Gespräche mit Gott - Band 2
als einen Körper. Selbst der Geist wird, nachdem sie dreißig geworden sind, vergessen. Niemand liest mehr. Niemand schreibt. Niemand lehrt. Niemand lernt.
Der Geist ist vergessen. Er wird nicht genährt. Er wird nicht erweitert. Es gibt keinen neuen Input mehr und nur noch das Minimum des erforderlichen Output. Der Geist wird nicht ernährt. Er wird nicht erweckt. Er wird eingelullt, betäubt. Ihr tut alles, was ihr könnt, um ihn abzuschalten, Fernsehen, Filme, Schundromane. Was immer ihr tut, euer Motto ist: Denk nicht, denk nicht, denk nicht!
Die meisten Menschen leben also ein Leben auf der Körperebene. Sie nähren den Körper, kleiden den Körper, geben dem Körper »Stoff«. Die meisten Menschen haben schon seit Jahren kein gutes Buch mehr gelesen – ich meine ein Buch, aus dem sie etwas lernen können. Aber sie können dir das ganze Wochenprogramm des Fernsehens hersagen.
Darin liegt etwas außerordentlich Trauriges.
Die Wahrheit ist, daß die meisten Menschen nicht denken wollen. Sie wählen Führer, sie unterstützen Regierungen, sie folgen Religionen, die kein unabhängiges Denken erfordern.
»Mach’s mir leicht. Sag mir, was ich tun soll.«
Die meisten Menschen wollen das. Wo soll ich sitzen?
Wann soll ich aufstehen? Wie soll ich grüßen? Wann soll ich zahlen? Was soll ich tun?
Wie sehen die Regeln aus? Wo sind meine Grenzen? Sag’s mir, sag’s mir, sag’s mir. Ich mach es – jemand soll es mir nur sagen!
Dann widert sie das an, sie werden desillusioniert. Sie haben alle Regeln befolgt, haben getan, was ihnen gesagt wurde. Was ist schiefgegangen? Wann ging es kaputt? Warum brach es zusammen?
Es brach in dem Augenblick zusammen, in dem ihr euch von eurem Geist verabschiedet habt – dem größten kreativen Werkzeug, das ihr je hattet.
Es ist Zeit, daß ihr mit eurem Geist wieder Freundschaft schließt. Seid ihm ein Gefährte – er hat sich so allein gefühlt. Nährt ihn – er mußte so sehr hungern.
Manche von euch – eine kleine Minderheit – hat begriffen, daß ihr einen Körper und einen Geist habt. Sie haben ihren Geist gut behandelt. Und doch haben nur wenige von euch, die ihr euren Geist – und die Dinge des Geistes – ehrt, gelernt, ihn zu mehr als einem Zehntel seiner Kapazität zu nutzen. Wenn ihr wüßtest, zu was euer Geist fähig ist, würdet ihr nie aufhören, an seinen Wundern – und seinen Kräften – teilzuhaben.
Und wenn schon die Zahl derer, die ihr Leben zwischen Körper und Geist aufteilen, klein ist, dann ist die Zahl derer, die sich als dreiteilige Wesen betrachten – Körper, Geist, Seele – winzig.
Doch ihr seid dreiteilige Wesen. Ihr seid mehr als euer Körper und mehr als ein Körper mit einem Geist.
Nährst du deine Seele? Bemerkst du die überhaupt? Heilst du sie, oder verletzt du sie? Wächst du, oder verdorrst du?
Dehnst du dich aus, oder ziehst du dich zusammen?
Ist deine Seele so einsam wie dein Geist? Wird sie sogar noch mehr vernachlässigt? Wann hattest du das letzte Mal das Gefühl, daß deine Seele zum Ausdruck gebracht wurde? Wann hast du das letzte Mal vor Freude geweint? Gedichte geschrieben? Musik gemacht? Im Regen getanzt? Einen Kuchen gebacken? Irgend etwas gemalt? Irgend etwas Kaputtes repariert? Ein Baby geküßt? Eine Katze an dein Gesicht gedrückt? Einen Berg erklommen? Bist nackt geschwommen? Hast bei Sonnenaufgang einen Spaziergang unternommen? Auf der Mundharmonika gespielt? Gespräche geführt bis zum Morgengrauen? Stundenlang Liebe gemacht – am Strand, im Wald? Mit der Natur kommuniziert? Nach Gott gesucht?
Wann hast du das letzte Mal allein mit dem Schweigen gesessen, bist in den tiefsten Bereich deines Wesens gereist? Wann hast du das letzte Mal »hallo« zu deiner Seele gesagt?
Wenn du das Leben als eindimensionales Geschöpf lebst, versinkst du tief in den Angelegenheiten des Körpers: Geld. Sex. Macht. Besitz. Körperliche Stimulation und Befriedigung. Sicherheit. Ruhm. Finanzieller Gewinn.
Wenn du das Leben als zweidimensionales Geschöpf lebst, erweiterst du deine Interessen und beziehst Dinge des Geistes ein. Kameradschaft; Kreativität; die Anregung neuer Gedanken, neuer Ideen; das Erschaffen neuer Ziele, neuer Herausforderungen; persönliches Wachstum.
Wenn du das Leben als dreidimensionales Geschöpf lebst, gelangst du zumindest zu einem Gleichgewicht mit dir selbst. Deine Interessen schließen Belange der Seele mit ein: spirituelle Identität; Lebenssinn; Beziehung zu Gott; Evolutionsweg; seelisches
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