Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord
sauber machen. Aber warten Sie, ich gebe Ihnen ein Handtuch.“
Hinter der Kajüte war er zwei
Stufen hinabgegangen, wo sich weitere Kabinen befanden. Er erschien kurz darauf
wieder mit einem hellblauen Frottee-Duschtuch. Die Initialen YP waren in
Dunkelblau eingestickt. Ich rubbelte Amelie sauber, legte das Handtuch neben
die Tür auf den Boden und beschloss meine Schuhe auszuziehen. Das war das
wenigste, was ich tun konnte, um nicht meinerseits selber auch Schmutz herein
zu bringen.
„Möchten Sie sich setzten, oder
wollen Sie sich erst ein wenig umsehen“, fragte mich mein Gastgeber.
Ich räusperte mich und brachte
leicht krächzend hervor „ja, also, ich weiß nicht. Ich war noch nie auf einem
so schönen Boot. Ist das alles echt, was man hier sieht, die Bilder an den
Wänden, und die Dekoration? Wenn ich darf, sehe ich mich ein wenig um, ich
werde mich auch ganz vorsichtig bewegen. Amelie, du machst Platz.“
Ich setzte ganz vorsichtig
einen Fuß vor den anderen und kam mir vor wie auf Wolken. Hinter der Kajüte
folgte ich den zwei Stufen, die Jannis eben hinunter gegangen war. Ich schaute
mich in einem geräumigen Bad um und war einfach nur sprachlos. Von solch einem
Bad konnte so manch einer nur träumen. Ich ging wieder in die Kajüte zurück und
befand mich gleich in der Kombüse. Sie war ausgestattet mit einem
Zwei-Platten-Herd, einem Spülbecken und einem holzverkleideten Kühlschrank mit
klassischem Schnappgriff aus Metall. Der Boden war mit Parkett ausgelegt, in
der Kajüte dagegen lagen kostbare Perserteppiche. Die Wände in allen Räumen
waren teakverkleidet. Auf der Steuerbordseite befand sich eine Essnische mit
Polstern in leuchtendem Hellblau. An die Kombüse schloss sich eine
Vorratskammer an.
Achtern lag eine große Kabine
mit einem breiten Doppelbett und verspiegelten Wandschränken. Wie in der Kajüte
waren die Wände mit Teak verkleidet.
Jannis hantierte in der Kombüse
herum. Er sah lächelnd zu mir herüber und schien sich zu amüsieren.
„Wenn Sie sich alles angesehen
haben, dann setzen Sie sich oder kommen einfach zu mir. Der Kaffee ist gleich
fertig.“
Ich konnte mich einfach nicht
satt sehen. Es war alles sehr geschmackvoll eingerichtet. Ein Bild erkannte ich
als Das Frühstück der Ruderer von Renoir. Ein anderes Bild war nach der
Maltechnik und den Farben zu urteilen eindeutig von Miró. Kaum zu fassen. Die
Kajüte war in U-Form gestaltet und die Essnische war mit zwei Bänken und einem
Tisch in Mahagonitäfelung ausgestattet. In den Tisch waren Intarsien
eingearbeitet. Die Polsterung sah aus wie feines Wildleder oder Alcantara. Die
hellblaue Farbe stand in einem wunderbaren Kontrast zu den dunklen Tönen der
Perserteppiche. Ich hatte das Bedürfnis mich zu setzen, aber ich befürchtete,
nie wieder aufstehen zu wollen, wenn ich nur einmal diese feinen Polster
berührt hätte.
Ich setzte mich dann doch, aber
nur auf die äußerste Kante der einen Sitzbank. Instinktiv strich ich mit der
rechten Hand über den auf Hochglanz polierten Mahagonitisch. Das von der Sonne
beschienene Wasser des Sees spiegelte sich auf der dunkelbraunen Tischplatte.
„Möchten Sie dort sitzen
bleiben, oder möchten Sie in die Kombüse kommen?“
Bevor ich antworten konnte,
brachte Jannis aber schon zwei große Trinkbecher mit heiß dampfendem und
köstlich duftendem Kaffee herein. Er jonglierte zwei Becher mit einer Hand und
in der anderen Hand hielt er einen Teller mit Gebäck. Er setze die Becher auf
Korkuntersetzer ab, den Gebäckteller platzierte er in der Mitte des Tischs und
dann ging er noch einmal zurück in die Kombüse. Ich hörte Wasser rauschen und
kurze Zeit später brachte er einen Napf mit frischem Wasser für Amelie. Träumte
ich das alles nur, oder was war hier los.
Er setzte sich mir gegenüber
auf die andere Bank mit dem Rücken zum Fenster, drehte sich einmal kurz um, und
drückte auf etwas hinter seinem Rücken. Es ertönte leise Musik.
„Ich hoffe, Ihnen gefällt die
Musik. Wenn Sie lieber etwas anderes hören möchten, sagen Sie einfach
Bescheid.“
Er hatte klassische Musik
gewählt und im Augenblick war ich einfach nur überwältigt. Er hätte auch
Zwölftonmusik anstellen können, aber das hätte wohl nicht zu ihm gepasst.
Ich trank einen Schluck Kaffee
und stellte fest, dass er außerordentlich gut schmeckte.
„Ich bin absolut sprachlos und
dieser Kaffee. Der schmeckt außergewöhnlich gut. Ist das ein besonderer
Kaffee?“, fragte ich Jannis, darum bemüht,
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