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Gesichter der Nacht

Gesichter der Nacht

Titel: Gesichter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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sich hinters Lenkrad, zog den Starter. Der Motor
sprang an, überdröhnte Macs Schrei im Hintergrund, und
Marlowe raste über den Hof und schlitterte durchs Tor auf die
Straße.
      Auf der Fahrt nach Barford wußte er nur eins. Er
würde O'Conner töten. Er würde die Hände um seinen
dicken Hals legen und alles Leben in diesem grotesken Körper
abwürgen. Und wer sich ihm in den Weg stellte, den würde er
niederwalzen.
      Es begann zu regnen. Blitze zuckten über den
Himmel. Als Marlowe auf den Platz bog, krachte ein gewaltiger
Donnerschlag, Der Himmel riß auf, und ein sintflutartiger
Wolkenbruch ging nieder.
    Marlowe hielt vor O'Connors
Großhandlung. Er stieg aus dem Fahrerhaus direkt auf die
Laderampe. Der Regen peitschte ihn, als er auf die mächtigen
Schiebetüren zuging. Er zog mit aller Kraft daran, aber sie
öffneten sich nicht. Ein Stück weiter war eine kleine
Seitentür mit einem einfachen Sicherheitsschloß. Er
drückte die Klinke nieder. Nichts. Er wischte sich das Regenwasser
aus den Augen und lief ein paar Schritte rückwärts. Dann nahm
er Anlauf und trat mit dem rechten Fuß gegen die Tür. Holz
splitterte. Das Schloß gab nach. Die Tür flog krachend auf,
und Marlowe ging ins Lagerhaus.
      Unheimliche Stille bis auf das Stakkato des Regens an
den Fensterscheiben. Das Lagerhaus lag im Halbdunkel, und Marlowe
bewegte sich vorwärts, alle Sinne wach und angespannt und lauernd
auf das kleinste Geräusch. Ein leises Klicken, und der riesige
Raum wurde in helles Licht getaucht. »Wer da?« rief eine
Stimme.
      Marlowe blickte auf. Blacky Monaghan stand auf dem
oberen Absatz einer langen Holztreppe. Er hatte geschlafen, rieb sich
die Augen, blinzelte. Nach einer Weile schien er Marlowe deutlich zu
sehen. »Was willst du hier, verdammt noch mal?«
brüllte er.
      Marlowe näherte sich der Treppe. »Ich will
zu O'Connor«? sagte er. »Und wenn du mich nicht zu ihm
läßt, bring' ich dich um.«
      Furcht flackerte in den Augen des Iren. »Da bist
du hier an der falschen Adresse«, sagte er. »Der ist nicht
da.«
      Marlowe stieg langsam die Treppe hinauf und blickte
Monaghan unverwandt an. Der Ire leckte sich nervös die Lippen und
trat ein paar Schritte zurück. »Ich will keinen Ärger,
Marlowe«, sagte er. »Ich habe keinen Streit mit dir.«
      Marlowe lächelte böse. »Aber ich habe Streit mit dir, du Mistkerl«, erwiderte er.
    Entsetzen trat in Monaghans Augen, und
die Stimme schnappte ihm fast über. »Er ist nicht da«,
wiederholte er. »Er ist bei dem Mädchen in der Wohnung.
Ehrlich.« Er wich noch weiter zurück auf dem Treppenabsatz,
als Marlowe nach oben kam, und schrie: »Jetzt laß das doch,
Mensch! Ich hab' dir gesagt, was du wissen willst.«
      Marlowe schüttelte den Kopf und lachte rauh.
»Ich bin noch nicht fertig mit dir«, sagte er. »Noch
lange nicht.«
      Ein Ausdruck völliger Verzweiflung spiegelte sich
in Monaghans vom Suff gedunsenem Gesicht. Er blickte wild um sich. An
der Wand hingen ein Feuerlöscher, eine Schaufel und eine Axt, alle
grell rot. Monaghan griff nach der Axt und riß sie aus der
Halterung. Er drehte sich Marlowe zu, sabbernd vor Angst, die Axt
erhoben. »Hau ab!« schrie er. »Ich hab' den Alten
nicht umgebracht. Diesmal war's der Boß. Er hat geglaubt,
daß du mit diesem Lastwagen fährst.«
      Marlowe stand wie angewurzelt, stierte den Iren an,
und dann wallte ein ungeheurer Zorn in ihm auf, und er ging auf
Monaghan los.
      Der schwang verzweifelt die Axt. Wenn er sich etwas
mehr Zeit gelassen hätte, um die Entfernung richtig
abzuschätzen, hätte er Marlowe den Schädel spalten
können, aber blinde Panik hatte von ihm Besitz ergriffen. Marlowe
duckte sich, und die Axt sauste über seinen Kopf hinweg und
knallte gegen die Mauer. Eine gnadenlose Hand packte Monaghan bei der
Kehle, drückte zu, und die Axt wurde ihm entrissen.
      Monaghans Gesicht lief dunkelrot an. Er trat wie irr
um sich und erwischte Marlowe am rechten Schienbein. Marlowe
stöhnte und lockerte seinen Griff. Der Ire taumelte gegen das
hölzerne Geländer. Als Marlowe auf ihn zukam, holte er
verzweifelt mit der Faust aus. Marlowe fing den Schlag mit der Schulter
ab, schmetterte Monaghan die Linke in den Magen und hob das Knie, als
der Ire langsam zusammenknickte.
    Der furchtbare Tritt traf Monaghan mitten
ins Gesicht. Er torkelte rückwärts, prallte gegen das
Geländer. Das Geländer brach, und er verschwand mit einem
gellenden Schrei in der Tiefe.
      Marlowe trat

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