Gespräche mit Gott - Band 1
verzichtet auf das Habenwollen.
Das ist für Menschen leicht, die nicht für von ihnen abhängige Personen sorgen müssen. Was ist, wenn du Frau und Kinder hast?
D ER WEG DES/DER Familienfürsorgenden war schon immer ein Weg großer Herausforderungen – vielleicht der mit den größten. Wie du sagst, ist es einfach, »nichts zu wollen«, wenn du es nur mit dir zu tun hast. Und es ist nur natürlich, daß du, wenn du andere hast, die du liebst und für die du sorgen mußt, das Beste willst.
Es tut weh, wenn du ihnen nicht all das geben kannst, das ihnen deinem Wunsch nach zusteht: ein schönes Zuhause, ein paar anständige Kleider, genügend zu essen. Ich habe das Gefühl, zwanzig Jahre lang gekämpft zu haben, um gerade mal so über die Runden zu kommen, und kann immer noch nichts vorweisen.
I CH VERSTEHE. DU betrachtest es als deine Aufgabe im Leben, für all diese Dinge zu sorgen. Ist es das, worum es deiner Vorstellung nach in deinem Leben geht?
Ich bin mir nicht sicher, ob ich es so ausdrücken würde.
Darum geht es in meinem Leben an sich nicht, aber es wäre gewiß schön, wenn es zumindest als Nebenprodukt abfallen könnte.
G UT, DANN KOMMEN wir auf diese Frage zurück. Worum geht es deines Erachtens in deinem Leben?
Das ist eine gute Frage. Im Lauf der Jahre hatte ich eine Menge verschiedener Antworten darauf.
U ND WIE LAUTET die Antwort jetzt?
Meinem Gefühl nach gibt es zwei Antworten: die Antwort, die ich gerne sehen würde, und die Antwort, die ich sehe.
W ELCHE ANTWORT WÜRDEST du gerne sehen?
Ich würde gerne sehen, daß es in meinem Leben um die Evolution meiner Seele geht. Ich würde gerne sehen, daß es in meinem Leben darum geht, daß ich den Teil von mir, den ich am meisten liebe, zum Ausdruck bringe und erfahre. Den Teil von mir, der Mitgefühl und Geduld und Geben und Helfen ist. Den Teil von mir, der wissend und weise ist, vergebend und – Liebe.
D AS KLINGT SO, als hättest du dieses Buch gelesen!
Ja. Nun, es ist ein schönes Buch auf esoterischer Ebene, aber ich versuche herauszufinden, wie ich das »praktisch umsetzen« kann. Die Antwort auf die Frage, worum es aus meiner Sicht real in meinem Leben geht, lautet: ums tag-tägliche Überleben.
O H, UND DU denkst, das eine schließt das andere aus?
Nun …
D U DENKST, DIE esoterischen Dinge verhindern das Überleben?
Die Wahrheit ist, daß ich mehr als nur überleben möchte.
Ich habe all diese Jahre überlebt. Ich stelle fest, daß ich immer noch da bin. Aber mir wäre sehr daran gelegen, wenn dieser Kampf ums Überleben ein Ende hätte. Ich stelle fest, daß es immer noch ein Kampf ist, Tag für Tag über die Runden zu kommen. Ich möchte mehr als nur überleben. Ich möchte gerne florieren.
U ND WAS VERSTEHST du unter florieren?
Genug zu haben, um mir nicht Sorgen machen zu müssen, Wo die nächste Mark herkommt; nicht ständig unter Streß und Anspannung zu stehen, nur um die nächste Miete oder Telefonrechnung bezahlen zu können. Ich meine, ich hasse es, so profan zu werden, aber wir sprechen hier vom realen Leben, nicht von einem abgehobenen, spirituell romantisierten Bild des Daseins, das du in diesem ganzen Buch zeichnest.
H ÖRE ICH DA eine gewisse Verärgerung heraus?
Nicht so sehr Verärgerung als vielmehr Frustration. Ich bin nun seit über zwanzig Jahren in diesem spirituellen Spiel – und schau, wohin es mich gebracht hat. Ein Gehaltsscheck, einen Schritt vom Armenhaus entfernt! Und jetzt habe ich gerade meine Arbeit verloren, und es sieht so aus, als ob wieder kein Geld mehr hereinkäme. Ich habe diesen Kampf wirklich satt. Ich bin neunundvierzig Jahre alt, und ich hätte gerne eine gewisse Sicherheit im Leben, so daß ich mehr Zeit habe, mich dem »Gotteszeug«, der »Seelenentwicklung« und dergleichen widmen zu können. Das liegt mir am Herzen, aber mein Leben gestattet es mir nicht, dorthin zu gelangen …
N UN, DA HAST du den Mund ganz schön voll genommen, und ich vermute, du sprichst für eine Menge anderer Leute, wenn du hier deine Erfahrungen mitteilst.
Ich werde auf deine Wahrheit Satz für Satz eingehen, so daß wir die Antwort leicht nachverfolgen und auseinandernehmen können.
Du bist nicht seit zwanzig Jahren »in diesem spirituellen Spiel«, du hast es noch kaum am Rande berührt. (Das ist übrigens keine »Schelte«, sondern nur eine Aussage über die Wahrheit.) Ich räume ein, daß du es dir zwei Jahrzehnte lang angeschaut, damit kokettiert, ab und zu experimentiert hast … Doch bis
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