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Gesichter im Nebel (German Edition)

Gesichter im Nebel (German Edition)

Titel: Gesichter im Nebel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Feyerabend
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Gehirnerschütterung.“
    „Wir müssen ihn aufs Festland schaffen und der Polizei übergeben. Diese Wutattacke war nun wirklich des Guten zu viel.“
    „Aber dann wissen alle über uns Bescheid. Außerdem kommt die Insel ins Gerede. Und das ist dann wirklich nicht gut. Nein, wir warten, bis er aufwacht und stellen ihm das Ultimatum, die Insel sofort zu verlassen. Vielleicht braucht er einen Arzt; den gibt es hier ohnehin nicht und er muss aufs Festland.“
    „Hmm. Damit kommt er allerdings mehr als glimpflich davon. Das war immerhin ein ausgewachsener Mordversuch! Und das sollen wir ignorieren? Schließlich ging es buchstäblich nur um Bruchteile von Sekunden. Dank dir schwimmen wir jetzt nicht als Leichen da unten. Du hast mir das Leben gerettet. Ich danke dir, Honey, wirklich, ich bin in deiner Schuld.“
    „Ach was. Ich danke dem Herrn, dass die Möwe gekreischt hat. Der Kerl muss uns gefolgt sein oder sogar hier schon irgendwo gelauert haben.“
    Dann tupfte sie die Kopfwunde ihres Gegners mit einem sauberen Taschentuch ab und legt ein weiteres darauf.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Leben in Jean-Pierre zurückkehrte. Vorsichtig und stöhnend drehte er sich auf den Rücken. Er blinzelte mit den Augen wie um sich zu vergewissern, dass er am Leben war. Das Blut seiner Wunde war bereits angetrocknet.
    Als er die beiden erblickte, huschte ein Zug ohnmächtiger Wut über sein Gesicht. Doch er fing sich wieder, als ihm klar wurde, dass er nun dem Paar ausgeliefert war.
    „Hör zu, du Mordbube“, Patrick beugte sich zu ihm hinunter, „Kannst du mich verstehen? Du hast jetzt drei Möglichkeiten.“
    Der Franzose nickte. Dabei fuhr im ein stechender Schmerz durch den Hinterkopf. Er hatte das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen. Vor seinen Augen tanzten rote Kringel. Sein Plan war gescheitert, und sie hatten ihn in der Hand. Er hatte verdammt schlechte Karten. Und er hasste sie noch mehr.
    „Erstens“, fuhr Patrick fort, „Wir können dich aufs Festland schaffen und der Polizei übergeben. Was das für dich bedeutet, brauche ich wohl nicht zu erklären. Zweitens: Du verkrümelst dich in deine Vogelstation bis eure Zeit hier zu Ende ist. Ich kann aber für nichts garantieren. Sollten meine Freunde von der Geschichte erfahren, werden sie dich so zusammenschlagen, dass du von Glück sagen kannst, wenn du als Krüppel nach Hause kommst. Oder drittens: Du packst deine Siebensachen und verschwindest morgen früh mit der Fähre auf Nimmerwiedersehen und wir schweigen über diese Sauerei. Ich nehme nicht an, dass du je wieder Lust hast, auf diese Insel zu kommen. Solltest du auf die Idee kommen, hier nochmal aufzutauchen, gibt es mit Sicherheit eine verspätete Abreibung. Ich denke, die Wahl sollte dir nicht schwerfallen. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?“
    Wieder nickte Jean-Pierre, voll ohnmächtiger Wut. Aber er hat seine Lage jetzt wohl klar erfasst.
    „Also, steh auf und verschwinde, bevor ich mir das anders überlege“, knurrte Patrick.
    Schwerfällig wälzte sich Jean-Pierre auf die Knie, stützte sich mit der Hand ab und stand auf. Dann trollte er sich, noch etwas taumelnd, mürrisch, langsam und schweigend bergabwärts, die Hand auf das Taschentuch über der Kopfwunde gepresst – ein kläglicher Anblick.
     
    Am nächsten Morgen spähte Brighid aus einem Versteck am Hang, ob der Franzose tatsächlich abreiste. Und wirklich, sie sah ihn bald aus der Vogelstation kommen, eine dicke Kompresse auf dem Kopf. Zwei seiner Kommilitonen begleiteten ihn und trugen seinen Rucksack bis an die Pier. Sicher hatte er ihnen den Bären aufgebunden, er sei bei seinen Erkundungszügen unglücklich gestürzt.
    Brighid atmete auf, als das Schiff endlich ablegte, sich tutend aus dem Hafen tastete und in die atlantische Dünung eintauchte. Dieses Kapitel war, so Gott will, beendet.

Die Ruhe vor dem Sturm
    Die Abreise des Franzosen hatte bei den Insulanern alles andere als Bedauern ausgelöst. Er wurde von den meisten ohnehin nur als Störenfried angesehen. Vor allem Paddy freute sich, wenngleich er auch vom wahren Grund für den überstürzten Aufbruch nicht das Geringste ahnte.
    „Endlich haut dieses Schwein ab“, murmelte er zufrieden und dachte dabei an den Vergewaltigungsversuch. „Es hätte dem Froschfresser eigentlich eine böse Strafe aufgebrummt werden müssen. So etwas ist doch schließlich kein Kavaliersdelikt.“
    Der Siebener-Rat war ebenfalls zufrieden. Immerhin hatten die Männer ihm fast die zu

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