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Gesichter im Nebel (German Edition)

Gesichter im Nebel (German Edition)

Titel: Gesichter im Nebel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Feyerabend
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ist und bei der Jungfrau Maria, dass mir die folgenden Ereignisse wirklich zugestoßen sind und der Wahrheit, nichts als der Wahrheit entsprechen“, so stand es da geschrieben, „und mir soll die Hand abfaulen, die das schreibt, wenn ich lüge. Alles geschah im Jahre 1790, hier auf Oiléan Chléire und in diesem, meinem Haus und Garten. Selbst meine Frau Mary und meine Kinder wissen nichts von den Vorgängen, die ich hiermit an meine Nachkommen weitergebe, sowie das Wissen um einen vergrabenen Schatz aus den Raubzügen des Piraten Schwerthand. Ich habe die Wertsachen nie angerührt, sind sie doch mit dem Blut unzähliger Unschuldiger besudelt und – so wurde mir bedeutet – mit einem Fluch belegt worden. Die Zeit wird diesen bösen und wenig gottgefälligen Makel vielleicht tilgen. Dann könnte das Raubgut, die Beute eines von Gott verfluchten, habgierigen Bösewichts im Namen des allmächtigen Herrn vielleicht einmal viel Gutes tun.“
    Aufgeregt las der Fischer weiter.
    „Es besteht kein Zweifel, dass wir alle auf dieser Insel nicht alleine sind. Auf Schritt und Tritt stehen wir unter der Beobachtung von Schattenwesen, guten wie bösen, ja werden manchmal in unseren Entschlüssen und in unserem Handeln von ihnen gelenkt, wie ich es selbst erfahren habe. Ich bin gewiss ein gläubiger und gottesfürchtiger Mann, zumindest versuche ich es zu sein, aber das, was ich hier schildere, lässt sich nur schwer mit der Religion vereinbaren, der ich anhänge, sieht man einmal davon ab, dass auch in ihr von Erscheinungen die Rede ist. Der Herr steh’ mir bei und halte den Satan und seine Vasallen davon ab, mir das Mundwerk zu stopfen, bevor ich mit meiner Schrift am Ende bin. Es fällt mir ohnehin schwer, da ich kein wort- und schon gar nicht ein schreibgewandter Mann bin und den Federkiel nur unter Mühe führe, meine schier unglaubliche Geschichte zu Papier zu bringen.“
    Wieder sah Paddy scheu um sich, als fürchtete er, plötzlich die Mächte der Finsternis und deren grausige Fratzen zu erblicken.
    Das Licht der Kerosinflamme flackerte und zischte und warf ständig wechselnde, geisterhafte Schatten auf die weiß gekalkten Wände der Stube. Er fröstelte innerlich und angelte nach einer halb geleerten Flasche Gin auf dem Regal hinter sich. Er schraubte sie auf und genehmigte sich einen kräftigen Schluck. Wie ein heißer Faden rann er durch seine Kehle und begann, wärmend durch sein Blut zu summen.
    Ja, das hatte er wirklich nötig gehabt. Alle Himmel aber auch! Er hatte schon jetzt das Gefühl, als huschten lauter unerlöste Seelen um ihn herum.
    Doch alles blieb zu seinem Glück ruhig und er vertiefte sich erneut in die brisante Schrift seines Ahnherren, goss sich nebenbei ein Wasserglas mit dem Schnaps voll und gönnte sich von Zeit zu Zeit ein herzhaftes Schlückchen, um seine bis zum Zerreißen angespannten Nerven wenigstens etwas zu beruhigen. Manchmal zitterte das Glas in seiner Hand wie bei einem Säufer, der seinen morgendlichen Klapperschluck braucht, und er musste es wieder abstellen. Das war allerdings nicht der Grund, nein, er war einfach nur mächtig aufgeregt. Es war ja schließlich etwas Einmaliges, ja geradezu unerhört Abenteuerliches in seinem sonst so geregelten Leben ohne große Höhen und Tiefen passiert und er konnte es kaum verdauen. Das hier, ja, das sprengte alle Dimensionen.
    Angespannt las er weiter.
    „Es geschah kurz vor Ostern. Ich war gerade dabei, meinen Garten drei Spaten tief umzugraben, da stieß ich an einer Stelle, die meinem Grundstück erst vor ein paar Jahren zugeschlagen worden war, auf etwas Metallisches, Hartes. Vorsichtig buddelte ich weiter und legte alsbald eine schwere Kiste frei, deren Deckel nicht verschlossen, sondern nur mit einer Art Riegel gesichert war. Als ich sie öffnete, glänzte mir ein wahres Vermögen entgegen, Goldmünzen, Silbergerät, Perlenketten und Schmuck mit glitzernden, edlen Steinen, wie ich sie nur an der Monstranz in der großen Kirche von Cork gesehen hatte und deren Wert ich kaum einzuschätzen vermag.
    Es kann sich, so wurde mir sofort klar, nur um jenes Raubgut des berüchtigten Piraten Schwerthand aus dem späten 16. Jahrhundert handeln, von dem die Legende umgeht, er habe es auf unserer Insel, einem seiner Hauptstützpunkte, vergraben. Doch der Freibeuter sei erst gar nicht mehr in den Genuss seiner Altersversorgung gekommen; er wurde während eines Seegefechts mit englischen Kriegsschiffen getötet.
    Ich war sprachlos und blickte erst

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