Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord
Rettungsfahrzeugen blitzen. Ich zog die Gardinen beiseite.
Aber es waren gar keine Rettungsfahrzeuge, es war die Feuerwehr und ein
Streifenwagen der Polizei. Ich riss die Balkontür auf und erkannte sofort, dass
es unter dem Carport brannte. Von meinem Auto konnte ich nur die
Kofferraumklappe und die Stoßstange erkennen. Alles schien unversehrt. Aber ein
Nachbarauto brannte lichterloh. Es war der schwarze Mercedes.
Oh Gott,
dachte ich, schon erschüttert, aber doch merkwürdig unberührt. Erleichtert
dachte ich noch, dass die Feuerwehr mal schön aufpassen sollte, dass das Feuer
nicht auf mein Auto überspringt. Da mein Auto neben dem brennenden Mercedes
stand, beschloss ich, doch mal nach dem Rechten zu sehen. Ich zog mir schnell
etwas an und fand meinen Haustürschlüssel nach einigem Suchen auf dem
Küchentisch. Hatte ich den Schlüssel dahin gelegt? Ich konnte mich im Moment an
gar nichts Genaues erinnern. Egal, jetzt würde ich mich erst einmal bei dem
brennenden Auto blicken lassen.
Ich
schnappte mir meinen Schlüsselbund und verließ die Wohnung. Als ich um das Haus
ging, zögerte ich. Denn die Feuerwehr hatte immer noch alle Hände voll zu tun
und ich wollte nicht dazwischen laufen. Ich beschloss, mich durch Rufen
bemerkbar zu machen.
„Hallo,
mir gehört da auch ein Auto“, so eine blöde Formulierung. Aber irgendwie fiel
mir nichts Besseres ein.
Eine
Polizistin drehte sich um, sah mich und kam auf mich zu.
„Gehört
Ihnen der Scenic“, fragte sie.
„Ja“,
antwortete ich völlig ahnungslos.
„Der hat
auch gebrannt“, sagte sie nur.
Es war
als würde sich unter mir der Boden öffnen. Das konnte doch nicht wahr sein,
schoss es mir durch den Kopf. Dann gaben meine Beine unter mir nach. Die
Polizistin hatte mich mit einer blitzschnellen Reaktion aufgefangen.
„Kommen
Sie, wir gehen mal ein Stück von hier weg.“
Wir
gingen zur Haustür und setzten uns auf die Stufe davor. Ich kauerte mich zusammen,
die Knie ganz an den Körper herangezogen und meine Stirn dagegen gelehnt. Ich
wiegte mich hin und her, eine typische Schockreaktion, mein ganzer Körper bebte
und ich schluchzte laut.
„Mein
schönes Auto, mein schönes Auto“ war das einzige was ich herausbekam.
Die
Polizistin hatte sich neben mich gesetzt und mir beruhigend den Arm um die
Schulter gelegt. Wir saßen eine Weile schweigend da. Starker Rauch, der
mittlerweile um das ganze Haus herum zog erschwerte zunehmend das Atmen.
Von der
Vorderseite des Hauses hörte ich jemanden laut brüllen „Alle Fenster zu!“
Meine
Augen brannten und noch immer wurde ich von Weinkrämpfen geschüttelt. Ich
konnte es einfach nicht fassen. Schließlich ergriff die Polizistin das Wort.
„Sind Sie
allein“, fragte sie.
„Ja, hm nein“,
sagte ich und fügte hinzu. „Ich habe noch einen Hund.“
„Gibt es
jemanden, den Sie anrufen können?“
„Ich weiß
nicht, um diese Uhrzeit!?“
„Soll ich
mal mit Ihnen in die Wohnung gehen und Sie überlegen noch mal, ob es nicht doch
jemanden gibt, der vorbei kommen könnte.“
Zusammen
betraten wir das Haus und ich schloss die Wohnung auf. Als mich die Polizistin
fragte, ob es nicht jemanden gäbe, der vorbei kommen könnte, dachte ich zuerst
an Angela. Aber erstens lag Angelas Schlafzimmer auf der anderen Seite des
Hauses, so dass sie von dem Vorfall wahrscheinlich gar nichts mitbekommen hatte
und außerdem schlief sie so fest, das hatte sie mir einmal erzählt, dass ich
sie gar nicht wach bekommen hätte. Wen sollte ich also anrufen.
Als wir
die Wohnung betraten, wurden die Polizistin und ich stürmisch von Amelie
empfangen.
„Keine
Angst, die ist ganz lieb“, sagte ich zu der Polizistin.
„Ich habe
einen Bekannten, den könnte ich anrufen“, sagte ich leise und noch immer
schluchzend.
„Gut,
wenn Sie ihn ans Telefon kriegen, dann geben Sie mir das Telefon und ich
spreche mal mit ihm.“
Ich nahm
mein Telefon und wählte seine Nummer. Es klingelte ein Mal, zwei Mal, drei Mal
und mein Mut sank, dass ich ihn nicht erreichen würde. Vielleicht schlief er
schon. Es war schließlich mitten in der Nacht. Aber als Computerfreak war er
eigentlich immer bis spät in die Nacht manchmal sogar bis morgens wenn die
Vögel schon anfingen zu zwitschern wach. Ich wollte gerade den Ausknopf am
Telefon drücken, als er sich doch meldete.
„Gerber.“
„Hallo
Michael, hier ist Susanne“, brachte ich mit großer Mühe hervor.
„Was ist
passiert“, fragte er alarmiert durch meine tränenerstickte
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