Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gespenster Kuesst Man Nicht

Gespenster Kuesst Man Nicht

Titel: Gespenster Kuesst Man Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Laurie
Vom Netzwerk:
verbracht, hm? Wer?!«
    Ich holte tief Luft. Gilley hatte recht. Er hatte sich bei diesem Auftrag schon ziemlich verdient gemacht. Die größere Ablenkung war Steven gewesen. »Vielleicht ist es ganz gut, dass er weg ist«, sagte ich.
    »Hör mal«, sagte Gil ruhig und eindringlich. »Ich glaube, alles, was Steven braucht, ist ein bisschen Anleitung. Er hatte nicht gerade eine Mordserfahrung, als er zu uns kam, und meistens tut er einfach nur, was du ihm sagst. Und du musst zugeben, dass er bei diesem Auftrag oft das fünfte Rad am Wagen war.«
    Ich hielt vor einer Ampel und starrte blicklos aus dem Fenster. Gilley hatte nicht unrecht. »Na gut«, sagte ich schließlich. »Ich ruf ihn morgen an und versuche, die Sache wieder hinzubiegen.«
    »Egal, ob dus zugibst oder nicht, wir brauchen ihn im Team, Schatzi. Und sei’s nur, damit er unsere Finanzen im grünen Bereich hält.«
    »Jaja, ich hab’s verstanden.« Ich war das Thema wirklich leid.
    »Komm doch ins Goldberries an der Main Street«, sagte ich, während ich auf den Parkplatz des Restaurants fuhr, »dann können wir unser weiteres Vorgehen besprechen.«

8
     
     
    »Also, hab ich das richtig verstanden?« Gil fing an, sein Brathähnchen zu zerteilen. »Du willst nachher zur Schule fahren und einfach bei Nicholas ans Fenster klopfen, und dabei vertraust du auf dein Glück, dass er sich nicht gleich mit dem Baseballschläger auf dich stürzt?«
    Ich sah ihn missmutig an. »Hast du einen besseren Plan?«
    Einen Augenblick lang kaute Gilley nachdenklich. »Nee«, sagte er dann. »Solange ich im Van bleiben kann, ist mir alles recht.«
    Ich beugte mich über meinen Teller, damit Gil meinen schuldbewussten Blick nicht sah. Wenn alles andere versagte, hatte ich eine Idee, wie sich Jack vielleicht hervorlocken ließ, aber nun, da Steven weg war, würde ich Gil dazu brauchen, und zwar nicht als unbeteiligten Beobachter im Van.
    »Falls Nicholas deine Hoffnung als ergiebige Informationsquelle nicht erfüllt, hätte ich da einen Namen, der vielleicht helfen könnte«, sagte Gil, der offenbar bemerkt hatte, dass ich seinen Blick mied.
    »Ah? Wen?«, fragte ich.
    »William Skolaris«, sagte er triumphierend.
    Ich sah ihn neugierig an. »Wer ist das?«
    »Der gute, alte Skolaris wohnt zwei Blöcke von hier entfernt. Und er ist seit unglaublichen zweiunddreißig Jahren Lehrer in Northelm.«
    »Du glaubst, er könnte was von Hatchet Jack wissen.«
    »Ich bin mir hundertprozentig sicher.«
    »Warum das?«
    »Weil er der leitende Redakteur der Schulzeitung ist. Weißt du noch, wie schnell der Artikel von der Website verschwunden war? Der Mann weiß garantiert was.«
    Ich tätschelte ihm die Hand. »Genial, Gil. Versuchen wir doch heute Abend, bevor wir wieder Wache halten, aus Nicholas ein paar Infos rauszuleiern, und morgen fahren wir bei Skolaris vorbei und schauen, ob er bereit ist, mit uns zu reden.«
    Nach dem Abendessen fuhren Gilley und ich zurück zur Skihütte, um uns vor der Nachtwache noch einmal aufs Ohr zu hauen. Ich gebe zu, ich hoffte, dass wir Glück haben würden und Jack ohne größere Umstände erschiene. Wenn ich ihn bis zu seinem Portal folgen könnte, wäre er erledigt. Und dann würde es viel einfacher sein, den Jungen beim Übergang zu helfen.
    Ohne Steven wirkte die Hütte irgendwie verlassen, auch wenn Gilley und Doc Lärm für vier machten. Als ich mich ins Bett legte, dachte ich darüber nach, was Gilley gesagt hatte, und beschloss, dass Steven zumindest eine Entschuldigung verdient hatte. Gil und ich hatten schon so viel Routine bei unserer Arbeit, dass sie uns fast zur zweiten Natur geworden war, und ich hatte gar nicht bedacht, dass ein Neuling nicht unbedingt wissen konnte, wie man an einen so schwierigen Fall herangehen musste.
    Um halb elf klingelte mein Wecker. Ich wälzte mich aus dem Bett, völlig durcheinander und noch immer wie erschlagen. Meine innere Uhr fing allmählich an, gegen unsere verrückten Arbeitszeiten zu rebellieren, und ich hoffte wirklich, dass wir diesen Rhythmus nicht mehr lange aufrechtzuerhalten brauchten.
    Nach ein paar Anläufen bekam ich auch Gilley aus dem Bett, und wir packten unsere Matchsäcke und stiegen in den Van.
    Mit trüben Augen steuerte Gil uns in Richtung Northelm. Ich reichte ihm den Thermosbecher Kaffee, den ich ihm in der Hütte abgefüllt hatte.
    »Danke. Ich hoffe nur, er ist stark.«
    »Ist er.«
    Ich musste kichern, als er nach dem ersten Schluck eine Grimasse zog. »Himmel, M.J.!« Erstellte

Weitere Kostenlose Bücher