Gespenster Kuesst Man Nicht
mit mir zu reden.«
»Ich bringe euch erst mal in die Skihütte, damit ihr euch einrichten könnt, dann fahren wir rüber zur Schule. Die Kinder schreiben morgen die Abschlussklausuren. Ich denke, heute müssten wir noch einige abpassen können.«
Kurze Zeit später hatten wir uns mit Lebensmitteln eingedeckt und langten an der Skihütte der O’Neals an. Schon von außen wirkte das Haus fantastisch. Es war ein klassisches Nurdachhaus aus Zedernholz mit riesigen Fenstern, sodass man durch das Haus hindurch den See dahinter sehen konnte.
»Ist das der Echo Lake?«, fragte ich beim Aussteigen, während Gilley und Steven hinter uns einparkten.
»Exakt.«
»Wow«, hörte ich Gil rufen, »wohnen wir etwa hier?«
Ich nickte. »Jep.«
Er kam neben mich und brummte halblaut: »Lass dir Zeit mit dem Auftrag, ja? Ich bleib hier gern eine Weile.«
Ich lachte und klopfte ihm auf den Rücken. »Will da wieder mal ein kleiner Mann auf großem Fuß leben, hm?«
»Besser als unsere Wohnungen ist es auf jeden Fall!«
Da musste ich ihm zustimmen. Gil und ich wohnten übereinander in zwei winzigen Wohnungen in Arlington, etwa fünfzehn Minuten von der Bostoner Innenstadt entfernt.
Wir betraten das Haus. Der Geruch des Holzes und die frische Bergluft waren so belebend, dass ich erst einmal in dem geräumigen Wohnbereich, von dem man auf einen Bootssteg hinuntersah, stehen blieb und glücklich aufseufzte.
»Gefällt es dir?«, fragte Steven hinter mir.
»Oh, ich könnte mich durchaus daran gewöhnen. Wunderschön hier oben, was?«
Steven nickte. »In Deutschland habe ich einen Freund, der eine Skihütte in den Schweizer Alpen hat. Einmal werde ich dich dorthin mitnehmen, dann kannst du mir sagen, wo es dir besser gefällt.«
Ich drehte mich zu ihm um und lächelte. »Du willst mich in die Schweiz mitnehmen?«
Er nickte. »Irgendwann, sicher.«
»Juu-huu!«, tönte es aus einem der Schlafzimmer. Einen Augenblick später kam Gilley in den Flur gestürmt. »M. J.! Hier gibt’s einen Außenwhirlpool!«
»Es gibt auch eine Sauna«, sagte Karen aus der Küche. »Und im Untergeschoss ist ein Spielzimmer komplett mit Billiardtisch und Videokonsole.«
»Teeko«, sagte Gilley ernst. »Ich hab noch nie was für eine Frau empfunden, aber bei dir könnte ich schwach werden.«
Wir mussten alle lachen. Dann warf ich einen Blick auf die Uhr an der Wand. Es war fast eins. »Wir sollten in die Gänge kommen, wenn wir noch zur Schule wollen, um Leute zu befragen.«
Im Eiltempo luden wir den Van aus. Ich verfrachtete Doc in eines der Schlafzimmer und ging wieder hinaus, um mein Gepäck zu holen. Als ich in das Schlafzimmer zurückkam, sah ich, dass neben dem Bett Stevens Gucci-Koffer stand. Mist! Also wollte er dieses Zimmer haben. Ich nahm den Käfig, stellte ihn in eines der anderen Zimmer auf einen Tisch am Fenster und legte meinen Koffer aufs Bett. Dann brachte ich meinen Kulturbeutel ins Bad nebenan. Bevor ich wieder zum Auto ging, kehrte ich noch einmal ins Schlafzimmer zurück, um nach Doc zu schauen.
Da bemerkte ich, dass auf dem Bett neben meinem Koffer auch der von Steven lag. Ich verdrehte die Augen und beschloss, die Sache später mit ihm zu klären.
Kurz darauf waren wir unterwegs, ich wieder mit Karen im Mercedes, die Jungs im Van hinter uns. Mein Magen gab ein beängstigendes Knurren von sich, und mit wissendem Lächeln machte Teeko einen kurzen Stopp bei einem Drive-in.
Kaum waren wir wieder auf der Straße und schlangen gierig unser Fast Food herunter, als wir das erste Hinweisschild nach Northelm sahen.
»Das liegt ja echt am Ende der Welt«, sagte ich, als zu beiden Seiten des Highways nur noch Wald zu sehen war.
»Typische Internatsdenkweise«, sagte Karen. »Man halte die Kids nur ja von allem fern, was sie in Versuchung führen könnte.«
»Ich frage mich, ob das den gewünschten Effekt hat.«
»Bei mir nicht.«
»Du warst im Internat?«
Teeko nickte. »Im Marymount International in London. Ich habe jede Sekunde dort gehasst.«
»Wow, du warst ja eine richtige kleine Kosmopolitin!«
Sie grinste mich an und zog die Augenbrauen hoch. »Stimmt, die Cosmopolitan hab ich auch gelesen. Aber nur der Artikel wegen.«
Ich grinste ebenfalls. Da passierten wir einen weiteren Hinweis nach Northelm. »Es ist nicht mehr weit. Die nächste Ausfahrt müsste es sein.«
Fünf Minuten später kurvten wir eine lange, gewundene Straße hinunter. Im Tal sah man einige große Gebäude liegen, daneben einen großen Weiher
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