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Gesichter der Nacht

Gesichter der Nacht

Titel: Gesichter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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hatte eine Panne und wollte,
daß du ihm den anderen Lastwagen bringst.«
      Marlowe fluchte gotteslästerlich. »Und der
alte Herr hat darauf bestanden, sich auf den Weg zu machen?«
      Sie nickte. »Ja. Während du dich mit Jenny
O'Connor amüsiert hast, mußte er sich mühsam aus dem
Bett erheben und in die Nacht hinaus – in die kalte, windige
Nacht.«
      Bevor Marlowe etwas darauf erwidern konnte, klingelte
das Telefon. Maria stand rasch auf und hob ab. »Ja?« sagte
sie. Dann Schweigen. Sie hörte zu. Dann hielt sie sich wankend am
Tisch fest. »Wie bitte?« Sie schüttelte entgeistert
den Kopf, ließ den Hörer fallen, wandte Marlowe ihr
schmerzverzerrtes Gesicht zu. »Hugh!« flüstert sie.
»Hugh!« Sie sank ohnmächtig zu Boden.
      Marlowe hob den Hörer auf. »Hallo?« sagte er. »Hier Marlowe.«
    »Hugh, bist du's?« Macs
Stimme. »Ich bin in Bardon Bank. Das ist knapp achtzig Kilometer
von Litton weg. Komm sofort her. Der alte Herr ist tot.«
    10

    Marlowe traf kurz nach sieben am Morgen darauf in Bardon Bank ein.
Die Unfallstelle war nicht zu verfehlen. Auf halber Höhe eines
Hügels parkten ein Streifenwagen und ein paar Abschleppwagen am
Straßenrand. Marlowe hielt hinter ihnen und stellte den Motor ab.
Als er aus dem Fahrerhaus stieg, näherte sich ihm ein junger
Polizist. »Wir wollen hier keine Gaffer«, sagte er streng.
      »Der Mann, der den Unfall hatte, war mein
Chef«, erwiderte Marlowe. »Ich bin in der Nacht angerufen
worden, und man hat mir gesagt, daß ich so schnell wie
möglich hierher kommen soll.«
      Die Miene des Polizisten wurde freundlicher.
»Ja, das war Ihr anderer Fahrer. Ein Jamaikaner namens Mackenzie.
Den finden Sie im Fernfahrercafé am Fuß des
Hügels.«
      Marlowe nickte. »Danke. Aber bevor ich gehe,
würde ich's mir gern anschauen. Das heißt, wenn Sie nichts
dagegen haben.«
      Der Polizist zuckte die Achseln. »Bitte, wenn
Sie wollen… Aber ich warne Sie. Es ist kein sehr erfreulicher
Anblick.«
      Sie liefen ein Stück den Hügel hinunter und
kamen zu einem großen Loch in der Mauer am Straßenrand.
Dahinter ein steiler Abhang mit einer Tannenschonung und drunten im Tal
– fünfzehn, zwanzig Meter tiefer – ein Fluß.
      Man konnte die Bahn des Lastwagens deutlich erkennen.
Er war von der Straße abgekommen und durch die Schonung gesaust.
Marlowe sah das geschwärzte, zerschmetterte Wrack.
    Er räusperte sich. »Das sieht übel aus.«
      Der Polizist nickte. »Ich war da unten, und es ist auch übel, glauben Sie mir. Das ganze Ding ist in Flammen aufgegangen, als es auf der Talsohle aufschlug.«
    »Und der alte Herr?« fragte Marlowe.
      Der Polizist schüttelte den Kopf. »Der ist
noch drin. Oder vielmehr das, was von ihm übrig ist. Da unten sind
sie gerade mit Schneidbrennern zu Gange, um die Leiche zu
bergen.«
      Marlowe schaute noch einen Moment zu dem Wrack
hinunter. Dann wandte er sich ab. »Danke«, sagte er.
»Vielleicht sehen wir uns später noch.« Er stieg
wieder in seinen Lastwagen und fuhr zu dem Café.
      Mac saß an einem Tisch in der Ecke. Er hatte die
verschränkten Arme auf die Tischplatte gelegt und seinen Kopf
darauf gebettet. Er schlief. Als Marlowe ihn berührte, wurde er
sofort wach. Er lächelte. »Hugh! Ich dachte schon, du kommst
nicht mehr.«
      Marlowe erklärte ihm die Verspätung.
»Maria ist ohnmächtig geworden, als sie's gehört hat.
Ich habe den Arzt holen müssen. Er hat ihr ein Beruhigungsmittel
gegeben und sie ins Bett gesteckt. Sie war in einer Verfassung,
daß man sie nicht allein lassen konnte.«
    »Und wie geht's ihr jetzt?« fragte Mac.
      Marlowe schüttelte den Kopf. »Innerlich
erstarrt, fast abgestorben, das arme Mädchen. Sie nimmt es
furchtbar schwer. Sie hatte eine schlimme Nacht, bis ich Tee gekocht
und ein paar von den Beruhigungstabletten reingetan habe –
heimlich natürlich. Und dann ist sie total weggetreten.«
      Der Jamaikaner ging zum Tresen und holte zwei Tassen
Kaffee. Als er wiederkam, sagte er: »Mann, das ist eine böse
Geschichte. Mr. Magellan hätte nicht fahren sollen. Schon gar
nicht in einer solchen Nacht.«
    Marlowe nickte. »Das findet Maria
auch. Sie gibt mir die Schuld. Jenny O'Connor hat angerufen und mir
gesagt, daß sie mich unbedingt sehen muß. Maria war
ziemlich sauer, als ich hingefahren bin. Sie meint, ich hätte
dableiben sollen, um deinen Anruf entgegenzunehmen und dir den
Lastwagen zu bringen.«
      Mac schüttelte den Kopf. »Aber das

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