Gespräche mit Gott - Band 2
Natürlich verhalten sie sich dann miserabel und reagieren tölpelhaft, wenn nicht völlig unangemessen, auf ihre neuesten und dringlichsten Triebe.
Das wäre nicht nötig und dient, wie ich beobachte, auch nicht euren Kindern. Viel zu viele von ihnen treten mit sexuellen Tabus, Hemmungen und Komplexen ins Erwachsenenleben ein.
In aufgeklärten oder erleuchteten Gesellschaften werden die Kinder nie entmutigt, getadelt oder »korrigiert«, wenn sie anfangen, ein frühes Vergnügen an der Natur ihres elementaren Wesens zu finden. Noch ist ihren Eltern daran gelegen, ihre eigene Sexualität – das heißt, ihre Identität als sexuelles Wesen – besonders zu meiden oder unbedingt zu verstecken. Nackte Körper, ob nun die der Eltern oder der Kinder oder ihrer Geschwister, werden als etwas absolut Natürliches betrachtet und behandelt, als absolut wundervoll und absolut in Ordnung – und nicht als etwas, dessen man sich schämen müßte.
Geschlechtliche Funktionen werden ebenfalls als etwas absolut Natürliches, Wundervolles und als völlig in Ordnung betrachtet und behandelt.
In manchen Gesellschaften schlafen die Eltern vor den Augen ihrer Kinder miteinander – und was könnte den Kindern ein stärkeres Gefühl für die Schönheit und das Wunder und die reine Freude und die absolute »Richtigkeit« des sexuellen Ausdrucks der Liebe vermitteln als das? Denn die Eltern sind in dem, was »richtig« oder was »falsch« ist, ein ständiges Rollenvorbild für alles Verhalten, und Kinder fangen die subtilen und weniger subtilen Signale über alles durch das auf, was sie ihre Eltern denken, sagen und tun sehen.
Wie schon früher bemerkt, bezeichnet ihr solche Gesellschaften vielleicht als »heidnisch« oder »primitiv«, doch ist erwiesen, daß in ihnen praktisch keine Vergewaltigungen oder Verbrechen aus Leidenschaft vorkommen, Prostitution als absurd verlacht wird und sexuelle Hemmungen oder sexuelles Fehlverhalten unbekannt sind.
Während sich eine solche Offenheit gegenwärtig für eure eigene Gesellschaft nicht empfiehlt (da sie zweifellos, außer unter sehr speziellen Umständen, gesellschaftlich allzusehr geächtet würde), ist es doch an der Zeit, daß die sogenannten modernen Zivilisationen auf eurem Planeten etwas unternehmen, um der Repression, den Schuld- und Schamgefühlen ein Ende zu machen, die so oft den sexuellen Ausdruck und die sexuelle Erfahrung in ihrer Gesamtheit umgeben und charakterisieren.
Vorschläge? Ideen?
H ÖRT AUF, DEN Kindern schon von ihrem Lebensbeginn an beizubringen, daß die Dinge, die mit den ganz natürlichen Funktionen ihres Körpers zu tun haben, schändlich oder falsch sind. Hört auf, euren Kindern vorzuexerzieren, dass alles Sexuelle versteckt werden muß. Gestattet euren Kindern, die romantische Seite an euch zu sehen und zu beobachten. Laßt sie sehen, wie ihr euch umarmt, berührt, sanft liebkost – laßt sie sehen, daß ihre Eltern sich lieben und daß es etwas sehr Natürliches und Wunderbares ist, wenn sie ihre Liebe auf körperliche Weise zeigen. (Du wärst überrascht, wenn du wüßtest, in wie vielen Familien eine derart simple Lektion nie gelehrt wurde.)
Wenn eure Kinder anfangen, ihre eigenen sexuellen Gefühle, Neugierden und Triebe zu erforschen, dann bringt sie dazu, daß sie diese neuen und bereichernden Erfahrungen ihrer selbst mit einem Gefühl der Freude und des Feierns und nicht mit Schuldgefühlen und Scham verknüpfen.
Und hört um Himmels willen auf, eure Körper vor euren Kindern zu verstecken. Es ist in Ordnung, wenn sie euch bei einem Campingausflug in einem See in freier Natur oder im Swimmingpool im Garten nackt schwimmen sehen, bekommt keinen Schlaganfall, wenn sie euch unbekleidet vom Schlafzimmer ins Badezimmer gehen sehen; und hört mit diesem hektischen Bedürfnis auf, zu vertuschen, abzusperren und jede wenn auch noch so unschuldige Gelegenheit auszuschließen, die eurem Kind ermöglicht, euch als ein Wesen mit einer eigenen sexuellen Identität kennenzulernen. Kinder denken, daß ihre Eltern asexuell sind, weil ihre Eltern sich selbst ihnen so dargestellt haben. Dann stellen sie sich vor, daß sie auch so sein müssen, weil alle Kinder ihre Ehern nachahmen. (Therapeuten werden euch sagen, daß manche, wenn sie erwachsen sind, immer noch die größte Mühe haben, sich vorzustellen, daß ihre Eltern es tatsächlich »miteinander getrieben haben«, was diese »Kinder« – nunmehr Patienten der Therapeuten – mit Wut oder Schuldgefühl oder
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