Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gespenst aus der Zukunft

Gespenst aus der Zukunft

Titel: Gespenst aus der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivan Howard (Hrsg.)
Vom Netzwerk:
Es scheint, als hätte uns die Vorsehung den freien Willen gegeben, damit wir unser Geschick selbst bestimmen können, und zusätzlich dem Universum eine Art Regler verpaßt, der sich einschaltet, wenn wir die Herrschaft verlieren oder den falschen Weg wählen. Eine Art negative Rückkoppelung, könnte man sagen, so daß ein zu großes Übel von selbst Ausgleichsreaktionen hervorruft. Der Gedanke des dynamischen Gleichgewichts ist in der Physik alt; ich sehe nicht ein, weshalb man ihn nicht auf die Welt der Menschen anwenden sollte.«
    Als der Geächtete heftig an seiner Zigarette sog, konnte man sein verzerrtes Grinsen sehen. »Da habe ich andere Erfahrungen gemacht. Ich habe gesehen, wie Dinge zerstört wurden, und ich weiß, daß es zu spät ist. Sie sperrten alle ein, die sich dagegen wandten. Sie folterten und erschossen sie; Außenstehende waren zu feige zum Handeln, solange es noch Zeit war – und nun, mein Freund, hat der Staat die Umwandlungsbombe, und wir können nichts dagegen tun.«
    Nach einem Moment fügte er beinahe geistesabwesend hinzu: »Deshalb habe ich keinen Selbstmord begangen. Der Staat wird mir die Mühe ersparen, wenn er diese Reaktion in Gang setzt. Ich werde in einem prächtigen Feuerwerk sterben.«
    Eine lange Stille. Von den verdunkelten Straßen drangen vereinzelte Geräusche herauf, das Knirschen von Schritten im Schnee, das Brummen eines Autos, und einmal das hohe, dünne Pfeifen einer Düsenmaschine in den Wolken. Es war kalt im Zimmer. Die beiden Männer waren schlecht gekleidet, und sie froren.
    »Einen Augenblick Wärme«, sagte der Geächtete träumerisch. »Ein großes weißes Licht.«
    »Glauben Sie wirklich, daß es ... die Atmosphäre entzünden wird?« Das Flüstern des Philosophen durchlief das Zimmer, vermischte sich mit den Schatten und kroch unter der Decke dahin. Holz knackte in der wachsenden Kälte.
    »Ja. Deshalb ... Was zum Teufel ...? «
    Der Geächtete sprang auf und wich an die Wand zurück, während er nach der gestohlenen Pistole griff. Der Philosoph bewegte sich schwerfälliger. Er stand auf und zog sich langsam vor dem plötzlichen Glanz zurück. »Nein ...«
    Ein Summen im Raum; die Wände schienen zu zittern; ein Windstoß, als das Perlmuttlicht, das keinen Ursprung hatte, stärker wurde. Zweimal bellte die Pistole des Geächteten auf. Die Kugeln trafen das Ding, das langsam Gestalt annahm, und explodierten in kleinen roten Flammen.
    »Herr im Himmel ...«
    »In der Hölle«, krächzte der Geächtete. »Sie haben einen Sonderbotschafter von der Hölle geschickt, um uns zu holen.«
    Seine Gedanken liefen einen Moment lang wie verrückt weiter: Zweifellos braucht der Teufel ein paar Hinweise über die moderenen Abscheulichkeiten. Nun, mir kann er nicht viel vormachen. Ich habe zuviel gesehen.
    Die Vision wurde körperhaft. Die Bodenbretter ächzten unter dem Gewicht des Dings. Es hatte einen Schwanz und einen runden Kopf mit einer Schnauze. Sein haarloser, blaßgoldener Körper war nur mit einer Art Riemen bekleidet, und ein unbestimmter blauer Glanz umgab es und hob es von der Dunkelheit ab. Seine Augen waren groß und leuchtend und wunderschön.
    Es starrte die Männer verwirrt und verwundert an. Erst allmählich schien es zu verstehen und die beiden zu akzeptieren. Dann begann es zu sprechen.
     
2
     
    Viele Millionen Jahre später stand Ushtu an der großen Maschine und betrachtete sie mit einem würgenden Gefühl im Hals. Seine Gedanken waren abgehackt und spiegelten die innere Spannung wider. Er konnte jetzt kurz vor dem Einstieg eine kleine Furcht nicht unterdrücken.
    »Es ist ein weiter Sprung.«
    »Ja«, erwiderte Zanasthuwain langsam. »Ja, das ist es. Aber du brauchst keine Angst zu haben. Wir wissen, daß es funktionieren wird.«
    »Oh, daran zweifle ich nicht. Es ist lediglich eine Frage der Energie, nicht wahr?«
    Zanasthuwain wedelte mit dem Schwanz – ein Zeichen der Zustimmung. »Die gesamte Energieausstrahlung von sechs Schwärmen. Man kann Weltenlinien in dieser Größenordnung nur durch entsprechende Anstrengung verronnen. Aber im Prinzip unterscheidet es sich nicht von den Zeitreisen, die wir während der letzten fünftausend Jahre durchführten. Nur der Weg ist länger.«
    Seine Gedanken waren mitfühlend. »Ich verstehe, daß es dir nicht gefällt, vom Gehirn des Schwarmes abgeschnitten zu sein – nicht einmal für kurze Zeit – und dich allein in einer Epoche aufzuhalten, von der wir nur wissen, daß sie unvorstellbar fremdartig

Weitere Kostenlose Bücher