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Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord

Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord

Titel: Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Fischer
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drehe noch durch. Wenn doch nur schon Ergebnisse vorlägen.
Markus hat gesagt, dass es bis Mitte der Woche dauern kann, bis die Ergebnisse
aus dem Labor da sind. Was soll ich bis dahin nur tun?“
    „Du
weißt, ich bin immer für dich da. Ratschläge, was du am besten tust will ich
dir gar nicht geben, denn sie wirken entweder hilflos oder überheblich. So als
wüsste ich besser was zu tun ist als du. Aber hast du nicht dieses
Beruhigungsmittel da? Die kleine Pille, die du mir vor kurzem gegeben hast –
mein Gott, wie schrecklich, dass du jetzt selber so etwas erlebt hast, also mir
hat die kleine Pille gut getan. Wobei ich nicht meine, dass mit einer Pille
gleich wieder alles gut ist. Denn ich bin immer noch so unter Drogen, dass ich
mich manchmal selber nicht wiedererkenne. Glaub also bitte nicht, dass für mich
die Welt wieder in Ordnung wäre, nur weil ich hier so tatkräftig zupacke. Das
kann ich nur, weil ich absolut zugedröhnt bin und es tut mir auch gut etwas zu
tun, speziell für dich. Und wenn du willst mache ich gleich eine Runde mit
Amelie. Oder kommst du mit? Wenn du aber allein gehen willst, ist das für mich
auch kein Thema.“
    „Ich
glaube ich würde gerne allein gehen. Bitte nicht falsch verstehen. Ich komme am
Nachmittag noch mal bei dir vorbei. Räum doch einfach die Wurst und alles
andere in den Kühlschrank, das Geschirr räume ich auf, wenn ich zurück bin. Ich
mach mich dann jetzt gleich auf den Weg. Und wenn ich zurück bin, dann muss ich
mal nachsehen ob noch ein paar von den kleinen Pillen da sind.“
     „Die
Bewegung wird dir gut tun“, sagte Angela.
    „Was mach
ich nur, wenn mir das Arschloch von gegenüber begegnet. Wenn ich ihn treffe,
dann muss ich bestimmt kotzen.“
    „Versuch
die Gegend im Auge zu behalten und wenn dir jemand entgegen kommt, den du nicht
sofort erkennst, dann kehr um. Auf eine Begegnung würde ich es auch nicht
ankommen lassen. Und nun geh schon. Bis später.“
    Die
Scheibe Toast hatte ich nur bis zur Hälfte gegessen. Mehr ging einfach nicht.
Den Kaffee wollte ich aber nicht stehen lassen. Ich kippte ihn mit einem Mal
runter, stand auf und zog mich an. Amelie freute sich und lief ganz aufgeregt
vor mir her. Ich ging wie automatisch den Weg in Richtung Liblarer See. Einmal
am Grubenweg angekommen, ließ ich Amelie von der Leine. Ich hatte keinen Blick
für den Weg und auch Amelie beobachtete ich nur mit einem halben Auge. Ich
versank in einer tiefen Grübelei. Was, wenn der Mörder doch der gleiche Mensch
war, wie mein Angreifer. Plötzlich empfand ich absolut tiefe Trauer – Trauer um
die beiden toten Frauen. Obwohl ich ihnen nie begegnet war, fühlte ich mich
ihnen so vertraut wie eine Schwester. Ihre Angst und Scham hatte ich
gleichermaßen gefühlt. Das Gefühl der Hilflosigkeit und die Verletztheit
verbanden uns. Und wie schlimm musste ihre Panik gewesen sein, als sie erkannt
hatten, dass sie dem Tod ins Auge blickten und nicht mehr entrinnen konnten.
Ich konnte letztlich nur ahnen, was sie gefühlt hatten. Andere Menschen werden
sie mit der Zeit vergessen, oder zumindest wird die Erinnerung schwächer. Aber
werde ich die beiden Frauen je vergessen können? Mir hätte das gleiche
passieren können.  

43
     
    Auf meinem Spaziergang mit Amelie
war mir zum Glück niemand begegnet. Nach einer Stunde waren wir wieder zurück.
Amelie war glücklich über die vielen gefundenen Duftnoten, und ich war froh
wieder zu Hause zu sein. Die frische Luft hatte meinem Kopf gut getan, aber ich
zitterte leicht und fühlte mich körperlich schwach, hohl und kraftlos. Die eine
Stunde war vielleicht doch etwas zu viel gewesen.
    Ich
schloss die Wohnungstür auf, ließ die Leine auf das Garderobenschränkchen
fallen, schlüpfte aus meiner Jacke und schmiss sie über einen Garderobenhaken.
Ich musste mich unbedingt hinsetzen.
    Puh, ich
war richtig kaputt. Gegessen hatte ich außer der halben Toastscheibe noch
nichts. Aber irgendwie hatte ich auch gar keinen Appetit. Es klingelte an der
Tür. Mit großer Mühe erhob ich mich von der Couch und ging langsam zur Tür.
    Angela
stand vor mir.
    „Hallo
Susanne, ich habe gehört, dass du zurückgekommen bist, und ich glaube du
solltest im Augenblick einfach nicht allein sein. Darf ich reinkommen?“
    „Ja,
komm. Ich bin völlig erledigt. Der kleine Spaziergang war vielleicht doch zu
viel für mich. Aber Gott sei Dank ist mir keiner begegnet. Wenigstens das. Komm
setz dich. Wenn du etwas trinken möchtest, dann bedien dich doch.

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