Gesichter im Nebel (German Edition)
Hügel die Hexe gesehen, sie lachte, als ob sie etwas Böses plante.“
„Ja, mir wird ganz komisch dabei. Ich habe das Gefühl, da passiert noch etwas Schreckliches.“
„Aber sprich zu niemandem darüber. Man würde uns das sowieso nicht glauben.“
In ihrem Elternhaus unterhielten sich derweil auch ihre Eltern.
„Was meinst du“, fragte Neil und schob seinen qualmenden Peterson-Hänger von einem Mundwinkel zum anderen, „wird diese Sache mit Brighid und Patrick halten? Mein Gott, das sind zwei unglaublich unterschiedliche Welten.“
Cathleen lächelte. „Ach Mann, erinnere dich doch an uns. Ich war eine einfache Putzhilfe in einem Gästehaus und deine Eltern besaßen immerhin eine gut gehende Grossery in der Nähe. Uns hätte auch keine Macht der Welt überzeugen können, dass unsere Verbindung nicht standesgemäß war“.
„Ja, aber wir waren ständig in derselben Straße, hatten es verdammt einfach, uns zu treffen.“
„Also ich bin davon überzeugt, dass hier etwas im Spiel ist, das wir nicht zu erkennen vermögen. Es ist eine sehr starke Bindung. Und wie sie mir sagte, auch die erste große Liebe in ihrem Leben. Wir werden sehen. Ich jedenfalls glaube fest an ein Happy End.“
„Dein Wort in Gottes Ohr! Ich gönne es den beiden, wenn sie diese Trennungszeit durchstehen.“
„Sie wird sich ja sicher melden, wenn sie mit ihrem Vater über unser Anliegen gesprochen hat“, fügte Cathleen noch an. Dann ging sie zur Tagesordnung über. Heute war Wäschetag.
Und Neil zeichnete weiter an einem Motiv, das an die kostbare Brosche von Brighid erinnerte. Doch statt eines funkelnden Steines wollte er auf die spätere Lederarbeit, eine Umhängetasche, eine kleine Muschel in die Mitte setzen, Symbol für die Heimat im Meer und eine Reminiszenz an seine Töchter, die noch immer glaubten, dass die junge Frau aus Dublin eigentlich eine Meerjungfrau war. Er musste sich auch selbst eingestehen, dass die ungewöhnliche Erscheinung in ihm den Eindruck erweckt hatte, es stecke mehr dahinter als nur eine Studentin aus der Hauptstadt mit einem gelehrten Vater. Schließlich hatte auch Xirian etwas Ähnliches gespürt und vor allem vor einer Gefahr gewarnt, die irgendwie mit dem französischen Heißsporn zusammenzuhängen schien.
Dieser war inzwischen mit dem Bus in Rosslaire im Südosten Irlands angekommen und wartete auf die Fähre „St. Kilian“ nach Cherbourg. Seine Wut hatte sich noch nicht gelegt. Zum Glück sahen seine Kommilitonen ein, dass er irgendwo zu einem Arzt wollte, falls er bei dem „Unfall“ vielleicht doch eine Gehirnerschütterung davongetragen hatte.
Als endlich und etwas verspätet die schon betagte Fähre einlief, ihre Bugklappe öffnete und neue Besucher der Grünen Insel samt deren Kraftwagen ausspuckte, schwor er sich, eines Tages doch noch Rache zu nehmen. Ihm würde schon etwas einfallen. Da war er sich sicher.
Dann sah er, wie ein neuer, noch recht junger Kapitän an Bord ging und das Kommando für die Rückfahrt übernahm. Eine ganze Schar Verwandter hatte ihn an die Pier begleitet. Mit ihm stöckelte eine junge Frau auf das Schiff, seine Angetraute, die bei dem ersten großen Kommando ihres Mannes nicht fehlen wollte. Das war ein bei vielen Seeleuten umstrittener Brauch, der Unglück bringen soll. Zudem schifften sich mehrere Schulklassen für einen Austausch mit französischen Kindern ein, eine besondere Verantwortung für den jungen Nautiker.
Noch vor den Skilly-Islands geriet die „St. Kilian“ in schweres Wetter mit Windstärken von 9 bis 10. Es wurde ausgesprochen ungemütlich. Nach einer stampfenden und rollenden Fahrt über Nacht kam am nächsten Morgen endlich die Küste bei Cherbourg am Ende der Baie de Sainte Ann in Sicht. Gut auszunehmen war trotz der Gischt die hohe Mole, die den Hafen gegen den Atlantik abschottete und nur eine Durchfahrt für zwei große Schiffe gleichzeitig freiließ. Die „St. Kilian“ geigte wie nichts Gutes hin und her, auf und ab, stampfte mit Steuerbordwind schwer rollend durch das Chaos mit weißem Schaum gekrönter, mächtiger Seen. Zum Frühstücksbuffet war kaum jemand im großen Speisesaal erschienen. Die Toiletten waren verstopft. Die eine Seefahrt nicht gewohnten Landeier zollten, grün im Gesicht, dem mächtigen Meeresgott Neptun ihren Tribut. Jetzt war bei der Einsteuerung in die Hafeneinfahrt großes Geschick gefragt.
Ein Seemann hätte sich die Haare gerauft: Der junge Kapitän steuerte die Durchfahrtsmitte an und hielt
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