Gespräche mit Gott - Band 2
jenes Segments eurer Gesellschaft geschrieben, das ihr als weiß, angelsächsisch, protestantisch und männlich charakterisiert. Wenn Frauen, Afroamerikaner oder andere Angehörige einer Minderheit sagen: »He, warte mal. So ist das nicht passiert. Ihr habt hier eine ganze Menge ausgelassen«, zuckte ihr zusammen und kreischt und verlangt, daß diese »Revisionisten« mit ihrem Versuch aufhören, eure Schulbücher ändern zu wollen. Ihr wollt nicht, daß eure Kinder erfahren, wie es wirklich passiert ist. Ihr wollt, daß sie wissen, wie ihr aus eurer Sicht das Geschehene rechtfertigt. Soll ich dir ein Beispiel dafür nennen?
Bitte.
I N DEN VEREINIGTEN Staaten lehrt ihr eure Kinder nicht alles, was es über die Entscheidung eures Landes zu wissen gibt, Atombomben auf zwei japanische Städte abzuwerfen, wodurch Hunderttausende von Menschen getötet oder verstümmelt wurden. Vielmehr vermittelt ihr ihnen die Fakten so, wie ihr sie seht – und wie ihr wollt, daß eure Kinder sie sehen.
Wenn der Versucht gemacht wird, diese Sichtweise durch eine andere Sichtweise – in diesem Fall die der Japaner – zu ergänzen und zu objektivieren, brüllt und tobt und geifert und wütet ihr und hüpft auf und ab und verlangt, daß die Schulen noch nicht einmal daran denken, derartige Informationen in ihre historische Darstellung vom Ablauf dieses wichtigen Ereignisses einzubeziehen. Von daher habt ihr gar nicht Geschichte, sondern Politik unterrichtet.
Geschichte sollte einen genauen und vollständigen Bericht über das liefern, was tatsächlich passiert ist. In der Politik geht es immer um jemandes Sichtweise von einem Geschehen.
Geschichte enthüllt, Politik rechtfertigt. Geschichte deckt auf, erzählt alles. Politik deckt zu, spricht nur von einer Seite.
Politiker hassen ehrlich geschriebene Geschichte. Und ehrlich geschriebene Geschichte spricht ihrerseits auch nicht besonders gut von den Politikern.
Doch ihr tragt »des Kaisers neue Kleider«, denn letztlich durchschauen euch eure Kinder. Kinder, die kritisch zu denken gelehrt wurden, schauen sich eure Geschichte an und sagen: »Meine Güte, was sich doch meine Eltern und die ältere Generation vorgemacht haben.« Das könnt ihr nicht tolerieren, also trommelt ihr es aus ihnen heraus. Ihr wollt nicht, daß eure Kinder über die grundlegendsten Fakten informiert werden. Ihr wollt, daß sie sich an eure Fakten halten.
Ich glaube, da übertreibst du. Ich denke, hier bist du ein bißchen zu weit gegangen.
T ATSÄCHLICH? DIE MEISTEN Menschen in eurer Gesellschaft wollen doch nicht einmal, daß ihre Kinder über die grundlegendsten Fakten des Lebens aufgeklärt werden. Die Leute drehten durch, als die Schulen einfach anfingen, die Kinder zu lehren, wie der menschliche Körper funktioniert.
Heute darf den Kinder nicht erklärt werden, wie Aids übertragen wird oder wie eine Übertragung vermieden werden kann. Außer es wird ihnen aus einer ganz bestimmten Sichtweise heraus erklärt, dann ist es in Ordnung. Aber ihnen einfach die Fakten vermitteln und sie dann selbst entscheiden lassen? Nur über eure Leiche.
Kinder sind noch nicht bereit, in diesen Dingen selbst zu entscheiden. Sie müssen richtig angeleitet werden.
H AST DU MAL letzthin einen Blick auf eure Welt geworfen?
Was ist damit?
S O HABT IHR eure Kinder in der Vergangenheit angeleitet.
Nein, so haben wir sie mißgeleitet. Wenn sich die Welt heute in einem miserablen Zustand befindet – und das tut sie in vielerlei Hinsicht –, dann nicht, weil wir versucht haben, unsere Kinder die alten Werte zu lehren, sondern weil wir zugelassen haben, daß ihnen all dieses »überspannte neumodische« Zeug beigebracht wird.
D AS GLAUBST DU wirklich, nicht wahr?
Da hast du verdammt recht. Das glaube ich wirklich! Wenn wir unseren Kindern die guten alten Grenzen gesetzt hätten, statt sie mit all diesem Quatsch von »kritischem Denken« zu füttern, wären wir alle heute viel besser dran.
Wenn wir den sogenannten »Sexualunterricht« aus den Klassenzimmern herausgehalten und zu Hause belassen hätten, wo er hingehört, würden wir es heute nicht erleben, daß Teenager Kinder bekommen und 17jährige alleinerziehende Mütter zum Sozialamt gehen und daß die Welt aus den Fugen gerät. Wenn wir darauf bestanden hätten, daß die Jugend nach unseren Moralvorstellungen lebt, statt hinzugehen und sich ihre eigenen zu schaffen, hätte sich unsere starke, energiegeladene Nation nicht in ein jammervolles Abziehbild ihres früheren
Weitere Kostenlose Bücher