Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord
wenn es mir im Augenblick schwer fällt, an
den harmlosen eigendynamischen Zufall zu glauben. Ich glaube, ich muss mich wieder
hinlegen.“
„Tu das,
Susanne, und nimm doch eine von diesen wunderbaren Pillen, du weißt schon. Ach,
und noch etwas, hast du vielleicht einen Ersatzschlüssel, den du mir geben
kannst. Dann komme ich später noch mal vorbei und brauche dich nicht extra wecken.“
„Hier
nimm den Schlüssel vom Schlüsselbund, den brauche ich vorerst nicht. Kannst ihn
mir heute Nachmittag wiedergeben. Ob ich eine Tablette nehme weiß ich noch
nicht. Weißt du Ärzte sind im Verschreiben von Medikamenten gegenüber Patienten
meistens sehr großzügig. Sie selber nehmen aber nur selten etwas. Mal sehen.
Wenn ich so schlafen kann, dann versuche ich es erst mal ohne Valium. So und
nun mach es gut.“
„Ruh dich
aus und wenn du willst, dann nehme ich Amelie mit zu mir und ich gehe später
noch eine kleine Runde mit ihr. Was hältst du davon?“
„Du bist
ein echter Schatz, wie kann ich das nur wieder gut machen? Vielen Dank und
macht es gut ihr beiden“, sagte ich zu Angela aber auch zu Amelie, der ich
sanft über den Kopf strich.
Ich ging
die Treppe zum Schlafzimmer hinunter und hörte kurz darauf, wie meine
Wohnungstür ins Schloss fiel.
Ich ging über die Felder
spazieren, war aber ohne Hund. Es ging ein Mann neben mir, den ich flüchtig von
anderen Spaziergängen kannte. Auch er hatte keinen Hund dabei. Dafür hatte er
aber eine getigerte Katze an der Leine, die wie selbstverständlich neben ihrem
Herrchen trabte. Eben schien noch die Sonne, und wir waren schon eine Stunde
unterwegs, als der Himmel sich mehr und mehr verdunkelte. Ich redete und redete
und redete, wobei ich mit Armen und Beinen wild gestikulierte. Mit einem Mal
blieb ich wie angewurzelt stehen, mir gefror das Blut in den Adern. Der Mann
neben mir legte mir erst seine flache Hand auf den Rücken und in dem Moment,
als er seine Hand um meine Schulter legen wollte rastete ich aus. Ich schlug
dabei um mich und kämpfte um mein Leben. Ich traf ihn dabei mit der Faust am
Kopf, aber er zeigte keine Reaktion. War der Mann aus Stahl? Ich schlug weiter
um mich, schrie ‚Neeeeiiiiiin’ und schlug immer weiter.
Ich wurde wach – klatschnass
geschwitzt. Ich hatte wohl in meinem Bett wirklich um mich geschlagen, denn ich
fühlte eine leichte Schwellung am Kopf und das Gelenk des Zeigefingers tat weh.
Offenbar hatte ich mich selber mit der Hand am Kopf getroffen. Was war das denn
gewesen? Meine Nerven lagen blank. In meinem Traum erlebte ich die Situation
von Freitagabend noch einmal bis zu dem Punkt, an dem mir mein Peiniger seine
Hand um meine Schulter gelegt hatte. Ich war vermutlich wach geworden, weil ich
das nochmalige Erleben nicht mehr ertragen konnte.
Ich lag
in meinem zerwühlten Bett, war völlig durcheinander und es machte mich wütend.
Ein Mensch hatte mein Leben völlig aus den Fugen gehoben, was jetzt schon dazu
führte, dass ich so einen Scheiß träumte. Es dauerte einige Zeit, bis ich mich
innerlich beruhigt hatte. Durch den Alptraum war nicht nur mein Pyjama
klatschnass, sondern auch mein Bettzeug. Ich stand auf, zog ein sauberes
Nachthemd an, zog das Bett ab und ging ins Bad. Jetzt hatte ich eindeutig
genug. Es reichte und ich beschloss nun doch eine Valiumtablette zu nehmen.
Offenbar schaffte es meine Seele nicht, sich ohne chemische Hilfe zu beruhigen.
Ich ging wieder ins Bett, lag mit offenen Augen da und starrte zur Decke. Nach
kurzer Zeit umhüllte mich ein wohlig warmes Gefühl und ich fiel in einen
tiefen, traumlosen Schlaf.
44
Durch einen dumpfen Knall, der von der Straße kam wurde
ich wach. Zuerst dachte ich, dass jemand eine volle Sektflasche fallen gelassen
hatte. Es gab erst diesen dumpfen Knall, wie wenn ein schwerer Gegenstand zu
Boden fällt und anschließend hörte man zersplitterndes Glas.
Ich sah
zur Uhr: 2.10 Uhr. Können die Leute nicht ein bisschen besser aufpassen, es ist
Sonntagnacht. Gerade wollte ich mich wieder umdrehen um weiter zu schlafen, als
ich von draußen laute Stimmen hörte. Das klang sehr merkwürdig. Es waren
Männerstimmen zu hören, die sich scharfe Kommandos zuriefen.
Was ist
denn da los, dachte ich und beschloss nachzusehen. Ich schaltete die
Nachttischlampe ein, stand auf und bemerkte, dass Amelie unruhig durch die Wohnung
lief. Irgendetwas stimmte hier nicht.
Ich ging
nach oben ins Wohnzimmer und sah durch die noch geschlossenen Gardinen das
blau-weiße Licht von
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