Gespräche mit Gott - Band 2
dem normalen Bürger mitgespielt und auf der Nase rumgetanzt wird, wie er als Wegwerfartikel benutzt, manipuliert, belogen und schlichtweg betrogen wird, gäbe es eine Menge Frust und Wut. Aber »Sichtbarkeit« würde mit all dem innerhalb von 60 Tagen weitgehend aufräumen und es in Luft auflösen.
Laß mich dich noch mal dazu einladen, darüber nachzudenken.
Glaubst du, ihr könntet ein solches Leben führen? Keine Geheimnisse mehr? Absolute Sichtbarkeit und Durchschaubarkeit?
Wenn nicht, warum nicht?
Was verbergt ihr vor anderen, das sie nicht wissen sollen?
Was sagst du zu anderen, das nicht wahr ist?
Was sagst du jemandem nicht, das wahr ist?
Hat das Lügen durch Sagen oder Verschweigen eure Welt dahin gebracht, wo ihr eigentlich sein wollt? Hat euch die Manipulation (der Wirtschaft, einer Situation oder einfach einer Person) durch Stillschweigen oder Heimlichtuerei wirklich genützt? Ist »Diskretion« wirklich das, was euren Staat, eure Konzerne und euer persönliches Leben funktionieren läßt?
Was würde geschehen, wenn für jedermann alles sichtbar wäre?
Es liegt allerdings eine gewisse Ironie in der Sache. Seht ihr nicht, daß dies genau das ist, wovor ihr euch bei eurer ersten Begegnung mit Gott fürchtet? Kapiert ihr nicht, daß ihr genau davor Angst habt: Daß das Stück aus ist, das Spiel vorbei, der Steptanz zu Ende, das Schattenboxen vorüber und daß die lange, lange Kette der großen und kleinen Täuschungsmanöver und Betrügereien – ganz buchstäblich an einem toten Punkt angelangt ist?
Doch die gute Nachricht ist die, daß es keinen Grund gibt, Angst zu haben, sich zu fürchten. Niemand wird euch verurteilen, niemand wird euch der »Missetat« bezichtigen, niemand wird euch in ein ewiges Höllenfeuer werfen.
(Und was euch Angehörige der römisch-katholischen Kirche angeht, ihr werdet auch nicht ins Fegefeuer kommen.) Nun, ihr versteht, was ich meine. Jeder von euch hat sich im Kontext eurer jeweiligen Theologie irgendein Bild, irgendeine Vorstellung von Gottes schlimmstem Strafgericht zurechtgebastelt. Und ich hasse es, es euch sagen zu müssen, da ich sehe, was für einen Spaß euch das ganze Drama macht, aber, nun ja … so etwas gibt es einfach nicht.
Vielleicht könnt ihr, wenn ihr die Angst davor verliert, daß eurer Leben im Augenblick eures Todes total sichtbar offengelegt wird, auch eure Angst davor überwinden, daß euer Leben total sichtbar wird, während ihr es lebt.
Wäre das nicht was …
J A, DAS WÄRE was, oder? Hier ist also das Rezept, um dir zu einem Start zu verhelfen. Kehre zum ersten Kapitel dieses Buches zurück, und schau dir noch mal die fünf Ebenen des Sprechens der Wahrheit an. Sei entschlossen, dir dieses Modell einzuprägen und es umzusetzen. Strebe nach der Wahrheit, sag die Wahrheit, lebe die Wahrheit jeden Tag.
Tu das für dich selbst und jeder anderen Person gegenüber, mit deren Leben du in Berührung kommst.
Dann sei bereit, nackt zu sein. Sei ein Vorbild für Sichtbarkeit.
Das ist mir unheimlich. Wirklich unheimlich.
D ANN SCHAU, WOVOR du dich fürchtest.
Ich befürchte, daß alle den Raum verlassen werden. Ich habe Angst, daß mich niemand mehr mögen wird.
I CH VERSTEHE. Du hast das Gefühl, du mußt lügen, damit die Leute dich mögen?
Nicht gerade lügen. Nur ihnen nicht alles sagen.
D ENK AN DAS, was ich vorhin sagte. Es geht nicht darum, daß du mit jedem kleinen Gefühl, Gedanken, mit jeder Idee, Befürchtung, Erinnerung, mit jedem Bekenntnis oder was auch immer herausplatzt. Es geht einfach darum, daß du immer die Wahrheit sagst, dich vollständig zeigst.
Vor der Person, die du am meisten liebst, kannst du dich körperlich nackt zeigen, oder?
Ja.
W ARUM DANN NICHT auch emotional nackt sein?
Das zweite ist viel schwieriger als das erste.
D AS VERSTEHE ICH. Dennoch empfiehlt es sich, denn es bringt großen Lohn ein.
Du hast ganz sicher einige sehr interessante Gedanken zur Sprache gebracht. Schafft die versteckten Motive ab, baut eine Gesellschaft auf dem Prinzip der Sichtbarkeit auf, sagt immer zu jedem die Wahrheit über alles. Wow!
A UF DER GRUNDLAGE dieser wenigen Prinzipien wurden ganze Gesellschaften aufgebaut. Erleuchtete Gesellschaften.
Ich habe noch keine entdeckt.
I CH SPRACH NICHT von eurem Planeten.
Oh.
U ND AUCH NICHT von eurem Sonnensystem.
Oh.
A BER UM ANSATZWEISE zu erleben, was ein solches neues Denksystem beinhaltet, müßt ihr weder den Planeten noch euer Haus verlassen. Fangt in eurer eigenen
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