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Gesichter im Nebel (German Edition)

Gesichter im Nebel (German Edition)

Titel: Gesichter im Nebel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Feyerabend
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überwältigende, wildromantische Kulisse, die sich da vor ihren Augen auftat.
    Was wohl die ersten Menschen gefühlt hatten, als sie diesen gigantischen Felsklotz im Meer entdeckten und sich anschickten, ihn zu besiedeln? Fühlten sie vielleicht, dass dies ein geheiligter Ort sein müsse, den Göttern des Meeres und des Himmels nah? Sie jedenfalls konnte sich das gut ausmalen.
    Dann war die „Naomh Cirian“ auch schon durch den Schlund geschlüpft, rundete den Molenkopf und vor ihr lag die Steinpier des kleinen Hafenbeckens.
    Whow!
    Nun blickt Brighid in den Nordhafen mit seiner ganzen, malerischen Schönheit. An seinem Ende nahm sie durch die Regenschleier „Cotter’s“ mit seinem Reklameschild wahr. Ein schmaler Weg führte bergan. An seinem oberen Ende konnte sie die Silhouette von ein paar geduckten und bunt bemalten Häusern ausmachen. An den Hängen leuchtete gelb der Stechginster.
    Ja, sie war angekommen und hatte das Gefühl, dass diese Reise, dieses Ziel so etwas wie eine Bestimmung des Schicksals war. Alles kam ihr irgendwie bekannt, ja geradezu vertraut vor. Ihr Herz macht einen Freudensprung, als sie endlich den Fuß auf die Kaimauer setzte. Vielleicht eine Erinnerung aus ihren nächtlichen Träumen?
    „Céad míle Fáilte“, Brighid, tausendmal willkommen!
    Ihr war, als riefe ihr die ganze Insel diesen gälischen Gruß zu – geheimnisvolle Stimmen, die der Wind mit sich trug.
    Brighid schalt sich sogleich eine Närrin. Jetzt geht dir aber mächtig die Fantasie durch, dachte sie, schulterte ihren Rucksack und machte sich mit den Freunden von der Uni auf den Weg bergan. Der Skipper hatte ihnen erklärt, sie müssten ihm nur folgen und würden ganz automatisch an der Jugendherberge ankommen. Der Regen hatte zum Glück endlich aufgehört und wieder brach strahlend die Sonne durch. Der Boden begann, an einigen Stellen zu dampfen.
    Natürlich hatte sich Jean-Pierre gleich wieder an ihre Seite gemogelt.
    „Que belle ici, magnifique!“, rief er begeistert, „Es ist wirklich ein tolles Plätzchen.“
    „Da hast du recht“, meinte sie leichthin, „aber ihr habt in Frankreich ja ähnliche Orte und Küsten, in der Normandie oder in der Bretagne, soviel ich weiß.“
    „Ja, ja, steile Klippen und die ganze Wucht der atlantischen Dünung. Aber das hier ist etwas Besonderes, eine Insel ganz am Ende der Welt.“
    „Weißt du überhaupt, dass dieses Eiland schon mal von euch Franzosen besetzt war?“
    „Wirklich?“
    „Ja, Napoleon hatte hier einen ganzen Haufen Soldaten und Seeleute mit ihren Schiffen stationiert. Sie sollten die englischen Kauffahrer aus den Staaten kapern. Blockade gegen England. Das hat uns Iren natürlich sehr gut gefallen, denn diese britischen Teufel hielten ja auch unser Land besetzt. Deswegen haben wir im Zweiten Weltkrieg den deutschen U-Booten geholfen, sie konnten sich hier, im Westen gegenüber, in der Bantry-Bay verstecken und ihre Vorräte auffrischen. Zum Dank brachte jeder der deutschen Kapitäne bei seiner nächsten Feindfahrt einen Tannenbaum aus seiner Heimat mit, den pflanzten unsere Leute ein. Und irgendwo bei Bantry soll sogar ein ganzes Wäldchen davon entstanden sein.“
    Sie blieb stehen und holte erst mal Luft, denn der letzte Teil des Weges war steil und der Rucksack drückte.
    „Woher weißt du all die interessanten Geschichten?“, fragte er zurück und blieb ebenfalls stehen.
    „Mein Vater ist Historiker und ein Kenner der irischen Geschichte. Das reicht bis in die Steinzeit zurück. Es ist irre interessant, ihm zuzuhören, kommt er mal ins Plaudern.“
    „Das glaube ich gern.“ Er setzte den Anstieg fort.
    „Mein Vater ist auch ein Wissenschaftler. Aber der hat sozusagen diesen Globus bereits hinter sich gelassen, er beschäftigt sich mit Astronomie und forscht nach möglichem Leben im Weltraum!“
    „Hui, das ist sicher sehr spannend. Vielleicht trifft er mal ein paar grüne Männchen!“
    „Du bist witzig! Aber ich glaube, eher finden wir hier ein paar keltische Geister. Das verbindet uns, Brighid, Franzosen und Iren sind keltische Verwandte. Wir stammen alle von Asterix und Obelix ab.“
    „Ja, die habe ich auch gerne gelesen. Hätten wir nur auch einen Miraculix mit seinem Zaubertrank gegen die Engländer gehabt! Aber das hat dann doch noch ein paar Jahrhunderte gedauert.“
    „Und ganz ist es ja wohl immer noch nicht geglückt. Sie haben oben in Belfast noch immer das Sagen.“
    „Da hast du recht. Selbst die IRA mit ihren Bomben und

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