Gesponnen aus Gefuehlen
Kopf.
»Du musst dich vor Sirius in Acht nehmen. Wenn er sich verwandelt, ist er um ein Vielfaches schneller als andere Hunde.«
Lucy sah sie erschrocken an. Sie griff nach dem Seil und fesselte Orion erst die Hände und dann die Füße.
»Wir müssen ihn aus dem Weg ziehen«, bestimmte Sofia. Lucy nickte und stieg über ihn hinweg auf die oberste Treppenstufe.
»Ich schiebe«, sagte sie.
Sofia griff nach seinen Armen. Lucy schob, doch der Klotz bewegte sich keinen Zoll.
»Wir schaffen es nicht«, sagte Lucy.
Im selben Moment stöhnte Orion auf und bewegte seinen Kopf. Sofia griff nach dem Nudelholz, das auf einem der Särge lag. Doch sie zögerte.
»Ich glaube, es ist besser, wenn du ins Haus zurückgehst«, flüsterte Lucy Sofia zu. »Er darf nicht wissen, dass du mir geholfen hast.«
»Was hast du vor? «
»Ich gehe noch mal runter und versuche mich an der Tür. Es muss eine Möglichkeit geben, sie zu öffnen.«
Zweifelnd sah Sofia sie an. »Ich kann dich nicht umstimmen, oder?«
Lucy schüttelte den Kopf. »Nein. Ich gehe nicht ohne Nathan.«
Ein letztes Mal prüfte Sofia die Festigkeit der Fesseln und griff in die Taschen von Orions Jackett. »Kein Schlüssel«, flüsterte sie. »Ich glaube, dass er sich noch nicht wieder verwandeln kann. Es muss an der Verletzung liegen, die Nathan ihm zugefügt hat. Du solltest trotzdem auf der Hut sein.«
»Das bin ich«, antwortete Lucy.
»Viel Glück«, hörte Lucy sie sagen, während sie die Stufen hinunterlief. Sie hatte ein bisschen Zeit gewonnen. Sie konnte nur hoffen, dass sie ausreichte.
Ein zweites Mal suchte sie im Schein einer Fackel die Tür und die danebenliegenden Steine ab. Womöglich war des Rätsels Lösung ganz einfach und irgendwo war ein Mechanismus verborgen, der die Tür öffnete. Lucy erschien dies die logischste Erklärung. Doch so sehr sie auch suchte, die Steine abtaste und in den Fugen kratzte, sie fand nichts. Ihre Zeit wurde knapp.
»Nathan«, rief sie. »Nathan hörst du mich?«
Sie bekam keine Antwort. Sie konnte ihn nicht zurücklassen. Sie musste ihn dort herauszuholen.
»Weshalb hörst du mich nicht?«, flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme. Lucy lehnte sich an die Tür. »Ich brauche dich, hörst du. Allein schaffe ich das nicht.«
*********
Batiste fragte sich, was schiefgelaufen war. Das Mädchen hatte mit seinen Freunden an der Bar gesessen. Er hatte es deutlich gesehen.
»Hol mir Orion ans Telefon. Ich will wissen, ob auf dem Landsitz alles in Ordnung ist.«
Sirius nickte und folgte Batiste de Tremaine in dessen Arbeitszimmer. Während dieser sich in einem Sessel niederließ, wählte er die Nummer. Das Freizeichen ertönte. Batiste schloss seine Augen. Er fühlte sich erschöpft.
»Es geht niemand ran«, erstattete Sirius Bericht.
Batiste öffnete seine Augen und fixierte seinen treuen Diener.
»Hast du es in der Küche bei Sofia versucht, du Dummkopf?«, fuhr er ihn an.
Sirius nickte.
Was hatte das zu bedeuten. Batiste stemmte sich aus dem Sessel hoch. »Komm mit. Wir müssen umgehend zurück. Da stimmt etwas nicht. Sie haben uns hinters Licht geführt.«
»Das verstehe ich nicht, Herr«, sagte Sirius.
»Das musst du auch nicht verstehen. Das war ein Ablenkungsmanöver. Es würde mich nicht wundern, wenn das Mädchen gar nicht in London ist. Das werden sie mir büßen.«
Batiste griff nach dem Telefonhörer und wählte die Nummer des Landsitzes. Auch bei ihm nahm niemand ab. Wütend knallte er den Hörer auf, mit eiskaltem Blick sah er Sirius an.
»Ruf den Flughafen an. Wir brauchen eine Maschine.«
Dann ging er in den Flur. »Harold«, befahl er seinen Chauffeur zu sich.
Harold stand in der Küchentür, die vor Batistes Blicken verborgen war. Mit zitternden Fingern tippte er eine Nachricht an Sofia in sein Handy.
»Harold«, hörte er Batiste ein zweites Mal brüllen.
Er ließ sein Handy in die Tasche seiner Hose gleiten und trat in den Flur.«
»Entschuldigung, Sir. Ich habe Sie nicht gehört.«
»Wir fahren«, blaffte Batiste ihn an und humpelte zur Eingangstür. Harold überholte ihn, öffnete sie und half seinem Herrn die Stufen hinunter.
»Ich hole das Gepäck«, sagte er mit leiser Stimme und wandte sich ab.
»Nein«, befahl Batiste. »Wir dürfen keine Zeit verlieren. »Wir fahren zum Flughafen.«
Harold blieb nichts anderes übrig, als Batiste de Tremaines Befehl Folge zu leisten. Er betete, dass Sofia seine Nachricht las.
Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht
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