu ihm um und grinste.
„Ich werde dich aus den Gazetten raushalten, Kleiner. Mach dir keine Sorgen. Ich habe uns ein Separee herrichten lassen. Du gehst mit Griffin schon einmal vor, während ich für ein wenig Aufsehen sorge.“
„Ich liebe Aufsehen“, sagte Griffin und nahm mit einem breiten Grinsen die Sonnenbrille ab und steckte sie in seine Tasche. Michael blinzelte und zwang sich, wegzuschauen. Er musste wirklich einen Weg finden, Griffin nicht ständig anzustarren.
Am Fuß der Treppe angekommen, hörte Michael leise Musik. Nora trat an die Tür und klopfte energisch – drei kurze Klopfer gefolgt von zwei längeren.
„Ein geheimer Code?“, fragte Michael flüsternd.
„Morsecode für SM.“
Michael riss erstaunt die Augen auf. „Wirklich?“
Griffin zuckte mit den Schultern und blinzelte ihm zu. „Keine Ahnung.“
Die Tür wurde geöffnet, und ein Mann trat in den Flur. Michael schaute zu ihm auf.
„Jungs, sagt Hallo zu meinem Freund Brad Wolfe“, sagte Nora mit einem eleganten und offensichtlich spöttischen Nickenzu dem einzigen Mann, dem Michael jemals so nahe gekommen war, der größer war als Father S. „Auch bekannt als …“
„Der Große böse Wolf“, beendete Griffin den Satz für sie und streckte seine Hand aus. „Sie sind eine Legende.“
Der Mann, der nach Michaels Schätzung gute zwei Meter groß und dank seiner enormen Muskeln ungefähr genauso breit war, nahm Griffins Hand und schüttelte sie. Er schien um die vierzig zu sein und sah auf eine derbe Art gut aus, wie Nora es wohl formuliert hätte. Michael fand ja, dass Griffin das Optimum an männlicher Perfektion war, aber Frauen schien Brads Aussehen zu gefallen. Zumindest Nora ging es wohl so, wenn man sah, wie sie ihn anlächelte.
„Wie geht es meinem Großen bösen Wolf?“, frage sie.
Er hob seine dunklen Augenbrauen.
„Rotkäppchen, was treibt dich in meinen Teil des Waldes?“
„Ich will ein wenig Ärger verursachen. Hast du Lust mitzumachen?“
„Ich weiß nicht. Du bist immer noch mit …“ Brads Stimme verebbte, und er warf Michael und Griffin einen bedeutungsvollen Blick zu.
„Mit meinem Priester zusammen?“, beendete sie den Satz für ihn. „Ja, das bin ich. Nimm’s nicht persönlich. Du bist immer noch der zweitbeste Sadist der Stadt.“
„Das fasse ich als indirekte Kritik auf.“ Brad stupste Nora unters Kinn. „Aber zu dir konnte ich noch nie Nein sagen, Grünauge. Was brauchst du?“
„Ich habe ein Separee für die Show gebucht. Kannst du Junior hinbringen, ohne dass ihn jemand sieht?“
Brad schaute Michael an, der sich unter seinem Blick leicht unwohl fühlte.
„Nora … wie alt ist er?“
„Er ist schon alt genug“, sagte sie, ohne mit der Wimper zu zucken.
„Alt genug wofür?“
Michael hustete.
„Ich darf Auto fahren.“
„Guter Gott.“ Brad lachte und verdrehte die Augen. „Du bist
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