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Gespenster um Al Wheeler

Gespenster um Al Wheeler

Titel: Gespenster um Al Wheeler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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nicht zu sterben brauchte — wenn ich auch für den
Rest meines Lebens verstümmelt war.
    »Sie werden’s überstehen«, sagte die heisere Stimme.
    So wie wenn jemand einen
Fernsehapparat richtig einstellt, konnte ich plötzlich wieder klar sehen. Charity Sumner stand ein paar Schritte weit von meinem
Stuhl entfernt und beobachtete mich mit einem scharfen aufmerksamen Blick, die Arme
unter der Brust verschränkt. »Machen Sie jetzt, daß Sie rauskommen !« fauchte sie. »Bevor ich beim Empfang unten anrufe und mir
von dort ein paar Polizeibeamte heraufschicken lasse .«
    »Das ist wirklich komisch«,
krächzte ich und fummelte nach meiner Dienstmarke.
    Ihre Augen weiteten sich in
entsetzter Ungläubigkeit, als sie sie erblickte. »Sie — ein Polizeilieutenant ?«
Sie brach in hilfloses Gelächter aus. »Und ich hielt Sie für eine Art
Lustmörder !«
    »Sie wären mit einer derartigen
Möglichkeit glänzend fertig geworden«, knurrte ich.
    Sie hörte auf zu lachen,
während sie zusah, wie ich mein schweißüberströmtes Gesicht mit einem
Taschentuch abwischte. »Es tut mir leid, Lieutenant, wirklich .« Ihre heisere Stimme klang beinahe zerknirscht. »Aber Sie müssen zugeben, nach
der Art, wie Sie hier einbrachen, konnten Sie nichts anderes erwarten .«
    »Wenn es Ihnen wirklich leid
tut, dann könnten Sie mir etwas zu trinken besorgen, anstatt einfach
herumzustehen«, sagte ich voller Bitterkeit. »Nicht daß ich unter normalen Umständen
die Aussicht nicht genießen würde, aber im Augenblick ist mein Bedürfnis nach
Alkohol erheblich stärker .«
    Sie warf einen gleichmütigen
Blick an ihrer prächtigen Nacktheit hinunter und zuckte dann anmutig die
Schultern. »Vermutlich sollte ich etwas anziehen. Ich war gerade mit Duschen
fertig, als Sie kamen. Was wollen Sie trinken ?«
    »Scotch auf Eis, ein bißchen
Soda«, sagte ich. »Ein Eimer Scotch und eine Flasche Soda wäre genau das
richtige Verhältnis .«
    Als sie sich umwandte und auf
das Telefon zuging, war der Anblick der festen, sich wiegenden bronzefarbenen
Hüften schiere Medizin. Ich fühlte mich bereits erheblich besser, stellte ich
mit plötzlicher Überraschung fest.
    »Hier Miss Shoemaker im
Dachgartenappartement«, sagte sie zum Zimmerdienst. »Ich möchte eine Flasche Chivas Regal, Soda, Eis — und zwei Brandy Alexanders, und
zwar bitte gleich .« In ihrer Stimme lag die unbewußte angeborene Arroganz, die nur aus einer langen
Ahnenreihe von Feudalherren stammen konnte. Sie legte auf, bevor man beim
Zimmerdienst ein Wort sagen konnte. »Ich werde jetzt etwas anziehen«, sagte sie
und verschwand im Schlafzimmer.
    Es schien kaum Zeit vergangen
zu sein, als es an die Tür klopfte und der Zimmerkellner mit einem Tablett
voller Alkohol erschien. Er wirkte etwas eingefallen im Gesicht, als ob er
eben, das Tablett in der Hand, die Treppen zum zwanzigsten Stockwerk
emporgerannt wäre. Er stellte das Tablett auf das Kaffeetischchen und richtete
sich dann mit einem hörbaren Seufzer der Erleichterung auf.
    »Miss Shoemaker ?« fragte er mit unsicherer Stimme, während er mich nervös
ansah.
    »Es würde mich nicht
überraschen«, sagte ich.
    »Vier Minuten, fünfunddreißig
Sekunden«, verkündete Charity Sumner, während sie aus
dem Schlafzimmer auftauchte. »Nicht schlecht. Merken Sie sich, das ist die Art
Service, die ich schätze, solange ich mich hier in dieser Flohkiste aufhalte .«
    »Ja, Ma’am«, krächzte der
Zimmerkellner.
    Es ging mir durch den Kopf, daß Charitys Begriffe von »sich etwas anziehen« sich auf
ein Minimum beschränkten. Sie trug Pantöffelchen aus dickem braunem Samt mit
etwas, das wie echte Platinspangen aussah, an den Füßen. Der Rest ihrer
Kleidung war einfach. Er bestand aus einem weißen Satinbüstenhalter und dazu
passendem Höschen. Das Gesicht des Zimmerkellners war eine Studie in
Scharlachrot, als sie Bleistift und Zettel aus seiner schlaffen Hand nahm und
ihre Unterschrift auf die Rechnung kritzelte. Nachdem sie ihm beides wieder in
die Hand geschoben hatte, stand er noch immer da.
    Ein Ausdruck leichter Gereiztheit
zeigte sich auf ihrem Gesicht, als sie ihn betrachtete. »Ich habe zwanzig
Prozent dazugeschrieben«, sagte sie scharf. »Was wollen Sie noch? — Den
goldenen Schlüssel zur Stadt?«
    »Ja, Ma’am«, stammelte der
Zimmerkellner. »Ich meine, nein, Ma’am — das heißt...«
    »Wenn Sie noch nie ein Mädchen
gesehen haben, dann wird’s Zeit, daß Sie ein bißchen Erfahrung sammeln«,
bemerkte sie kalt.

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