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Gesichter im Nebel (German Edition)

Gesichter im Nebel (German Edition)

Titel: Gesichter im Nebel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Feyerabend
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Gelumpe war?
    Als er das gute Stück an einem der Tragegriffe bis zur Treppe und ins Licht zerren wollte, brach dieser ab. Er war schlicht durchgerostet. Dann schob und zog Paddy es schließlich mit Hängen und Würgen doch noch, bis er es heben konnte. Vorsichtig balancierte er das unförmige Möbel über die steile Stiege nach unten, immer darauf bedacht, dass ihm der schwere, klobige Kasten nicht aus den Händen glitt. Unten angekommen, beschäftigte er sich, nunmehr mächtig neugierig geworden, mit dem altertümlichen Schloss. Ein passender Schlüssel war natürlich weit und breit nicht zu finden. Schließlich nahm er einen großen und starken Schraubenzieher zu Hilfe und quetschte ihn unter den Deckel, versuchte das Teil aufzusprengen. Doch statt das antiquierte Schloss zu knacken, gab es einen Knall und die verrosteten Scharniere brachen mit einem Ruck aus ihrer Verankerung. Was soll’s, nun musste er die geheimnisvolle Kiste eben von hinten aufklappen. Vielleicht war ja sogar etwas Wertvolles drin! In Gedanken sah er schon ein paar Goldmünzen blinken. Es wäre ein Segen und würde endlich seinem erbärmlich einfachen Dasein ein Ende setzen.
    Doch die Enttäuschung war groß. Eine alte, steif gewordene Fischerjacke, zu ihren guten Zeiten mit öligem Tran wasserfest gemacht, ein verschimmelter Lederschurz, eine zerschlissene Bibel war alles, was er zunächst zutage förderte.
    Doch dann, ganz auf dem Grund des Kastens, stieß Paddy auf eine in Wachstuch eingeschlagene Kladde.
    Neugierig wickelte er sie aus.
    Sie enthielt einen Stapel loser Blätter, sorgfältig mit einer ebenfalls gewachsten Schnur umwickelt. Vorsichtig und etwas schwerfällig löste er mit seinen groben und schwieligen Händen die kunstvollen Knoten, stets darauf achtend, nichts zu beschädigen. Das pergamentartige Papier war bereits angegilbt und begann, an einigen Stellen zu zerfallen. Die Seiten waren eng und in einer altertümlichen, jetzt nur noch blassen Handschrift bekritzelt.
    Auf dem Deckblatt stand groß: „Ehrenwörtliche Versicherung von Adam Andrew O’Donohogue, gegeben im Jahre des Herrn 1790.“
    Nun war er erst recht neugierig geworden. Das musste einer seiner Ur-Urgroßväter gewesen sein, wie er seit Generationen einer der Fischer auf Cape.
    Paddy begann mit bald glühendem Gesicht die Zeilen zu entziffern und zu lesen, blätterte manchmal zurück, las nach, weil er fast nicht glauben konnte, was da geschrieben stand. Sein Vorfahr hatte das Werk wohl auch deswegen vor seinen Zeitgenossen versteckt und es einer nachfolgenden Generation überlassen, mit dem Unerhörten fertig zu werden.
    Als es langsam dunkel wurde, holte der Fischer seine Karbidlampe an den Küchentisch und studierte weiter und weiter. Er konnte nicht mehr davon lassen und vertiefte sich – jetzt auch mit roten Ohren – immer mehr in das seltsame Bekenntnis seines Urahns und in eine fremde Welt, die sich ihm Wort um Wort öffnete.
    Er bemerkte nicht, wie die Zeit verging und wie bereits die Morgenröte durch die kleinen Scheiben seiner Butze kroch. Er hörte weder das Krähen der Hähne, noch das durchdringende Tuten der auslaufenden Fähre und auch nicht das Blöken der Schafe hinter dem Haus. Er war weit weg von dem Alltag auf Oiléan Chléire. Das hier, das war viel spannender und es würde ihm keiner glauben wollen, besäße er es nicht schwarz auf weiß. Ob er es allerdings jemals jemanden zu zeigen wagte, stand auf einem anderen Blatt.
    Die geheime Niederschrift jedenfalls hatte ihn voll in ihren Bann geschlagen, ihn, den einfachen Mann, der gerade mal notdürftig Schreiben und Lesen, natürlich sein Tagwerk und die Beherrschung seines Bootes gelernt hatte und der außer der Bibel in seinem ganzen Leben bis zum heutigen Tag kein anderes Buch je in die Hand genommen hatte. Wenn er mit brennenden Augen von der ungewohnten Tätigkeit mit der Lektüre und deren Studium fertig war, würde er mit Sicherheit nicht mehr derselbe Paddy O’Donohogue sein, der er einmal war. Auch das war gewiss.
    Nur jetzt, zu Beginn seiner stundenlangen Bemühungen, für ihn eine geistige Schwerstarbeit, wusste er es noch nicht. Sonst hätte er vielleicht sogar die Finger davon gelassen.
    Es klang alles so fantastisch, war kaum zu glauben, so dass er mehrfach innehielt und ins Grübeln kam. Dann blickte er unvermittelt hoch, als wollte er sich vergewissern, dass er wirklich alleine in seiner Stube hockte.
    „Ich, Adam Andrew O’Donohogue, schwöre bei allem, was mir heilig

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