Gespenster Kuesst Man Nicht
Rektor ist da.«
»Na toll«, knurrte Gilley und zerrte an seinen Handschellen. »War nett, wenn Meister Proper zur Abwechslung mal keine Korinthen kacken würde.«
Wir beobachteten, wie Nicholas zum Auto seines Bruders hinübereilte und aufgeregt auf uns deutete. Einer der Cops trat ebenfalls hinzu. Er und der Rektor unterhielten sich eine ganze Weile und warfen dabei immer wieder Blicke auf uns.
Endlich kam der Cop auf Stevens Seite und öffnete die Tür. »Alle drei aussteigen«, sagte er grob.
Steven schob sich ins Freie, Gilley und ich folgten eilig. Der Polizist schloss uns die Handschellen auf. »Der Rektor hat sich für Sie verbürgt.«
»Vielen Dank, Mr Habbernathy!«, rief Gil und winkte dem säuerlich dreinblickenden Rektor im Auto zu.
»Machen Sie ab jetzt lieber keinen Ärger mehr, okay?«, riet der Cop.
Sein Partner brummte: »Fängt ja dieses Jahr früh an mit den Falschmeldungen vom Campus.«
Ich sah ihn scharf an. »Entschuldigen Sie, was haben Sie da gesagt?«
Der Polizist schien zu merken, dass er mehr preisgegeben hatte, als er wollte, und versuchte es herunterzuspielen. »Nichts. Wir werden immer mal wieder hierher gerufen, und es ist immer die gleiche Geschichte.«
»Und was für eine Geschichte ist das?«, fragte Steven.
Der Cop, dem unsere Hartnäckigkeit merklich unlieb war, rückte seinen Dienstgürtel zurecht. »Sie sind hier, um Hatchet Jack zu jagen, richtig?«
Ich sog die Luft ein. »Stimmt! Was wissen Sie über ihn?«
Der Cop wand sich unbehaglich. »Nur, dass wir jedes Jahr ein, zwei Anrufe bekommen; meistens Teenager aus der Gegend, die sich gegenseitig aufstacheln, hier im Wald nach Jack Ausschau zu halten. Wie erstaunt sie immer sind, wenn sie ihn tatsächlich finden«, fügte er sarkastisch grinsend hinzu.
Ich wechselte einen bedeutungsvollen Blick mit Gilley. »Wissen Sie, was witzig ist?«, fragte ich den Cop. »Wir haben versucht, im Netz Informationen über Jack zu finden, und das Ergebnis war gleich null. Man sollte doch meinen, über eine solche Legende müsste es ein paar Webseiten geben.«
Der Cop grinste bissig. »Denken Sie daran, dass Lake Placid ein Urlaubsort ist. Das Letzte, was die Ortsverwaltung will, ist, dass die Touristen etwas über einen Geist auf ihren Skipisten lesen. Alle, die hier leben, profitieren auf irgendeine Art vom Tourismus, und niemand will an dem Ast sägen, auf dem er sitzt.«
»Logisch«, sagte Gil. Bevor wir dem Cop noch mehr Fragen stellen konnten, stieg der Rektor aus dem Auto und gesellte sich zu uns. »Ich muss mich für Nicholas entschuldigen«, sagte er knapp und unwirsch und ohne einen Funken wirkliches Bedauern. »Er ist manchmal etwas übereifrig, wenn er an der Schule für Ordnung sorgt.«
»Gut, wir fahren dann mal wieder«, sagte der Cop. Er nickte dem Rektor zu und tippte sich an die Mütze. »Rektor Habbernathy.« Dann winkte er seinem Partner, und sie rückten ab.
Ich blickte über die Schulter des Rektors hinweg zu Nicholas, der geknickt und traurig neben dem Auto seines Bruders stand. »Ist ja nichts passiert. Er hat nur seine Arbeit gemacht.«
Der Rektor seufzte schwer, als sei sein Bruder eine kaum erträgliche Belastung. »Selbstverständlich hatte ich Nicholas darüber informiert, dass Sie hier sein würden, aber ich fürchte, aufgrund seiner Behinderung kann er sich wichtige Dinge oft nicht merken.«
Ich runzelte die Stirn. Der Rektor war mir einfach nur unsympathisch. Der verärgerte Blick, mit dem er Nicholas bedachte, gefiel mir überhaupt nicht, und noch weniger gefiel mir, wie er über seinen eigenen Bruder sprach. »Wie schon gesagt, Mr Habbernathy, außer dass es uns alle Zeit gekostet hat, ist ja nichts passiert.«
»Na gut«, sagte der Rektor, wobei er noch immer wütend und verlegen wirkte. »Dann werde ich Sie wieder Ihren Ermittlungen überlassen.«
Als er schon dabei war zu gehen, rief ich: »Warten Sie mal bitte, Sir.« Er drehte sich um. »Wir sind vorhin im Grundschulflügel über etwas gestolpert. Ist es in der Geschichte der Schule je vorgekommen, dass Schüler auf Nimmerwiedersehen verschwanden oder während der Schulzeit ums Leben kamen?«
Der Rektor sah schockiert aus. »Natürlich nicht!«, antwortete er empört. »In Northelm ist nie auch nur ein Schüler verloren gegangen. Ihre Sicherheit und ihr Wohlergehen stehen für uns an allererster Stelle!«
Ich war leicht verwirrt. Seine Reaktion kam mir übertrieben harsch vor. »Ich wollte Ihnen in keiner Weise Fahrlässigkeit oder
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