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Gesichter im Nebel (German Edition)

Gesichter im Nebel (German Edition)

Titel: Gesichter im Nebel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Feyerabend
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Heimkehrer passieren, bevor sie ihren Weg fortsetzten. Sie wollten neugierige und damit für sie unangenehme Fragen vermeiden. Es ging schließlich um etwas Übernatürliches, etwas, dass die anderen zu diesem Zeitpunkt auf keinen Fall wissen durften, sonst hätten sie vermutlich beide für verrückt erklärt. Und dafür stand nichts.
    Es ging auf Mitternacht zu. Das war der Zeitpunkt, den der blinde Mann instinktiv für ihre geheime Mission ausgewählt hatte. Und in der Tat, sie hatten kaum den Hafen passiert, da ging es auch schon los. Schattenhafte Wesen huschten ihnen über den Weg und begleiteten sie zeitweise lautlos. Aber es war heute in dieser mondhellen Nacht spürbar nichts Böses um sie.
    Das beruhigte den etwas verängstigten Fischer, während Xirian schweigend den Reigen der Luftgestalten mit seinen fast übersinnlichen Fähigkeiten zur Kenntnis nahm. Seine Sicherheit strahlte zum Glück auch auf Paddy aus und ließ ihn seine Furcht vollends vergessen. Nur noch Neugier trieb ihn jetzt voran.
    So erreichten sie bald die Hügelkuppe und machten sich an den Abstieg zum Südhafen. Hell erglänzte dessen Wasserfläche unter ihnen, ganz schwach war eine leichte, regelmäßige Brandung bis zu den beiden nächtlichen Wanderern herauf zu hören. Silbern glänzte die fast spiegelglatte Wasserfläche der Bucht.
    Plötzlich vernahmen sie ein Wispern um sich, erst ein zartes Flüstern nur, dann immer deutlicher eine Art Klage, schließlich fast wie ein Sausen tausender Stimmen in den Lüften. Paddy sah in den dunklen Flecken des treibenden Seegrases eine Bewegung, glaubte, verschwommene Gesichter, undeutlich Gestalten wahrzunehmen, die sich hin und her wiegten, auf und ab schwangen, wieder verblassten und neuen, anderen unerlösten Seelen Platz machten.
    Er raunte seinem Begleiter fast ehrfurchtsvoll zu: „Xirian, ich sehe sie, ich sehe sie tatsächlich da im Wasser, es mögen wohl hundert oder mehr sein. Sie schimmern grünlich, sind aber nicht deutlich zu erkennen.“
    „Ah, das ist gut so“, flüsterte der Seher zurück, „auch ich spüre ihre Anwesenheit. Jetzt kommt es darauf an, ob sie mit uns Kontakt aufnehmen oder nicht. Ich hoffe es jedenfalls.“
    „Ich denke, wir gehen bis zu der kleinen Pier da unten. Da hast du es einfacher mit dem Weg als über das Geröll hier am Ende der Bucht und wir sind zudem ganz nahe dran.“
    Sie schritten weiter zwischen all den Schatten und Stimmen. Schließlich erreichten sie den Anleger.
    Xirian blieb stehen und reckte sich zu seiner ganzen Größe. Beschwörend hob er seinen Knotenstock in die Höhe. Sein schlohweißes, wallendes Haar glänzte im Licht des vollen Mondes. Er sah jetzt wirklich wie ein keltischer Druide bei einer nächtlichen Opferhandlung aus.
    Dann rief er mit fester, furchtloser Stimme:
    „Hört an, bei allen Geistern und Göttern aus der Anderswelt. Wir sind gekommen, euch zu helfen, euch die ewige Ruhe zu geben. Wir kennen euer Geheimnis und den Fluch, der auf euch allen und auch auf uns lastet. Gebt uns einen Hinweis, was zu tun ist! Helft uns!“
    Sie hörten eine Art Raunen, das dem Brausen der vielen Klagen ein Ende machte. Sanft schwappte der Tang in der Dünung, das Mondlicht zitterte über das Wasser. Dann war plötzlich ein Flüstern in ihren Ohren, erst undeutlich, dann aber bei der Wiederholung deutlich genug.
    „Die Hexe verlangt ein Menschenopfer, so wie sie selbst geopfert wurde. Das wird ihre Rache kühlen, den Fluch nehmen, das ist der Preis, den ihr Lebenden zu bezahlen habt!“
    Wie versteinert standen die beiden Männer da. Das war grausam, unerhört, unfassbar. Kaum nahmen sie die Stille wahr, die sie jäh umgeben hatte, wurden sie auch schon schlagartig durch ein schrilles Gelächter unterbrochen. Wie ein Windstoß jagte es über die Bucht, hallte von den Klippen und in ihren Köpfen wider.
    Das musste die Hüterin des furchtbaren Fluches selbst sein. Und als ob es von der Natur so eingerichtet war, huschte in diesem Augenblick eine dunkle Wolke über den Himmel, verhüllte das Antlitz des Himmelsgestirns, ließ es auf Cape schlagartig und fast apokalyptisch finster werden.
    Die Gesichter und Schatten verblassten. Es war, als zöge jemand einen Vorhang zu.
    Dann kam ein heftiger, fauchender Wind auf. Er pfiff vom Ozean heran, peitschte den Spiegel der See und mischte sich mit den Fetzen dieses schrecklichen Gelächters, das den beiden Männern schier unerträglich in die Ohren drang. Lauter rauschte die Brandung am Ende der

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