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Gesponnen aus Gefuehlen

Gesponnen aus Gefuehlen

Titel: Gesponnen aus Gefuehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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auch gelingen. Er brauchte nur Zeit.
    Unschlüssig wandte er sich zum Gehen.. Er hatte etwas Wichtiges übersehen, das spürte er.
    »Weshalb willst du dein Geheimnis nicht preisgeben?« Er drehte sich noch einmal um und fragte das Buch.
    Schweigen antwortete ihm.
    Kopfschüttelnd ging er zurück und setzte sich an seinen Schreibtisch.
    Seine Unruhe verstärkte sich und ihm wurde klar, weshalb. Orion hatte ihm sein Abendbrot nicht gebracht. Normalerweise bekam er es gegen sieben Uhr. Es musste etwas geschehen sein, das ihn daran hinderte. Er hoffte, dass es nichts mit Lucy zu tun hatte. Wütend schlug Nathan mit der flachen Hand auf den Tisch.
    Da hörte er es wieder. Nur deutlicher diesmal. Jemand rief nach ihm. Nathan sprang auf. Krachend fiel der Stuhl zu Boden. Es war Lucy, deren Stimme er hörte. Jetzt war sie deutlich vernehmbar. Eine Täuschung war ausgeschlossen. Sie rief nach ihm und ihre Stimme klang verzweifelt. Nathan sprintete zur Tür. Er trommelte dagegen und rief ihren Namen. Das konnte nicht möglich sein. Sie durfte nicht auf der anderen Seite stehen. Sie musste fort sein von hier. Weit fort. Er unterbrach sein Klopfen und lehnte sich gegen die Tür.
    »Lucy«, flüsterte er. »Was tust du da?«
    »Ich gehe nicht ohne dich«, hörte er deutlich ihre Antwort.
    »Ich kann nicht hinaus«, flüsterte er zurück.
    »Du musst dich konzentrieren«, vernahm er hinter sich eine kraftvolle Stimme. Nathan fuhr herum. Doch da war niemand.
    »Was muss ich tun?«, fragte er trotzdem langsam.
    »Wir werden euch helfen«, hörte er die Stimme wieder.
    »Wer seid ihr?«, fragte Nathan zurück.
    »Du hast nicht viel Zeit«, warf eine andere Stimme dazwischen. »Du musst ihr helfen. Allein wird sie es nicht schaffen.«
    Nathan drehte sich wieder der Tür zu. Mit sie konnte nur Lucy gemeint sein.
    Er legte seine Hände auf das Türblatt und versuchte, sich zu konzentrieren.
    »Schließ deine Augen.« Gehorsam tat er, was die Stimme von ihm verlangte. »Und jetzt denk an sie.«
    Bilder fluteten sein Kopf. Er sah Lucy, wie sie auf dem Weg zur Bibliothek war. Er sah sie mit ihm gemeinsam in Westminster Abbey stehen. Er sah sie während ihrer Vorlesung in einer der Reihen sitzend und er sah sie beide zusammen durch den Londoner Regen laufen. Er sah ihr erschrockenes Gesicht, als sie vom Tod des Vikars erfuhr. Immer tiefer versenkte er sich in die Erinnerungen. Als er spürte, wie sein Mal zu pulsieren begann, öffnete er die Augen. Ein Leuchten erfüllte den Raum. Ein Leuchten, das nicht nur aus seinem Mal kam. Um ihn herum wisperten Hunderte Stimmen, ohne dass er nur ein Wort verstand. Immer eindringlicher klang der Chor unterschiedlicher Tonlagen. Die Stimmen verbanden sich zu einer Beschwörung, der Rhythmus wurde gleichmäßiger.
    Das Licht, das den Raum erfüllte, bündelte sich zu einem Strahl. Der Lichtschein, der aus Nathans Mal strömte, breitete sich aus und legte sich als pulsierender Schleier über das Türblatt. Unter Nathans Fingern begann dieses zu vibrieren, beinahe schien es, als würde das Holz lebendig werden. Die Stimmen hinter Nathan schwollen an. Er konzentrierte sein Denken auf Lucy. Er musste ihr helfen, musste sie beschützen. Sie würde ohne ihn ihre Aufgabe nicht erfüllen können. Ohne einander waren sie nichts. Er durfte sie nicht im Stich lassen. Es war egal, was sie für ihn empfand. Er war es ihr schuldig ihr zu helfen.
    Das Licht hinter Nathan wurde intensiver. Der fest gebündelte Strahl tastete sich unaufhörlich voran und traf auf den Knauf, der die Tür von dieser Seite verschloss. Ein knackendes Geräusch ertönte und die Tür sprang auf.
    Nathan trat zurück, das gleißende Licht verebbte und zurück blieb ein zartes Glimmen, das den Raum in einen leuchtenden Schimmer tauchte. Nathan riss die Tür auf.
    Lucy stand auf der anderen Seite und betrachtete ihre Handflächen, die immer noch leuchteten. Er trat zu ihr und legte seine ebenfalls funkelnden Hände auf ihre. Sie lächelte ihn an.
    »Da bist du ja«, sagte sie leise.
    »Weshalb hast du nicht auf mich gehört«, fragte er ebenso leise zurück.
    »Ich konnte nicht ohne dich gehen. Die Bücher wussten das.«
     
    »Wir müssen weg«, sagte Nathan. »Je weiter wir fort sind, wenn er zurückkommt, umso besser.«
    Lucy nickte, doch statt sich der Treppe zuzuwenden, betrat sie die Bibliothek. Was sie fühlte, ließ sie schaudern. Sie spürte Angst und Wut, Verzweiflung und Kummer und Hoffnung. Tränen traten ihr in die Augen.
    »Lucy,

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