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Gespenster Kuesst Man Nicht

Gespenster Kuesst Man Nicht

Titel: Gespenster Kuesst Man Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Laurie
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Weg lief. »Dr. Sable ist aus Interesse an unserer Arbeit als dritter Partner bei uns eingestiegen.«
    Leanne wandte sich an mich. »Aber Sie sind das Medium, nicht wahr?«
    »So ist es.«
    »Ich bin so froh, dass Sie sich bereit erklärt haben, Evie zu helfen.«
    »Das mache ich doch gern. Ist sie da?«
    »Sie ist oben im Studio. Ich dachte mir, vielleicht wäre es eine gute Idee, wenn sie heute Nachmittag bei mir bleibt und malt, damit sie sich davon ablenken kann, was gestern passiert ist.«
    »Geht es ihr gut genug, dass wir mit ihr sprechen können?«, fragte ich.
    Leanne nickte. »Ich hoffe doch. Kommen Sie, ich nehme Sie mit nach oben.«
    Wir stiegen die Vortreppe wieder hinunter und eilten durch den Regen zu dem Seiteneingang, aus dem Leanne gekommen war. Sie hielt uns die Tür auf. »Hier, die Treppe rauf.«
    Einer nach dem anderen erklommen wir die schmale Treppe und gelangten in ein riesiges Zimmer mit hoher Decke, weiß gestrichenen Wänden, hellem Holzboden und hervorragender Beleuchtung. Durch die Fensterfront hatte man einen phänomenalen Blick auf den See und den Garten hinter der Garage. Vor den Fenstern standen etliche Staffeleien mit Bildern vom See, dem Garten oder den Bergen, und überall lagen Leinwände, lehnten leere Staffeleien, und auf dem Boden waren Tücher ausgebreitet, damit die Dielen keine Farbe abbekamen. »Es ist leider ein bisschen unordentlich«, entschuldigte sich Leanne und fing an, hier und dort etwas aufzuräumen.
    Am Fenster vor der allerletzten Staffelei saß ein zierliches Mädchen mit langen, wilden Locken und einem Overall. Sie sah uns mit großen braunen Augen entgegen, und mir fiel auf, dass sie das gleiche schöne Gesicht hatte wie ihre Mutter. Ich ging auf sie zu. »Hi. Mein Name ist M. J.«
    »Hi«, sagte sie. Es war nicht viel mehr als ein Flüstern. »Ich bin Evie.«
    »Schöner Name«, sagte ich.
    »Danke.«
    Ich zog mir einen Hocker heran und setzte mich, damit wir uns besser unterhalten konnten. »Malst du gern?«, fragte ich mit einem Blick zu ihrer Staffelei, die so stand, dass ich sie nicht einsehen konnte.
    Evie nickte.
    »Ich bin leider überhaupt nicht künstlerisch begabt«, sagte ich. »Es muss toll sein, die Bilder, die man im Kopf hat, auch zeichnen zu können.«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Du fragst dich bestimmt, warum ich hier bin.«
    Noch ein Schulterzucken.
    »Ich bin eine Freundin deiner Tante.« Ich deutete auf Karen, die mit meinen beiden Teamkollegen bei Leanne stehen geblieben war. Evie lächelte ihr schüchtern zu, und Karen grinste aufmunternd und winkte. »Sie kam gestern zu mir und erzählte, dass du ein schlimmes Erlebnis hattest.«
    Evie versteifte sich. Trotzdem brachte sie ein weiteres Schulterzucken zustande.
    »Das heißt, sie hat mich gefragt«, fuhr ich so sanft wie möglich fort, »ob ich in dieser Sache nicht vielleicht behilflich sein könnte. Weißt du, ich hab so eine coole Fähigkeit, mit Leuten zu reden, die nicht mehr da sind.«
    Evie legte den Kopf schief wie ein vertrauensvoller Welpe. »Was heißt das?«
    »Na ja.« Ich überlegte, wie ich es möglichst ungruselig ausdrücken könnte. In diesem Moment spürte ich einen Stups an meiner Energie, aber unten an den Beinen. Unwillkürlich schaute ich zum Boden und sprach den Namen aus, der sich in mein Gehirn geschmuggelt hatte. »Paddington.«
    »Was?« Evie klang plötzlich hellwach und scharf.
    Ich blickte auf und sah die heftige Gemütsbewegung in ihren großen braunen Augen. »Paddington Bär«, bekräftigte ich. »Du hattest mal einen Hund namens-Paddington Bär, oder?«
    Sofort stiegen Evie die Tränen in die Augen, und ihre Unterlippe begann zu zittern.
    Ich lächelte. Die Hürde war genommen. »Er läuft unermüdlich im Kreis um dich herum.« Das entlockte ihr einen erstaunten Laut. »Und er sagt, dass du die ganze Zeit von ihm träumst.«
    »Das stimmt!«, rief Evie und suchte mit den Augen den Boden ab, ob sie nicht eine Spur von ihm entdecken konnte.
    »Paddington sagt, er ist jetzt bei …« Ich zögerte und versuchte den Klang des Namens zu erhaschen. »Mema?«
    Evie keuchte verblüfft. »Meine Großmutter!«, japste sie.
    Ich grinste breit und nickte. »Sie und Paddington haben viel Spaß. Und deine Mema sagt, sie habe es doch gewusst, dass du irgendwann noch stricken lernen würdest.«
    »Das hab ich gerade in der Schule gelernt!«, rief Evie. »Eine aus meiner Klasse hat’s mir beigebracht, und wir haben total coole Schals gestrickt! Nur leider können

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