Gespräche mit Gott - Band 2
kannst dich oft nur dadurch als das, was-du-wirklich-bist, erkennen, daß du dich als das erfährst, was-du- nicht -bist.
Es ist eine beobachtbare Wahrheit, daß die Macht in eurer Welt nicht länger auf unverhältnismäßige Weise bei irgendeiner einzelnen Nation verbleiben kann, sondern in den Händen der Gesamtgruppe der auf dem Planeten existierenden Nationen liegen muß. Nur auf diese Weise kann die Welt schließlich zum Frieden gelangen im sicheren Wissen, daß kein Despot – ganz gleich, wie groß oder mächtig seine jeweilige Nation ist – je wieder in das Territorium einer anderen Nation eindringen oder deren Freiheit bedrohen kann oder wird.
Dann werden die kleinsten Nationen nicht mehr vom guten Willen der größten Nationen abhängig sein, dann werden sie nicht mehr im Austausch dafür ihre eigenen Ressourcen hergeben und ihr bestes Land für ausländische Militärstützpunkte zur Verfügung stellen müssen. Unter diesem neuen System wird die Sicherheit der kleinsten Nationen nicht von jenen garantiert werden, deren Rücken sie kraulen, sondern von denen, die ihnen den Rücken stärken und decken.
Alle 160 Nationen würden sich einhellig erheben, sollte eine Nation überfallen werden. Alle 160 Nationen würden »Nein!« sagen, sollte eine Nation in irgendeiner Weise in ihren Rechten verletzt oder bedroht werden.
Und ebenso würden Nationen nicht länger ökonomisch bedroht und von ihren größeren Handelspartnern dazu erpreßt werden, bestimmte Entscheidungen zu treffen. Sie müßten nicht mehr bestimmten »Richtlinien« entsprechen, um Hilfe aus dem Ausland zu erhalten, oder sich in bestimmter Weise verhalten, um sich für ganz simplen humanitären Beistand zu qualifizieren.
Doch manche unter euch werden dagegen einwenden, daß ein solches globales Regierungssystem die Unabhängigkeit und die Größe einzelner Nationen beeinträchtigen würde.
In Wahrheit würde sie dadurch gesteigert – und das ist es genau, was die größten Nationen, deren Unabhängigkeit durch Macht, nicht durch Gesetz oder Gerechtigkeit, gesichert wird, fürchten. Denn dann würde nicht mehr die größte Nation automatisch ihren Willen durchsetzen, sondern es müßten die Interessen aller Nationen gleichermaßen in Betracht gezogen werden. Und die größten Nationen könnten nicht mehr die Kontrolle über den Großteil der globalen Ressourcen ausüben und ihn horten, sondern sie müßten gerechter teilen, sie bereitwilliger zugänglich machen und deren Vorteile und Nutzen gleichmäßiger allen Völkern der Welt zugute kommen lassen.
Eine globale Regierung würde für mehr Gerechtigkeit auf dem Spielfeld sorgen, und dieser Gedanke, der ins Herz der Debatte über die grundsätzliche Menschenwürde zielt, ist den Besitzenden auf der Welt ein Greuel, die wünschen, daß die Besitzlosen danach streben, sich ihr eigenes Vermögen anzuhäufen, wobei sie natürlich tunlichst die Tatsache ignorieren, daß sie, die Besitzenden, alles kontrollieren, was andere anstreben könnten.
Es scheint mir aber doch so zu sein, daß wir hier über eine Umverteilung des Reichtums sprechen. Wie können wir bei denen, die mehr wollen und dafür zu arbeiten bereit sind, den Anreiz aufrechterhalten, wenn sie wissen, daß sie mit denen teilen müssen, denen an so harter Arbeit nicht gelegen ist?
E RSTENS GEHT ES bei dieser Frage nicht nur um den Punkt, daß die einen »hart arbeiten« wollen und die anderen nicht.
Das ist ein sehr vereinfachtes Gegenargument (das gewöhnlich von den »Besitzenden« eingebracht wird). Viel häufiger ist es eine Frage der Gelegenheit als eine der Bereitschaft.
Die eigentliche und erste Aufgabe bei der Umstrukturierung der sozialen Ordnung besteht darin, dafür zu sorgen, daß jede Person und jede Nation über Chancengleichheit verfügt.
Und das kann nie geschehen, solange diejenigen, die gegenwärtig den überwiegenden Anteil des Reichtums und der Ressourcen dieser Welt besitzen und kontrollieren, zäh an dieser Kontrolle festhalten.
Ja. Ich habe Mexiko erwähnt, und ich denke doch, ohne auf eine »Nation eindreschen« zu wollen, daß dieses Land ein ausgezeichnetes Beispiel dafür liefert. Eine Handvoll reicher und mächtiger Familien kontrolliert den Reichtum und die Ressourcen dieser ganzen Nation – und das seit vierzig Jahren. Die »Wahlen« in dieser sogenannten Demokratie sind eine Farce, weil die gleichen Familien seit Jahrzehnten die gleiche Partei kontrollieren und sicherstellen, daß es praktisch keine
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