Gespräche mit Gott - Band 3
du als nicht real erkennst, ist niemals schmerzvoll. Laß mich das wiederholen:
Was du als nicht real erkennst, ist niemals schmerzvoll.
Es ist wie ein Film, ein Drama, das auf der Bühne deines Geistes spielt. Du erschaffst die Situation und die Charaktere. Du schreibst den Text.
Nichts ist schmerzvoll in dem Moment, in dem du begreifst, daß nichts real ist. Das gilt für den Tod wie für das Leben.
Wenn du verstehst, daß auch der Tod eine Illusion ist, dann kannst du sagen: »Tod, wo ist dein Stachel?« Du kannst dich sogar am Tod erfreuen! Du kannst dich sogar auch am Tod eines anderen erfreuen.
Kommt dir das merkwürdig vor? Erscheint dir diese Aussage seltsam? Nur dann, wenn du den Tod – und das Leben – nicht verstehst.
Der Tod ist nie ein Ende, sondern immer ein Anfang. Der Tod ist eine Tür, die sich öffnet, keine, die sich schließt.
Wenn du verstehst, daß das Leben ewig ist, dann begreifst du, daß der Tod deine Illusion ist, die dich außerordentlich beunruhigt und ständig beschäftigt. Daher unterstützt sie dich in deinem Glauben, daß du dein Körper bist. Doch du bist nicht dein Körper, und deshalb ist seine Zerstörung für dich nicht von Belang.
Der Tod sollte dich lehren, daß das Leben die Wirklichkeit ist.
Und das Leben lehrt dich, daß nicht der Tod, sondern die Vergänglichkeit unausweichlich ist.
Vergänglichkeit ist die einzige Wahrheit.
Nichts ist von Dauer. Alles verändert sich. In jedem Moment. In jedem Augenblick.
Wäre etwas unvergänglich, könnte es nicht sein. Denn schon die Vorstellung von Unvergänglichkeit hängt, wenn sie Bedeutung haben soll, von der Vergänglichkeit ab. Von daher ist sogar die Unvergänglichkeit vergänglich. Betrachte das in aller Tiefe. Denke über diese Wahrheit nach. Begreife sie, und du begreifst Gott.
Das ist der Dharma, und das ist der Buddha. Das ist der Buddha Dharma. Das ist die Lehre und der Lehrer. Das ist die Lektion und der Meister. Das ist der Gegenstand und der Betrachter in einem.
Sie waren nie etwas anderes als eins. Du bist es, der sie entwickelt hat, damit sich das Leben vor dir entrollen kann.
Doch zerfalle nicht selber, während du zuschaust, wie sich das Leben vor dir entrollt. Halt dein Selbst zusammen! Durchschaue die Illusion! Erfreue dich an ihr! Aber werde nicht zu ihr!
Du bist nicht die Illusion, du bist ihr Schöpfer.
Du bist in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt.
Also mach dir deine Illusion vom Tod zunutze. Nutze sie.
Laß zu, daß sie der Schlüssel ist, der dir mehr vom Leben erschließt.
Siehst du die Blüte als sterbend an, dann wirst du sie mit Trauer betrachten. Doch siehst du die Blüte als Teil des ganzen Baums, der sich verändert und bald Früchte tragen wird, dann siehst du die wahre Schönheit der Blüte. Wenn du verstehst, daß das Aufblühen und Abfallen der Blüte ein Zeichen dafür ist, daß der Baum bereit ist, Früchte zu tragen, dann verstehst du das Leben.
Schau dir das sorgfältig an und du wirst sehen, daß das Leben seine eigene Metapher ist.
Denk immer daran, daß du nicht die Blüte und auch nicht die Frucht bist. Du bist der Baum. Und deine Wurzeln ruhen tief in mir. Ich bin der Boden, dem du entsprungen bist, und deine Blüten und deine Frucht werden zu mir zurückkehren und mehr fruchtbaren Boden schaffen. So bringt Leben Leben hervor und kann keinen Tod kennen, niemals.
Das ist schön. Wunderschön. Ich danke dir.
Ich möchte nun über etwas sprechen, das mich beunruhigt. Ich möchte über Selbstmord reden. Warum ist dies mit einem solchen Tabu belegt?
J A, WARUM?
Du meinst, es ist kein Unrecht, wenn man sich selbst tötet?
D IESE FRAGE KANN nicht zu deiner Zufriedenheit beantwortet werden, weil sie zwei falsche Grundgedanken enthält; sie gründet sich auf zwei irrige Annahmen, sie enthält zwei Irrtümer.
Die erste irrige Annahme ist die, daß es so etwas wie »richtig« und »falsch« gibt. Die zweite die, daß das Töten möglich ist.
Die Frage löst sich also auf, sobald sie auseinandergenommen wird.
»Richtig« und »falsch« sind philosophische Polaritäten in einem menschlichen Wertesystem, die mit der endgültigen Wirklichkeit nichts zu tun haben – ein Punkt, den ich im Verlauf dieses Gesprächs schon häufiger ausgeführt habe. Sie sind weiterhin noch nicht einmal beständige Konstanten innerhalb eures eigenen Systems, sondern Werte, die sich von Zeit zu Zeit ändern.
Ihr selbst nehmt diese Veränderungen vor, ändert eure Meinung über diese
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