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Gespenster Kuesst Man Nicht

Gespenster Kuesst Man Nicht

Titel: Gespenster Kuesst Man Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Laurie
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kleinen Jungen zu. »Hernando!«, befahl ich. »Hör mir zu! Wenn du dem bösen Mann entkommen willst, musst du an die Decke schauen!«
    Er kommt! Er kommt!
    »Konzentrier dich, Hernando!«, schrie ich quer durch den Raum. »Schau an die Decke! Siehst du ein helles weißes Licht?«
    Einen Augenblick lang war Stille. Hernando zögerte. Ich wusste, dass er mit Verwirrung und Furcht rang, hin- und hergerissen zwischen dem, was er seit dreißig Jahren jede Nacht getan hatte – nämlich aus dem Klassenzimmer zu flitzen und Jack davonzulaufen –, und meiner Forderung, zuzuhören und sein Verhaltensmuster zu ändern. Hatte eine gestrandete Seele erst einmal ein solches Muster etabliert, war es für sie sehr, sehr schwer, sich davon zu lösen.
    »Bitte, Hernando! Ich schwöre dir, wenn du auf mich hörst, wirst du dem schrecklichen Mann da draußen nie, nie wieder begegnen müssen.«
    Ich sehe das Licht!, wisperte seine zarte Stimme durch meine Intuition. Ich seufzte erleichtert. »Perfekt. Hör gut zu, wir haben wenig Zeit. Ich will, dass du das Licht von der Decke zu dir herunterziehst. Stell dir einfach vor, dass es tiefer und tiefer sinken und dich umhüllen soll.«
    Es kommt runter!
    »Gott sei Dank! Hernando, ganz schnell: Wenn es dich umhüllt, musst du weiter hineingehen. Du wirst das Gefühl haben, als ob es dich irgendwohin zieht, und das tut es auch. Es zieht dich nach Hause. Lass dich davon mitziehen, Hernando. Lass dich nach Hause bringen.«
    Aber Mom und Dad!, wandte er ein.
    »Ich sage ihnen, dass es dir gut geht!«, versprach ich.
    Im nächsten Moment war Hernando verschwunden.
    »M. J.!«, schrie mir Gil direkt ins Ohr, und ich krümmte mich vor Schmerz.
    »Was?!«, schrie ich zurück und versuchte, die Lautstärke des Headsets herunterzudrehen.
    »Er ist im Zimmer!«, quiekte Gilley in heilloser Panik. »Hatchet Jack ist im Zimmer!«
    »Wo?« Doch ehe Gilley antworten konnte, fielen drei Tische polternd durcheinander. Ich fuhr taumelnd zurück und versuchte mich verteidigungsbereit zu machen, aber da traf mich etwas so heftig an der Brust, dass ich rückwärts gegen die Wand stolperte. Mit einem dumpfen Schlag prallte mein Hinterkopf gegen den Beton.
    »M. J., raus da!«, schrie Gilley. »Renn weg!«
    Einen Moment lang konnte ich den Kopf nicht aufrecht halten, und der Raum drehte sich um mich. Ich spürte, wie ein zweiter Energiestoß direkt auf mich zukam, und versuchte den Kopf mit den Armen zu schützen, aber es war zu spät. Ein sengender Schmerz explodierte hinter meiner Stirn, und ich brüllte auf.
    »M.].?!«, schrie Gilley durch das Headset. Es hörte sich an, als schlüge ein Blitz in mein Gehirn ein.
    Plötzlich wurde ich in die Luft gehoben. Der Raum drehte sich wieder, und ich schwebte. Mein erster Impuls war, um mich zu schlagen und zu treten, aber mein Kopf tat so weh, dass ich nur ein klägliches Gezappel fertigbrachte.
    »M.J.?«, schrie Gilley wieder. »Sag was!«
    Dann hörte ich etwas krachen und bersten, aber es schien weit weg zu sein. Das Gefühl des Schwebens hielt an. Ich versuchte den Kopf zu heben, aber das machte es nur noch schlimmer, und dann verkleinerte sich mein Sichtfeld, mir wurde schwarz vor Augen, und ich hatte zu große Schmerzen, um dagegen anzukämpfen.
    »Leg sie da hin«, hörte ich Gilley sagen. Es klang schrill, als wäre er aufgeregt oder verängstigt. »Ich hab den Erste-Hilfe-Kasten dabei. Himmel, ist das viel Blut!«
    »Wir müssen den Krankenwagen rufen!«, sagte jemand. »Neun-eins-eins. Das ist die Nummer!«
    »Nein!«, sagte Gil. »Noch nicht. Ich will sie mir erst bei Licht anschauen, dann können wir über den Krankenwagen reden.« Ein helles Licht ging an, und man legte mich aufweiche Kissen. Ich stöhnte und hielt die Hand schützend vor die Augen.
    »M.J.?«, sagte Gil und gab mir einen leichten Klaps auf die Wange.
    »Aaaaaufhören«, wimmerte ich, weil mir ein höllischer Schmerz durch die Schläfen schoss.
    »Ach, Gott sei Dank!«, rief Gil aus.
    »Soll ich den Krankenwagen rufen?«, fragte die andere Stimme.
    »Nein, Nicholas«, sagte Gil sanft. »Aber vielen Dank!«
    Blinzelnd versuchte ich die Augen zu öffnen. »Das Licht«, jammerte ich und tastete mit der Hand abwehrend durch die Luft.
    Gilley rückte das Licht über mir beiseite, sodass es mich nicht mehr so sehr blendete. »Besser?«
    »Besser«, bestätigte ich. »Was ist passiert?«
    »Hatchet Jack«, sagte Nicholas. »Der war soooooo sauer!«
    Ich blinzelte noch ein paarmal, um

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