Gesichter im Nebel (German Edition)
Farben aus. Natürlich musste auch sie sterben, nachdem er sein Mütchen gekühlt hatte. Sie war jetzt besudelt und seiner nicht mehr wert.
Allerdings, gleich zwei Tote auf der Insel und dann diese beiden! Da würde schnell ein Verdacht auf ihn fallen. Er müsste also ihre Leichen so verschwinden lassen, dass sie nicht gefunden wurden. Das war ein Problem. Eine Schaufel hatte er nicht und es würde natürlich Verdacht erwecken, sähe ihn jemand damit auf dem Weg zu den Hügeln. Also blieb nichts anderes übrig, als ihre Körper mit Steinen zu beschweren und an einer anderen Stelle über die Klippen zu stürzen, dort, wo die See ersichtlich tiefer war.
Jean-Pierre brütete auf seiner Klippe weiter vor sich hin und gelangte schließlich zu der Überzeugung, dass sich oben beim Lighthouse das saubere Pärchen mit Sicherheit bald wieder zu einem heimlichen Stelldichein treffen würde. Das schien ihm die einzige Chance, sein mörderisches Vorhaben in die Tat umzusetzen. Er grinste selbstzufrieden.
Schließlich erhob er sich, wartete eine niedere Welle ab und sprang zurück an den Fuß des Kliffs.
In dieser Nacht sah er, wie sich die geheimnisvolle, nächtliche Prozession erneut zum Haus des Ledermachers auf den Weg machte. Aber, was war das?
In Begleitung von Lobster schritt Brighid ebenfalls zu dem ominösen Treffen. Sie schien wohl bereits zur Insel zu gehören, dachte er verbittert. Das gab ihm erst recht einen Stich. Eine unerhörte Sache, sie machte sich gemein mit diesen Verschwörern. Schon deshalb musste auch sie dran glauben. Irgendeinem anderen aus dem Haufen wollte er sie keinesfalls gönnen.
Er folgte den beiden vorsichtig. Doch diesmal konnte er sich nicht anschleichen. Sofort schlug dort ein Hund an und er musste sich schleunigst wieder aus dem Staub machen.
„Na, lange werdet ihr nicht mehr konspirieren. Dafür sorgt jetzt mein Vater. Der hat bestimmt schon in Dublin angerufen“, knurrte Jean-Pierre in sich hinein, „und die Mühlen der Justiz werden wohl bald zu mahlen beginnen. Dann ist auch dieser andere irische Dickschädel Paddy ausgeschaltet!“
Ein genialer Plan!
Im Haus des Ledermachers war die Versammlung inzwischen vollständig. Lustig flackerte das Kaminfeuerchen, der Teekessel summte und die Männer rauchten ihren Knösel. Einmal hatte der neue Hund kurz Laut gegeben, sich dann aber bald beruhigt; diesmal dürfte kein ungebetener Lauscher draußen vor dem Fensterladen lauern.
„Also, liebe Brighid, wir haben dich heute gebeten, an unserer geheimen Zusammenkunft teilzunehmen, weil wir dich als verschwiegen schätzen und mit dir ein Problem bereden wollen“, eröffnete der Ledermacher die Runde.
„Da bin ich aber gespannt“, gab die schöne Dublinerin zurück.
„Es ist nämlich so, dass wir Caper einen eigenen kleinen Staat gründen wollen. So wollen wir unabhängig von den Zuwendungen aus der Hauptstadt unser zukünftiges Einkommen sichern. Und zwar soll Cape ein sogenannter Offshore-Platz für steuerfreie Firmensitze werden. Zudem könnten wir zu einem interessanten Ort für heiratswillige Paare avancieren, die eine romantische Keltenhochzeit an den Beginn ihres Zusammenlebens setzen wollen. Unseren Schwurstein kennst du ja.“
„Sicher kenne ich den, ich habe erst kürzlich für meinen Vater einige Fotografien davon angefertigt. Er beschäftigt sich als Wissenschaftler mit der irischen Frühgeschichte.“
„Und genau deswegen wollen wir mit dir sprechen“, fuhr Neil fort.
„Er könnte uns eventuell eine Art Betrachtung, ein Gutachten oder so was über unser früheres Königtum auf der Insel anfertigen. Denn unser Zwergstaat soll als keltisches Königtum etabliert werden. Das könnte bei der Legitimierung und Reklame für unser Inselchen von großem Wert sein. Deswegen bitten wir dich, mit deinem Vater nach deiner Heimkunft über unseren Plan, natürlich vertraulich, zu sprechen und ihn zu fragen.“
„Hm, ist es euch denn damit wirklich so ernst, dass ihr eine Auseinandersetzung mit der Regierung in Kauf nimmt? Steht der Nutzen dafür? Ich frage nur, weil ich so einen Plan in unserer Zeit kühn finde und ihr ja auch die diplomatische Anerkennung von anderen Regierungen braucht.“
„Das alles haben wir bedacht“, ließ sich der blinde Xirian vernehmen. „Ich denke, wir sind insgesamt so unwichtig und wir kosten den irischen Steuerzahler nur Geld, sodass sich Dublin leicht damit abfinden kann.“
„Gut, ich werde mit meinem Vater darüber sprechen“,
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