Gesetze der Lust

Titel: Gesetze der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz

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sehen?“ Michael war beeindruckt.
    Nora nickte. „Zuerst einmal ist das reines Showgehabe. Sie bewegt sich zu langsam und trifft ihn mit der Breitseite der Fransen und nicht mit den Spitzen.“
    „Aber es sieht so aus, als würde sie ganz schön hart zuschlagen.“ Michael betrachtete die Szene auf der Bühne mit zusammengekniffenen Augen.
    „Die Spitze der Peitsche ist das, was zählt.“ Nora streckte ihren Arm aus und berührte Griffins Gesicht. „Es ist ein Unterschied zwischen dem hier.“ Sie fuhr ihm mit der flachen Hand über die Wange, bis Griffin seufzte. „Und dem hier.“ Sie drehte ihre Hand um und schnippte mit der Fingerspitze gegen Griffins Ohr. Griffin zuckte zusammen und verzog das Gesicht.
    „Autsch, Nor. Ich würde ja mein Safeword sagen, aber ich habe es vergessen.“
    „Es ist Schnabeltier . Also ja, sie liefert eine gute Show, aber sie tut ihm nicht weh.“ Nora zeigte auf die Bühne, wo der junge Mann am Kreuz weiter dramatisch aufschrie. „Wir können hiernach für ein wenig guten SM in Brads Verlies ‚Dark Forest‘ gehen. Dort gilt die RES-Regel.“
    „RES?“, fragte Michael. „Was bedeutet das?“
    „RES steht für Risikobewusster Einvernehmlicher Sex“, erklärte Nora. „Im Gegensatz zu SGE.“
    „Sicher, Gesund und Einvernehmlich“, sagte Griffin und verdrehte die Augen, als Nora gähnte. „Genau, SGE ist zahmer. Das ist für die Mütter und Väter in den Vororten, die PlüschHandschellen unter ihrem Bett verstecken.“
    „RES ist eher für Leute wie uns“, sagte Nora. „Menschen, die es rauer mögen, ein wenig gefährlicher, ohne Safeword und so.“
    „Spielen du und Søren jemals ohne Safeword?“ Griffin lehnte sich zurück und streckte die Arme auf der Rückenlehne des Sofas aus. Michael wurde beim Anblick des schwarzen Seidenstoffes, der sich über seiner Brust spannte, ganz heiß.
    Nora schüttelte den Kopf.
    „Ich sagte, ich mag es hart. Ich habe nicht gesagt, dass ich den Wunsch habe zu sterben.“
    Vor ihnen auf der Bühne erlaubte Nyx ihrem Harem, den jungen Mann vom Kreuz zu befreien. Er krabbelte auf allen vieren zu ihr und küsste ihr die Stiefel.
    „Ah …“ Nora seufzte. „Die guten alten Tage. Ich vermisse die Zeiten, als Fußfetischismus noch angesagt war. Nichts ist heißer als ein männlicher Sub, der einem diese Ehre erweist.“
    „Dem kann ich nur zustimmen“, sagte Griffin nickend.
    „Gibt es viele männliche Subs?“, fragte Michael, während der junge Kerl auf der Bühne sich seinen Weg von Nyx’ Waden zu ihren Knien hochküsste.
    „Mehr als die Leute zugeben wollen“, sagte Nora. „Vor allem die Männer. Du, Engel, bist zwar etwas Besonderes, aber nicht einzigartig. Es gibt vermutlich genauso viele männliche Subs da draußen wie männliche Doms.“
    „Wirklich?“
    „Ja, Mick“, schaltete Griffin sich ein. „Und nicht nur in der schwulen SM-Szene.“
    „Die Lieblingsfantasie von Heteromännern ist Sex mit einerschönen Frau.“ Nora trank einen Schluck Wein. „Aber was steht wohl an zweiter Stelle?“
    Griffin grinste und hielt zwei Finger hoch. „Nummer zwei“, sagte er, „ist, von einer schönen Frau gefesselt und dann gefickt zu werden. Damit wäre selbst ich einverstanden.“
    „Mehr als einverstanden, wenn ich mich recht erinnere …“ Nora seufzte sehnsüchtig und blinzelte Griffin zu.
    „Wenn es so viele von uns gibt“, setzte Michael an, „warum …“
    „Warum fühlst du dich dann so allein?“ Nora schaute ihn liebevoll an.
    Michael nickte stumm.
    „Du bist nicht allein“, sagte sie. Griffin streckte die Hand aus und drückte Michaels Knie. Unglücklicherweise löste diese freundliche Geste eine mehr als freundliche Reaktion in Michaels Boxershorts aus.
    „Männliche Subs haben mir mein Haus finanziert, Engel“, fuhr Nora fort. „Sie haben mir meine Autos gekauft. Sie haben aus mir eine wohlhabende Frau gemacht. Ich hatte die unterschiedlichsten Menschen in meinem Verlies – Poeten und Künstler, Priester und Rabbis, Polizisten und Räuber.“
    „Polizisten?“
    „Oh ja. Je größer und härter sie tun, desto eher wollen sie, dass eine Frau sie Schlampe nennt und auf ihnen herumtrampelt.“
    „Oder ein anderer Kerl.“ Bei diesen Worten schaute Griffin Michael an.
    „So, Ruhe jetzt, der zweite Akt fängt an.“
    Nyx führte ihren Harem von der Bühne. Innerhalb von wenigen Minuten kehrten sie zurück, aber dieses Mal trug Nyx die Robe einer römischen Göttin. Und sie fuhr auf einem