Gespräche mit Gott - Band 1
weniger deutlich zutage –, wenn ihr ins Gesicht eines Menschen blickt, der sterben möchte. Und die sterbende Person weiß das. Sie fühlt den Grad der Zustimmung in bezug auf ihre Entscheidung.
Ist euch je aufgefallen, wie viele Menschen mit dem Sterben warten, bis das Zimmer leer ist? Manche müssen ihren Lieben sogar sagen: »Nein, wirklich, geh nur. Iß einen Happen«, oder: »Geh, schlaf ein bißchen. Mir geht’s gut. Ich seh dich dann morgen früh.« Und wenn dann der getreue Wachposten den Raum verläßt, verläßt auch die Seele den Körper des Bewachten.
Wenn sie zu ihren versammelten Verwandten und Freunden sagen würden: »Ich möchte einfach sterben«, dann bekämen sie zu hören: »Aber das meinst du doch nicht wirklich«, oder: »So etwas darfst du nicht sagen«, oder: »Halte durch«, oder: »Bitte, verlaß mich nicht.«
Der ganze medizinische Berufsstand ist darauf ausgerichtet, die Menschen am Leben zu erhalten, statt es ihnen so leicht wie möglich zu machen und sie in Würde sterben zu lassen.
Siehst du, für einen Arzt oder eine Krankenschwester bedeutet der Tod eine Niederlage. Für einen Freund oder Verwandten ist der Tod eine Katastrophe. Nur für die Seele ist der Tod eine Erleichterung – eine Befreiung.
Das größte Geschenk, das ihr Sterbenden machen könnt, ist, sie in Frieden sterben zu lassen. Denkt nicht, daß sie »durchhalten» oder weiterhin leiden oder sich in dieser entscheidensten Passage ihres Lebens um euch sorgen müßten.
Und im Fall eines Menschen, der sagt, daß er leben wird, der glaubt, daß er am Leben bleibt, sogar darum betet, passiert es sehr oft, daß er auf der Seelenebene »seine Meinung ändert«. Es ist nun an der Zeit, den Körper abzustreifen und die Seele freizusetzen, damit sie andere Ziele verfolgen kann. Wenn die Seele diese Entscheidung trifft, hat der Körper keine Möglichkeit, das zu verhindern. Und auch kein Gedanke des Geistes kann daran etwas ändern. Im Augenblick des Todes erfahren wir, wer im Triumvirat von Körper, Geist und Seele letztlich bestimmt.
Euer ganzes Leben lang denkt ihr, daß ihr euer Körper seid.
Manchmal denkt ihr auch, daß ihr euer Geist seid. Zum Zeitpunkt des Todes findet ihr heraus, wer-ihr-wirklich-seid.
Nun gibt es aber Zeiten, in denen der Körper und der Geist einfach nicht auf die Seele hören. Auch das führt zu einem Szenarium, wie du es eben beschrieben hast. Am schwersten fällt es den Menschen, die Stimme ihrer eigenen Seele zu vernehmen. (Beachtet, wie wenige dies tun.) Es passiert also häufig, daß die Seele die Entscheidung fällt, daß nun der Moment gekommen ist, den Körper zu verlassen. Der Körper und Geist – stets der Diener der Seele – vernehmen das, und der Loslösungsprozeß beginnt. Doch der Geist des Ego möchte dies nicht akzeptieren. Schließlich würde dies das Ende seiner Existenz bedeuten. Also weist er den Körper an, sich dem Tod zu widersetzen. Das tut der Körper gerne, da auch er nicht sterben will. Dabei erfahren der Körper und der Geist des Ego viel Ermunterung und großes Lob von der Außenwelt – der Welt ihrer Schöpfung –, wodurch sie in ihrer Strategie bestätigt werden.
An diesem Punkt hängt alles davon ab, wie dringlich die Seele den Körper zu verlassen wünscht. Ist es nicht allzu dringlich, sagt die Seele vielleicht: »In Ordnung, ihr gewinnt. Ich bleibe noch ein kleines Weilchen da.« Ist sich die Seele aber völlig im klaren darüber, daß ein weiteres Verweilen nicht ihren höheren Zielen dient – daß sie sich durch diesen Körper nicht mehr weiterentwickeln kann –, dann wird sie den Körper verlassen, und nichts und niemand vermag sie daran zu hindern und sollte es auch gar nicht erst versuchen.
Das Ziel der Seele ist ganz klar ihre Evolution. Das ist ihr einziges Ziel – und ihr seelisches Anliegen. Sie bekümmert sich nicht um die Leistungserfolge des Körpers oder um die geistige Entwicklung. Diese sind für die Seele alle ohne Bedeutung.
Der Seele ist auch klar, daß ihr Verlassen des Körpers keine große Tragödie bedeutet. In vielerlei Hinsicht besteht die Tragödie in ihrer Existenz im Körper. Ihr müßt also verstehen, daß die Seele die ganze Sache mit dem Tod anders sieht.
Natürlich sieht sie auch die ganze »Sache mit dem Leben« anders, und das ist die Ursache von viel Frustration und Angst, die der Mensch im Leben empfindet. Frustration und Angst entstehen, wenn ihr nicht auf eure Seele hört.
Wie kann ich am besten auf meine
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