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Gespenster um Al Wheeler

Gespenster um Al Wheeler

Titel: Gespenster um Al Wheeler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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stören, wenn sie sich nur um ihre eigenen Angelegenheiten kümmerte. Aber aus
irgendeinem seelischen Komplex heraus ist sie zu dem Schluß gekommen, sie sei
für mich verantwortlich und müsse mich vor mir selber retten. Ich habe ihr
immer beizubringen versucht, das sei ein rein psychosomatisches Problem, und
wenn sie ein paarmal mit dem Butler schlafen würde, wäre sie eine völlig andere
Frau. Aber sie wollte nicht auf meinen Rat hören — oder zumindest habe ich sie
bis jetzt noch nicht dabei erwischt .«
    »Demnach, was ich heute nachmittag von ihr gesehen habe, halte ich sie für
eine sehr nette Person«, sagte ich.
    »Das war ein bißchen naiv von
Ihnen, Al«, sagte sie kühl. »Natürlich ist Jessica gerissen. Aber vielleicht
muß man erst mit ihr zusammen im selben Haus wohnen, um das herauszufinden .«
    »Haben Sie Barnaby kürzlich
einmal gesehen ?«
    »Nicht seit meinem achtzehnten
Lebensjahr, als Pappi ihn aus dem Haus warf«, sagte
sie obenhin. »Gelegentlich vermisse ich den guten alten Barnaby — das Leben war
vielleicht manchmal unerfreulich, wenn er da war, aber zumindest nie langweilig .«
    »Wieso unerfreulich ?« fragte ich.
    »Barney hatte ein ziemlich
heftiges Temperament .« Sie grinste. »Er hatte so seine
eigenen Vorstellungen von Komik — wie zum Beispiel damals, als er sich mit
einer der zugänglicheren Hausmädchen um Mitternacht hinter der Familiengruft
verabredete, sie nackt auszog und sie bis zum Morgen in die Gruft sperrte. Er
hielt das für einen Mordsspaß — und das Mädchen verlor nicht einmal den
Verstand, obwohl alle das in den ersten zwei Wochen, nachdem es passiert war,
dachten .«
    »Die Familiengruft?«
    »Haben Sie sie nicht gesehen ?« Sie sah milde überrascht drein. »Etwa dreißig Meter
hinter dem Haus. Großvater Sumner baute sie, weil ihm der Gedanke zuwider war,
nach seinem Tod in einem Leichenwagen durch das Valley gezogen zu werden und so
mit seinen sterblichen Überresten ein öffentliches Schauspiel zu bieten.
Großmutter liegt ebenfalls dort, und Mutter und Vater natürlich auch — aber sie
ist so geräumig, daß noch eine Menge Platz darin ist .«
    »Was hat Barnaby sonst noch
getan ?«
    »Es würde zwei Wochen brauchen —
wenn ich mich an alles erinnern würde. Aber ich erinnere mich daran, wie er
einen chinesischen Schiffskoch aus San Francisco nach Hause brachte. Barney
hatte ihn in die schönsten Gewänder gekleidet, die wir je gesehen hatten, und
stellte ihn der Familie als den abgesetzten Kaiser der chinesischen Provinzen
vor — Seine Kaiserliche Majestät Sun Yat-sen. Die Sumners waren weder in
Politik noch in Geographie jemals sehr bewandert, und der alte Bursche sah in
seinen Gewändern recht eindrucksvoll aus. Barney erklärte, der Kaiser habe auf
die Gebräuche seines ehemaligen kaiserlichen Hofes zu achten und die ganze
Familie habe sich ihnen ebenfalls zu fügen, sonst wäre er tödlich beleidigt .«
    Charity brach in schallendes Gelächter
aus.
    »Zwei Wochen lang aßen wir
eigens importierte Haifischflossensuppe und gesalzene Mandeln zum Frühstück.
Wir mußten immer rückwärts aus der Tür gehen, weil man dem Kaiser nicht den
Rücken zuwenden durfte, wie Barney erklärte. Vater und Crispin mußten jeden
Abend mit dem Kaiser Fan-tan spielen — die Chinesen seien große Spieler, sagte
Barney — , und der Koch heimste ein kleines Vermögen ein. Wann immer ihn die
beiden anderen bei ganz offensichtlichem Mogeln ertappten, erklärte ihnen
Barney, das sei das Vorrecht eines Kaisers.
    Er wäre vielleicht für immer dageblieben,
nur war er eines Nachts stockbetrunken, brach um vier Uhr morgens, ein Messer
schwingend, in Vaters Schlafzimmer ein und nannte ihn >Captain«. Während der
arme alte Pappi , ein Messer an der Kehle, starr
dasaß, erzählte ihm der Kaiser, was von der Familie bis zu zehn Generationen
zurück zu halten war, um sich dann zu erkundigen, was er zum Frühstück kochen
sollte.«
    »Wenn Ihr alter Herr Barnaby
daraufhin nicht aus dem Haus geworfen hat, dann muß er hinterher wirklich etwas
Tolles angestellt haben, damit es so weit kam und er auch noch enterbt wurde .«
    Ihr Gesicht wurde wieder
ausdruckslos. »Wahrscheinlich, ja«, sagte sie mit tonloser Stimme. »Es ist
jetzt nur so lange her, ich erinnere mich nicht mehr .«
    Der Scotch hatte mir äußerst
gutgetan. Beinahe munter geworden, stand ich auf, während mich Charity neugierig betrachtete.
    »Ich will nicht gerade sagen,
daß es wundervoll war«, bemerkte

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