Gespräche mit Gott - Band 2
sprechen.
I N DER TAT. Ich beobachte, daß die meisten von euch den Sinn, den Zweck und die Funktion der Erziehung mißverstanden haben, vom Prozeß ihrer optimalen Durchführung ganz zu schweigen.
Das ist eine umfassende Aussage, und ich brauche hier etwas Hilfe.
I N DEN MEISTEN Fällen hat die Menschheit entschieden, daß Sinn, Zweck und Funktion der Erziehung in der Weitergabe von Wissen bestehen, – daß Menschen zu erziehen bedeutet, ihnen Wissen zu vermitteln – im allgemeinen verstehen sie darunter das angesammelte Wissen der jeweiligen Familie, des Klans, des Stammes, der Gesellschaft, der Nation und der Welt.
Doch Erziehung hat sehr wenig mit Wissen zu tun.
Oh? Mit was hat sie denn zu tun?
M IT WEISHEIT.
Weisheit.
J A.
Okay, ich gebe auf. Was ist der Unterschied?
W EISHEIT IST ANGEWANDTES Wissen.
Wir sollen also nicht versuchen, unserer Nachkommenschaft Wissen zu vermitteln. Wir sollen versuchen, ihr Weisheit zu übermitteln.
E RSTENS EINMAL, »VERSUCHT« nicht, irgend etwas zu tun. Tut es. Zweitens, vernachlässigt nicht das Wissen zugunsten der Weisheit. Das wäre fatal. Vernachlässigt andererseits auch nicht die Weisheit zugunsten des Wissens. Das wäre ebenfalls fatal. Das wäre das Ende der Erziehung. Auf eurem Planeten ist es bereits deren Ende.
Wir vernachlässigen die Weisheit zugunsten des Wissens?
J A, IN DEN meisten Fällen.
Wie machen wir das?
I HR LEHRT EURE Kinder, was sie denken sollen, statt wie man denkt.
Erkläre das bitte.
G ERNE. WENN IHR euren Kindern Wissen übermittelt, sagt ihr ihnen, was sie denken sollen. Das heißt, ihr sagt ihnen, was sie wissen sollen, was sie eurem Wunsch nach als wahr begreifen sollen.
Wenn ihr euren Kindern Weisheit übermittelt, dann sagt ihr ihnen nicht, was sie wissen sollen oder was wahr ist, sondern erklärt ihnen vielmehr, wie sie zu ihrer eigenen Wahrheit gelangen.
Aber ohne Wissen kann es keine Weisheit geben.
S TIMMT. DESHALB HABE ich gesagt, daß ihr nicht das Wissen zugunsten der Weisheit vernachlässigen sollt. Ein gewisses Maß an Wissen muß ganz offensichtlich von einer Generation an die nächste weitergegeben werden. Doch so wenig Wissen wie möglich. Je geringer die Menge, desto besser.
Laßt das Kind selbst entdecken. Merk dir: Wissen geht verloren. Weisheit wird nie vergessen.
Unsere Schulen sollten also so wenig wie möglich lehren?
E URE SCHULEN SOLLTEN ihre Prioritäten vertauschen. Gegenwärtig konzentrieren sie sich in einem Höchstmaß auf das Wissen und schenken der Weisheit ausgesprochen wenig Aufmerksamkeit. Viele Eltern empfinden einen Unterricht in kritischem Denken, in der Lösung von Problemen und in Logik als bedrohlich. Sie wollen, daß solche Themen aus dem Lehrplan gestrichen werden. Und sie tun gut daran, wenn sie ihre Lebensweise schützen wollen. Denn Kinder, denen eine Entwicklung ihrer eigenen kritischen Denkprozesse zugestanden wird, werden sich sehr wahrscheinlich von den moralischen und sittlichen Normen und der ganzen Lebensart ihrer Eltern abkehren.
Um eure Lebensart zu schützen, müßt ihr ein Erziehungssystem aufbauen, das sich auf die Entwicklung des Gedächtnisses und nicht der Fähigkeiten des Kindes gründet.
Kindern wird beigebracht, sich an Fakten und Fiktionen zu erinnern – Fiktionen, die jede Gesellschaft in bezug auf sich selbst etabliert hat –, statt daß ihnen die Fähigkeit vermittelt wird, ihre eigene Wahrheit zu entdecken und zu erschaffen.
Lehrprogramme, die den Kindern beibringen, wie sie Fähigkeiten und Fertigkeiten statt des Gedächtnisses entwickeln können, werden rundum von jenen verlacht, die sich einbilden, zu wissen, was ein Kind lernen muß. Doch was ihr eure Kinder gelehrt habt, hat eure Welt zu Ignoranz geführt, statt diese aufzuheben.
Unsere Schulen lehren keine Fiktionen, sie lehren Fakten.
J ETZT LÜGST DU dir selbst etwas vor, genauso wie ihr eure Kinder anlügt.
Wir lügen unsere Kinder an?
N ATÜRLICH MACHT IHR das. Nimm irgendein Geschichtsbuch zur Hand und schau’s dir an. Eure Geschichte wird von Menschen geschrieben, die wollen, daß ihre Kinder die Welt unter einem bestimmten Blickwinkel sehen. Jeder Versuch, die Geschichtsschreibung um eine umfassendere Sicht hinsichtlich der Fakten zu erweitern, wird höhnisch als »revisionistisch« abgetan. Ihr erzählt euren Kindern nicht die Wahrheit über eure Vergangenheit, damit sie nicht erkennen, wie ihr wirklich seid.
In den Vereinigten Staaten wird die Geschichte meist aus der Sicht
Weitere Kostenlose Bücher