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Gesponnen aus Gefuehlen

Gesponnen aus Gefuehlen

Titel: Gesponnen aus Gefuehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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in irgendeiner Weise nützen könnte.
     
    Plinius der Jüngere

20. Kapitel
     
    Nathan saß über das geheimnisvolle Buch gebeugt und versuchte, es zu entziffern. Daneben lag das Notizbuch seines Großvaters. Trotz seiner Bemühungen gelang es ihm nicht, auch nur eine Zeile zu verstehen. Womöglich war das nicht das Buch, nach dem er gesucht hatte. Vielleicht hatte er sich in etwas verrannt.
    Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Was Lucy gerade tat? Sie hatten nicht damit gerechnet, dass Batiste ihn einsperrte. Nathan hoffte, dass Lucy mittlerweile weit fort war. Er hatte von vornherein nicht erwartet, dass der Plan aufging. Wichtig war, dass Lucy sich in Sicherheit brachte. Er würde ihr so bald wie möglich folgen. Batiste konnte ihn nicht ewig überwachen.
    Aber er musste herauszufinden, über welche Kräfte Batiste noch verfügte und wie er sich und Lucy davor schützen konnte. Bevor er mit Lucy floh, wollte Nathan wissen, womit sie in der Zukunft rechnen mussten. Noch einmal blätterte er in dem Buch. Einige der Zeichen wiederholten sich in regelmäßigen Abständen. Er zog ein Blatt Papier zu sich heran und malte diese ab. Dann verglich er sie mit Batistes Aufzeichnungen. Dieser hatte dieselben Zeichen notiert. Leider standen dahinter keine Buchstaben, um sie zu entschlüsseln, sondern wiederum andere Symbole. Was konnte das bedeuten? Nathan starrte auf die Zeichen, bis sie vor seinen Augen verschwammen.
    »Spiegelschrift«, sagte er laut zu sich selbst. Das machte es noch komplizierter. Offenbar bedeuteten beide Schriftzeichen dasselbe, aber mal waren sie normal geschrieben und mal gespiegelt.
    Nathan blätterte durch das Buch, um seine Entdeckung zu kontrollieren, als ein Geräusch ihn herumfahren ließ. Jemand hatte ihn gerufen. Er hatte es deutlich gehört.
    Aufmerksam sah er sich um. Er ging ein paar Schritte zwischen die Regale.
    »Hallo«, rief er. »Ist da jemand?« Er erhielt keine Antwort. Nach wie vor war er allein in dem Raum. Litt er unter Halluzinationen? Verwundern würde es ihn nicht. Er empfand die unterirdischen Katakomben von Mal zu Mal unheimlicher. Er konnte das Gefühl nicht erklären, aber es erschien ihm, als verströmten die Bücher eine beinahe feindliche Atmosphäre. Es war möglich, dass er sich das nur einbildete. Es war möglich, dass es an seinem schlechten Gewissen lag. Er hatte den Büchern unrecht getan.
    »Habt ihr das auch gehört?«, fragte er leise. Wie nicht anders erwartet, schwiegen die Bücher ihn an.
    Nathan schüttelte den Kopf. Es wurde Zeit, dass er hier herauskam.
    Das geheimnisvolle Buch fesselte von Neuem seine Aufmerksamkeit. Sein Großvater war bei der Entschlüsselung sehr systematisch vorgegangen. Nathan fragte sich, weshalb er nirgendwo eine sinnvolle Übersetzung fand. Hatte Batiste absichtlich darauf verzichtet, um das Wissen mit niemandem teilen zu müssen, oder bewahrte er diese anderswo auf? Im Haus gab es einen Safe. Hatte Batiste es vorgezogen, die Übersetzung dort aufzubewahren? Resigniert ließ Nathan die Schultern sinken. An den Safe kam er nicht heran. Er klappte das Buch zu und betrachtete es bedauernd. Er war kein Stück weitergekommen. Er würde dieses Buch nie verstehen, jedenfalls nicht in der kurzen Zeit, die ihm zur Verfügung stand. Nathan sah auf seine Uhr. Die Zeiger näherte sich halb acht. Es war zu früh, um sich hinzulegen, überlegte er. Er könnte sich einem der Bücher widmen, die sein Großvater bestellt hatte. Wenn Batiste morgen zurückkam und Nathan wenigstens einen neuen Einband gezeichnet hatte, ließ er ihn vielleicht zurück ins Haus. Seine Chancen, von dort zu entkommen und Lucy zu folgen waren ungleich größer, als wenn Batiste ihn weiter einsperrte.
    Nathan nahm das geheimnisvolle Buch und das Notizbuch seines Großvaters und brachte beides zurück an seinen Platz. Er legte er es an seinen angestammten Platz zurück und betrachtete es einen Moment nachdenklich. Es fiel ihm schwer, das Buch zurückzulassen. Es war etwas Besonderes an ihm, das spürte er. Es war das einzige Buch in der Bibliothek des Bundes, das noch es selbst war. Das einzige Buch, das nicht in einem Schutzbuch eingesperrt war.
    Eingesperrt – Nathan schüttelte über sich selbst den Kopf. Es war das erste Mal, dass er das, was er jahrelang für richtig gehalten hatte, so benannte. Einsperren, genau das war es, was sie den Büchern antaten.
    Wenn sein Großvater es geschafft hatte, hinter das Geheimnis des Buches zu kommen, dann würde ihm das

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