Gespräche mit Gott - Band 1
davon unberührt, solange wir unser Gleichgewicht halten, in unserem Selbst zentriert verharren und all diese guten Dinge tun.
Aber andere berühren uns. Ihre Handlungen verletzen uns manchmal. Und wenn diese Verletzungen in einer Beziehung ins Spiel kommen, dann weiß ich nie, wie ich mich verhalten soll. Es ist ja gut und schön, sich einzureden:
»Laß es nicht an dich ran; bring dich dazu, daß es nichts bedeutet«, aber das ist leichter gesagt als getan. Ich werde nun mal mitunter durch die Worte und Handlungen anderer, mit denen ich eine Beziehung habe, verletzt.
D ER TAG WIRD kommen, an dem dies nicht mehr der Fall ist. Das wird der Tag sein, an dem du die wahre Bedeutung von Beziehungen erkennst – und verwirklichst. Weil du diese wahre Bedeutung vergessen hast, reagierst du so, wie du es zuvor beschrieben hast. Aber das ist in Ordnung. Das gehört zum Wachstumsprozeß. Das ist Teil der Evolution.
In einer Beziehung habt ihr es mit der Arbeit auf seelischer Ebene zu tun, aber das ist eine sehr tiefe Einsicht, ein sehr großer Akt der Erinnerung. Solange ihr euch nicht daran erinnert – und auch nicht daran, daß ihr die Beziehung als Instrument der Erschaffung des Selbst nutzt –, müßt ihr auf jener Ebene arbeiten, auf der ihr euch befindet: auf der Ebene des Verständnisses, der Bereitschaft, des Gedächtnisses.
Und so gibt es Dinge, die ihr tun könnt, wenn ihr mit Schmerz und Kränkung auf das reagiert, was ein anderer ist, sagt oder tut. Als erstes sollt ihr euch selbst und dem anderen gegenüber ganz ehrlich zugeben, wie ihr euch fühlt. Davor haben viele von euch Angst, weil sie meinen, daß es sie »schlecht ausschauen« läßt. Irgendwo tief im Innern habt ihr wahrscheinlich begriffen, daß es tatsächlich lächerlich ist, sich »so zu fühlen«. Wahrscheinlich ist es kleinkariert von euch. Ihr seid an sich »darüber erhaben«, vermögt es aber nicht zu ändern. Ihr fühlt eben so.
Da gibt es nur eines, was ihr tun könnt: Ihr müßt eure Gefühle achten, weil ihr auf diese Weise euer Selbst achtet.
Und ihr müßt euren Nächsten lieben wie euch selbst. Wie könnt ihr je erwarten, daß ihr die Gefühle eines anderen versteht und respektiert, wenn ihr die Gefühle eures Selbst nicht achten könnt?
Die erste Frage bei jedwelcher Interaktion mit einem anderen lautet: Wer-bin-ich und wer-will-ich-sein in Beziehung dazu?
Oft erinnert ihr euch nicht daran, wer-ihr-seid, und wißt nicht, wer-ihr-sein-wollt, bis ihr ein paar Seinsweisen ausprobiert habt. Deshalb ist es so wichtig, daß ihr eure wahren Gefühle achtet.
Ist euer erstes Gefühl negativer Art, dann reicht häufig die bloße Tatsache, daß ihr dieses Gefühl habt, schon aus, um sich davon zu verabschieden. Wenn ihr die Wut habt, den Ärger habt, den Abscheu habt, den Zorn habt, das Gefühl, »den anderen auch verletzen zu wollen« als euer eigen anerkennt, dann könnt ihr auch diese ersten Gefühle als »nicht-das-was-ihr-sein-wollt« ablehnen.
Die Meisterin ist jene, die genügend solche Erfahrungen durchlebt hat, um im voraus zu wissen, wie ihre letztliche Entscheidung ausfällt. Sie muß nichts mehr »ausprobieren«. Sie hat diese Kleider schon getragen und weiß, daß sie nicht passen; sie sind nicht »sie«. Und da eine Meisterin ihr Leben der ständigen Selbst-Verwirklichung widmet im Wissen darum, wer und was sie ist, würde sie solche unpassenden Gefühle nie beibehalten.
Deshalb bleiben Meister angesichts dessen, was andere eine Katastrophe nennen würden, unbeeindruckt. Ein Meister segnet die Katastrophe, weil er weiß, daß aus ihrem Samenkorn (und aus allen Erfahrungen) das Wachstum des Selbst entsteht. Und das zweite Lebensziel eines Meisters ist immer das Wachstum. Denn hat man einmal das Selbst voll und ganz verwirklicht, bleibt nichts mehr zu tun übrig, außer noch mehr dieses Selbst zu sein.
In diesem Stadium geht man von der Arbeit der Seele zur Arbeit Gottes über, denn das ist es, worauf ich aus bin!
Ich will einmal hier aus Gründen der Diskussion davon ausgehen, daß ihr noch immer mit der Arbeit der Seele befaßt seid. Ihr strebt immer noch danach zu verwirklichen, wer-ihr-wahrhaft-seid. Das Leben (ich) wird euch in Hülle und Fülle Gelegenheiten bieten, dies zu erschaffen (denkt daran, das Leben ist kein Entdeckungs-, sondern ein Erschaffungsprozeß).
Ihr könnt immer und immer wieder erschaffen, wer-ihr-seid. Tatsache ist, daß ihr es tut – jeden Tag. So wie die Dinge derzeit stehen, laßt ihr
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