Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gespenst aus der Zukunft

Gespenst aus der Zukunft

Titel: Gespenst aus der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivan Howard (Hrsg.)
Vom Netzwerk:
Ushtu zwang sich zu einer unnatürlichen Ruhe. Das war die Alte Rasse; er hatte den Golf der Zeit überbrückt, das Geheimnis – und nun, beim Geist des Schwarmes, würde er sie studieren.
    Die Paläontologen hatten ziemlich genaue Rekonstruktionen angefertigt – aber sie waren auch von den Fragmenten der Steinstatuen unterstützt worden, die man hin und wieder gefunden hatte. Die nahezu haarlose Haut der Geschöpfe war nicht pigmentiert; (war das ein allgemeines Rassenmerkmal oder nur eine Besonderheit dieser Gattung?) und selbst im schwachen Licht konnte Ushtu die rosa Farbe von Gesicht und Händen erkennen, die durch das Blut verursacht wurde. Ansonsten waren ihre Körper in Gewänder gehüllt, die seiner Schätzung nach aus verwebten organischen Fasern bestanden. Er freute sich, daß seine eigene Wissenschaft der Wahrheit so nahe gekommen war. Es gab ihm ein gewisses Selbstvertrauen.
    Aber ihre Gehirne – das war das Wesentliche. Ushtu mußte in ihr Wesen eindringen.
    Er öffnete seine Telepathie-Zentren so weit wie möglich und ließ den entsetzlichen Mischmasch in sich eindringen. Man konnte nicht erwarten, daß ihr normales Mitteilungszentrum genau wie das seiner Rasse aussah. Aber die Untersuchungen des Siebenten Schwarms hatten vor langer Zeit (in ferner Zukunft, verbesserte er sich) ergeben, daß sich notwendigerweise in allen intelligenten Lebewesen eine gemeinsame Basis befinden mußte. Ushtu mußte die Energieausstrahlungen des Nervensystems umgehen und zum eigentlichen Wesen vordringen, das weder Materie noch Energie, sondern ein bestimmtes Muster war.
    Seine erste Entdeckung war verblüffend. Diese Geschöpfe standen in keiner Verbindung zueinander; sie konnten die Gedankenschemata ihrer Artgenossen nicht fühlen, und die Verständigung erfolgte rein äußerlich.
    Das war auch in seiner Zeit kein unbekanntes Phänomen, aber ihm wäre nie der Gedanke gekommen, daß wahre Intelligenz ohne Telepathie möglich war.
    Staunen und Abscheu wichen Mitleid. Arme Dinger! Arme Tiere, die für immer in ihr eigenes Ich gesperrt waren, verurteilt zu einer Einsamkeit jenseits aller Vorstellung. Ushtu dachte an die lebendige Wärme, die ihn und Chutha verbunden hatten, und er fragte sich, wie es sein mochte, wenn man einen Partner hatte und nie genau wußte, ob er einen liebte.
    Aber das Schema – er mußte mit ihnen sprechen. Bald, bevor die Angst sie zum Wahnsinn trieb.
    Es gab eine Sprechzentrale. Er spürte sie auf und ließ die Struktur in sein eigenes Nervensystem eindringen, wo er sie eine Zeitlang studierte. Sie benutzen also Lautsymbole. Ihm kam der Gedanke, daß die merkwürdigen Zeichen, die sich auf manchen der alten Skulpturen befanden, das visuelle Äquivalent für die Laute sein mußten.
    Der ganze Prozeß von seinem Auftauchen bis zur Beherrschung ihrer Sprache hatte vielleicht eine Minute gedauert.
    »Habt keine Angst«, sagte er. »Ich bin nicht hier, um euch etwas anzutun. Ich will euch nur studieren.« Nein, das hatte noch andere Bedeutungen. »Ich meine, ich will euch besser kennenlernen.«
    Das ältere, stärkere Wesen antwortete mit rauher Stimme: »Wer sind Sie? Wer sind Sie?«
    Lügen war ein Begriff, den man auf Ushtus Welt nicht kannte. »Ich bin Wissenschaftler. Ich komme aus eurer Zukunft. Ungefähr fünfzig Millionen Jahre liegen zwischen unseren Welten.«
    »Nein!« Das rothaarige Wesen schrie dieses Wort beinahe.
    »Ja«, sagte Ushtu.
    »Aber das ist nicht – das ist nicht – nein, zurück! Ich schieße!«
    »Warten Sie, Boris! Mein Gott, warten Sie!« Der Philosoph schüttelte den großen, kahlen Kopf und sah Ushtu nun mit klaren Augen an. »Wir müssen unseren Sinnen glauben.«
    Ja, dachte Ushtu mit einem neu aufwallenden Mitleid. Sie müssen glauben, was sie sehen, fühlen und hören. Sie sind an ihr Inneres gefesselt und kennen keine andere Realität.
    »Die Zeitreise – ihr habt die Zeit überbrückt und könnt zurück in die Vergangenheit ...« Der Philosoph fuhr sich mit zitternder Hand über die Augen. »Es ist wie ein Traum.«
    »Es ist die Wahrheit«, sagte Ushtu. »Und ich versichere euch, daß ich friedliche Absichten habe. Welches Interesse könnte ich daran haben, Mitglieder einer Rasse zu töten, die fünfzig Millionen Jahre vor mir unterging?«
    Er zitterte ein wenig. Die Feuchtigkeit und Kälte dieses Zeitalters machten ihm zu schaffen. Er freute sich schon auf die Rückkehr.
    »Meine – Bezeichnung? Name? Man nennt mich Ushtu«, sagte er. »Sie sind Boris

Weitere Kostenlose Bücher