Gespenster Kuesst Man Nicht
spüren bekam. »Was ist da drin?«
»Die Magnete.«
»Oh, verstehe«, sagte Steven, der uns von der Couch aus beobachtete. »Wenn Gilley das trägt, werden die Geister ihn nicht mehr angreifen.«
Gil legte den Kochlöffel, mit dem er die Spaghettisauce umgerührt hatte, auf die Arbeitsfläche und zog sich das Sweatshirt vom Rücken. »Wie hast du das gemacht?«
»Ich habe die Magnetplatten auf das Langarmshirt geklebt und es dann in das Sweatshirt eingenäht. Zieh das an, Gil, und dir wird kein Geist mehr zu nahekommen.«
»Wie funktioniert das?«, fragte Steven, der sich nun auch zu uns gesellte, um das Sweatshirt zu begutachten.
»Magnete verändern die Frequenz des elektromagnetischen Feldes, in dem sich Geister gern aufhalten. Wenn man genug Magnete an einem Fleck auslegt, wird kein Geist dort einen Fuß hinsetzen. Daher sind Küchen oft geisterfrei.«
Steven sah mich verblüfft an. »Küchen?«
Gilley drehte sich um und zeigte auf den Kühlschrank der O’Neals. »Kühlschrankmagnete.« Dann sah er mich skeptisch an. »Bist du sicher, dass mich das schützt?«
Ich nickte entschieden. »Absolut sicher. Aber du musst im Van bleiben, denn mit dieser Rüstung schlägst du Hatchet Jack garantiert in die Flucht, und ich will auf keinen Fall, dass er untertaucht, solange wir da sind – ich will herauskriegen, warum er dort spukt, und sein Portal finden.«
Gilley holte tief Luft, als müsste er seine Optionen gründlich gegeneinander abwägen. »Okay, M. J. Wenn du mich bei dieser Jagd wirklich brauchst, dann kann ich wohl dieses Ding anziehen und Posten im Van beziehen.«
Erleichtert umarmte ich ihn. »Du bist einfach klasse, Gil. Ich verspreche dir, solange du dieses Ding trägst, wirst du der Letzte sein, mit dem Jack sich anlegen will.«
Steven blickte leicht besorgt. »Vielleicht sollte ich mir auch so etwas zulegen.«
Ich lachte. »Oh nein, mein Lieber. Ich brauche dich dort vollkommen ungeschützt und verletzlich.«
»Warum das?«
»Weil jemand den Köder spielen muss«, sagte ich.
»Ich habe das Gefühl, ich mag meinen Job hier auch nicht besonders«, sagte Steven düster.
»Entspann dich«, beruhigte ich ihn. »Wenns zu riskant wird, schicke ich dich in den Van zu Gilley, okay?«
Steven blieb skeptisch, aber ich durfte ihm jetzt nicht nachgeben. Auf dem Weg in den Ort war mir der Gedanke gekommen, dass dieser Auftrag vielleicht eine Nummer zu groß für mich war und ich alle Hilfe brauchte, die ich kriegen konnte.
Nach dem Abendessen beluden wir den Van wieder und stellten sicher, dass Gilley mit den drei Monitoren direkten Zugriff auf die Daten unserer Geräte bekam. »Ich liebe diesen neuen Kram«, gestand er, nachdem wir die Datenübertragung geprüft hatten. »Auf dem hier kriege ich die Daten von der Nachtsichtkamera, auf dem hier alles, was von der Wärmebildkamera kommt, und dieser hier liest eure beiden Elektrofeldmeter ab. Eventuell kann ich euch schon sagen, dass ein Geist kommt, bevor ihr es selbst merkt!«
»Bin froh, dass du beschlossen hast, weiter mitzumachen«, sagte ich und tätschelte ihm den gepanzerten Rücken. »Ach, wie unbequem ist das Ding hier eigentlich?«
»Nicht besonders«, sagte er. »Ein bisschen warm, aber ich kann ja jederzeit die Fenster einen Spalt aufmachen.«
»Und, bereit zum Jagen?«, fragte Steven, der mit unserem letzten Matchsack aus dem Haus kam.
»Bereit«, sagte ich und bemühte mich, nicht zu aufgeregt zu klingen. Ich liebe es, bei Nacht auf Geisterjagd zu gehen, und diese versprach ideal zu werden – hohe Luftfeuchtigkeit und Vollmond. Ich konnte geradezu fühlen, wie sich die Luft mit Spannung auflud.
Wir fuhren zur Schule und ließen Gilley dann im Van zurück. »Also, du kommst klar?«, fragte ich ihn ein letztes Mal.
»Solange du mir fest versprechen kannst, dass mir nichts Abgefahrenes passieren wird, ja.«
»Wird es nicht«, sagte ich und legte mir das neue Headset an, durch das ich Direktkontakt zu Gilley hatte. »Soundcheck.«
Er legte einen Finger ans Ohr. »Ich höre dich klar und deutlich.«
»Genial«, sagte ich. »Ich dich auch.« Damit schlug ich die Tür zu und eilte Steven nach, der schon am Eingang des Grundschulflügels stand. Er schloss die Tür auf und hielt sie mir auf, dann knipste ich meine Taschenlampe an.
»Wie war das wieder – warum schalten wir nicht einfach das Licht an?«, flüsterte er.
»Weil der Anstieg der elektrischen Spannung unsere Elektrofeldmeter beeinflussen würde. Außerdem würde es uns
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