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Gesichter im Nebel (German Edition)

Gesichter im Nebel (German Edition)

Titel: Gesichter im Nebel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Feyerabend
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Handgranaten hat es nicht geschafft!“
    „Bei uns im Süden bei Biarritz und in Nordspanien sind es die Basken, die so ihre Unabhängigkeit erkämpfen wollen.“
    „Die Welt ist ohne Zweifel ein Irrenhaus! Wo du auch hinschaust, überall gibt es Separatisten und Attentate, Aufstände und Kriege. In Südamerika, in Asien und eben auch in unserem guten, alten Europa. Aufgeklärt? Pustekuchen!“
    „Wird sich das je ändern?“
    „Wenn du mich fragst, nein. Die Menschen sind nun mal so. Sie lernen nichts aus der Geschichte. Und wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er bekanntlich aufs Eis tanzen.“
    So plaudernd erreichten sie den höchsten Punkt des Sattels, ganz in der Nähe des einzigen Kramladens der Insel, und sahen vor sich auf den Südhafen hinunter – ein ebenfalls wunderbarer, betörender Ausblick.
    Das große Naturbecken, bei dieser Windlage ein geschützter Ankerplatz, war gerade von der Sonne beschienen. Dennoch stand die atlantische Dünung mit ihren Querläufern in die felsige Enge hinein und sorgte an deren steinigen Ufern für eine schäumende Brandung.
    Während die Gäste die Insel betraten, hatte sich Xirian am Kramladen von Adam Fitzgerald aufgehalten. Er lauerte eigentlich darauf, Paddle zu erwischen. Einmal musste der Kerl ja raus aus seinem Bau. Und just in diesem Augenblick bog er um die Ecke. Offensichtlich wollte er zum Strand des Südhafens, nun doch endlich etwas Holz sammeln. Er blieb wie vom Blitz getroffen stehen, starrte die schöne Fremde oder etwas, das um sie war, mit geradezu entsetzten Augen an. Dann hastete er, ungeachtet der Tatsache, dass er dabei eine seiner notdürftig befestigten Schuhsohlen verlor, humpelnd zurück zu seiner Behausung, schlüpfte wie ein Wiesel ins Innere und schlug die Tür mit einem lauten Knall zu. Lediglich der Blinde mit seinem überdurchschnittlichen Gehör nahm die Situation wahr, was zugleich die verpasste Gelegenheit zu einem Gespräch mit dem kauzigen Kerl war. Merkwürdig, als die junge Besucherin aus Dublin munter plaudernd an dem blinden Seher vorbeiging, war es ihm, als berühre ihn plötzlich etwas, das ihn zutiefst erschreckte. Es schien so, als brauste ein starker Luftzug an seinem Gesicht vorbei, obwohl der Wind gerade eine Pause machte. Seltsam. Den sensiblen alten Mann erfasste ein Schauer, denn seine empfindlichen Sinne witterten Gefahr, ein drohendes Unheil. Es musste mit dieser Frau zusammenhängen, deren glockenhelle Stimme er soeben vernahm.
    Warum? Er wüsste es nicht zu erklären. Natürlich brachte eine blendend aussehende junge Frau für die Männerwelt, zumal die hier in der Überzahl war, immer einige Unruhe mit sich. Das war normal, aber das hier, nein, das war etwas anderes. Da waren, walte Gott, andere Kräfte im Spiel.
    Sollte es etwa möglich sein, dass auch Paddle seit seinem Höhlentrauma mehr sah als die anderen? Hatte ihm das Erlebnis in den Caves vielleicht ein Fenster in die Anderswelt geöffnet? Es sah fast danach aus. Fragen über Fragen. Er muss unbedingt mit ihm darüber sprechen, eine Antwort finden.

Die Schattenwelt
    Der Fischer Paddy O’Donohogue hatte die Zeit des Sturmes genutzt, um in seinem Häuschen endlich eine Art Frühjahrsputz zu veranstalten, zumindest das, was der notorische Junggeselle dafür hielt. Er war kein Hagestolz aus Überzeugung; er hatte einfach keine passende Gefährtin gefunden. Solche Geschöpfe waren rar auf seiner kleinen Insel.
    Die Frauen heutzutage hatten, so stellte er zudem immer wieder mit Bedauern fest, ohnehin anderes im Kopf, als dieses karge Leben hier zu teilen und viele waren deshalb auf’s Festland abgezwitschert, hatten da geheiratet, besaßen nun einen tollen Fernseher und eine Waschmaschine, hörten schrille amerikanische Musik und fuhren im Urlaub an die Sandstrände von Mallorca oder Teneriffa, ohne natürlich genau zu wissen, wo diese Inseln unter der Sonne und sie selbst lagen.
    Gerade war Paddy dabei, den Dachboden von allerlei Gerümpel zu befreien. Im Lauf vieler Jahre hatten sich Spinnenweben und Staub über den ganzen Krempel gelegt und der Fischersmann war mächtig am Schimpfen, sah er doch in kürzester Zeit aus, als habe er sich seiner Lebtage nicht gewaschen.
    Fast wie der alte Paddle, dachte er und schüttelte sich bei dem Gedanken.
    Als er immer weiter vorwärts drang, in Ecken, die er ebenfalls zeit seines Lebens nicht betreten hatte, fiel sein Blick plötzlich auf eine alte, eisenbeschlagene Kiste aus Eichenholz.
    Was das nur wieder für ein

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