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Gesichter im Nebel (German Edition)

Gesichter im Nebel (German Edition)

Titel: Gesichter im Nebel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Feyerabend
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Jamaika-Rum übernahm, den bulligen Niederländer neugierig: „Warum hast du den einen so fremden und seltsamen Namen an deinem Schiff?“
    Der antwortet lachend: „Weißt du, ich bin mit einer jungen Frau aus Indonesien verheiratet und die hat gerade einen Sohn geboren. Na ja, und da sie von der Insel Java stammt, habe ich meinen neuen Kutter so benannt. So einfach ist das.“
    Prawn, der in seinem ganzen Leben noch keine Asiatin gesehen hatte, bohrte nach: „Und die Frauen da, haben die tatsächlich alle Schlitzaugen?“
    „Nein, das sind eher die Chinesinnen. Die gibt es auch viele in Indonesien. Meine hat mehr mandelförmige, große Augen, so wie das Weibervolk auf den Philippinen auch, wenn du weißt, wo das ist. Von hier aus so um die 10 000 Kilometer.“
    „Aha, und da bist du extra dorthin gefahren, um sie zu finden?“
    „Wo denkst du hin“, gab Mijnheer van der Straaten grinsend zurück, „das kannst du viel einfacher haben. Da musst du nur zu uns nach Amsterdam kommen. Da laufen solche Geschöpfe massenweise rum. Die indonesischen Inseln waren früher mal holländische Kolonie und da sind eben viele zu uns rübergekommen, haben Holländer geheiratet oder arbeiteten als Krankenschwestern, in Hotels oder als Haushaltshilfen. Einige auch in Bordellen. Damals hieß die Hauptstadt übrigens noch Batavia, ein schöner Name, schade, dass er verschwunden ist, so wie auch Saigon in Vietnam nun ganz unschön Ho-Tschi-Min-Stadt heißt.“
    „Hui“, meinte Prawn, „in Bordellen also auch. Na so was!“
    „Wenn du mal nach Amsterdam kommst, kannst du da auch jede Menge schwarze Grazien finden. Die sind inzwischen überall! Wenn sie des Nachts die Augen zumachen, siehst du sie fast nicht mehr, so eine dunkle Haut haben die.“
    „Interessant, aber ich fahre wegen so was nicht extra so weit nach Osten. Ne, da nehmen wir dann doch lieber unsere Hausmannskost!“
    Und beide lachten, während besonders Lobster bereits ganz rote Ohren hatte und seine Fantasie wilde Kapriolen schlug. Ja es war schon ein Kreuz mit dem Frauenmangel auf der Insel.
    Dann stürzten sich die Männer wieder auf ihre lichtscheue Arbeit, löschten, ruderten, bepackten die Karren. Alles sollte so geräuschlos und schnell wie möglich erledigt werden. Wenig später war die Aktion beendet. Die Insel bot ihr gewohntes, friedliches Bild.
    Nach gut zwei Stunden warf van Straaten bereits den Diesel an, ging flugs ankerauf und tuckerte, ein bläuliches Rauchfähnchen hinter sich herziehend, in den nächtlichen Ozean zurück. Bald war nur noch das gelbe Hecklicht zu sehen, dann die rote Backbordleuchte, Zeichen dafür, dass der Skipper jetzt Kurs nach Osten einschlug, zurück in die Heimat. Im kommenden Jahr, noch vor der Zeit der Herbststürme, hatte er zuvor bei der knappen Verabschiedung sein erneutes Auftauchen signalisiert. Die überglücklichen Insulaner fieberten von nun an diesem neuerlichen Termin entgegen.
    Die Notwendigkeit, einen eigenen Staat auszurufen, rückte in weitere Fernen. Jetzt galt es, erst einmal die Ware so raffiniert und getarnt wie möglich auf dem Festland unterzubringen und natürlich gute Gewinne einzufahren.
    Diesmal wollten sie diese Transaktionen nicht über Baltimore abwickeln. Sie peilten Skull am anderen Ende der Roaring Water-Bay als neuen Zielhafen an. Baltimore war ihnen zu gefährlich. Der Zoll konnte einen Agenten dort postiert haben.
    Die Caper fanden sich unter solcherlei Gesprächen natürlich erneut in ihrer Hafenkneipe ein. Das freudige Ereignis musste gebührend gefeiert werden. Das anstrengende Rudern, Karrenschieben und sichere Einlagern der Ware hatten die Gesellen ganz schön ernüchtert. Dieser Zustand durfte an einem solch denkwürdigen Abend natürlich nicht lange anhalten. Das wäre doch gelacht, einen besseren Grund zum Feiern konnten sie kaum finden und nicht einmal ihre Frauen konnten an diesem Abend etwas dagegen haben. Schließlich lebten auch sie davon. Hochwürden in seinem Pfarrhaus tat so, als hätte er nichts bemerkt. Die Gesetze Gottes und die von Regierungen harmonieren nicht immer. Und das war schließlich auch so auf der ganzen Welt, dachte er.
    Der betagte Declan konnte sein Glück kaum fassen. Er sang mit sich überschlagender Stimme „Flanegan, Flanegan, take me to the Isle of Men again“ und war reichlich betrunken, sodass er um Mitternacht kaum mehr bergaufwärts zu seiner Bude in „Cummer the Lane“ kraxeln konnte. Doch, was soll’s, es war ein schöner Tag, trotz

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