Gespräche mit Gott - Band 3
Werte, wie es euch paßt (was ihr als sich entwickelnde Wesen auch tun sollt), beharrt aber ständig darauf, daß ihr das gar nicht getan habt und daß es unveränderliche Werte sind, die den Kern eures gesellschaftlichen Zusammenhalts bilden. Somit habt ihr eure Gesellschaft auf einem Paradoxon aufgebaut. Ihr ändert eure Wertvorstellungen, behauptet aber dabei, daß es eure unveränderlichen Werte sind, die ihr … na ja, wertschätzt!
Die Probleme, die sich aus diesem Paradoxon ergeben, werden nicht gelöst, indem ihr kaltes Wasser auf den Sand schüttet, um daraus Zement zu machen, sondern ihr müßt die Veränderungen und Verformungen feiern. Feiert die Schönheit des Sandes, solange er noch die Form eurer Burg bewahrt, aber feiert auch die neue Form und Gestalt, die er annimmt, wenn die Flut hereinbricht.
Feiert die Veränderungen und Verlagerungen des Sandes, wenn er neue Hügel bildet, die ihr erklettern und auf deren Gipfel ihr – mit ebendiesem Sand – eure neuen Burgen errichten werdet. Doch versteht, daß diese Hügel und Burgen Denkmäler der Veränderlichkeit, nicht der Unveränderlichkeit sind.
Preist, was ihr heute seid, und verdammt weder, was ihr gestern wart, noch schließt aus, was ihr morgen werden könntet.
Begreift, daß »richtig« und »falsch« Produkte eurer Phantasie sind und daß »okay« und »nicht okay« nur eure neuesten Vorlieben und Einbildungen ausdrücken.
Was zum Beispiel den Selbstmord angeht, so hat die Mehrheit der Leute auf eurem Planeten gegenwärtig die Vorstellung, daß er »nicht okay« ist. Und ähnlich bestehen viele von euch noch immer darauf, daß es auch nicht okay ist, einer anderen Person beizustehen, die ihrem Leben ein Ende setzen möchte.
In beiden Fällen sagt ihr, daß es »ungesetzlich« sein soll. Zu diesem Schluß seid ihr vermutlich gelangt, weil das Beenden des Lebens relativ rasch erfolgt. Handlungen, die dem Leben über eine etwas längere Zeit hinweg ein Ende setzen, sind nicht ungesetzlich, obgleich sie zum selben Resultat führen.
Wenn sich ein Mensch in eurer Gesellschaft mit dem Revolver umbringt, verlieren seine Familienangehörigen den Anspruch auf die Auszahlung von Versicherungssummen. Wenn dieser Mensch dasselbe mittels Zigaretten tut, gibt es keine Probleme. Wenn ein Arzt einem Menschen Sterbehilfe leistet, wird das Totschlag genannt, während die Sterbehilfe, die die Tabakindustrie leistet, als Handel bezeichnet wird.
Diese Angelegenheit scheint ihr nur an der Frage der Zeit zu bemessen. Die Legalität der Selbstzerstörung – ihr »Recht« oder »Unrecht« – scheint viel damit zu tun zu haben, wie schnell die Tat ausgeführt wird. Je schneller der Tod, desto größer das Unrecht. Je langsamer der Tod, desto mehr wird es als »okay« erachtet.
Interessanterweise würde eine wirklich menschliche Gesellschaft zum entgegengesetzten Schluß gelangen. Nach allem, was ihr als »menschlich« bezeichnen würdet, sollte man doch meinen: Je kürzer der Tod, desto besser. Doch eure Gesellschaft ist bestrebt, die zu bestrafen, die menschlich handeln wollen, und die zu belohnen, die das Irrsinnige tun.
Der Gedanke ist irrsinnig, daß Gott endloses Leiden verlangt und daß ein rasches menschliches Beenden des Leidens »Unrecht« ist.
»Bestraft die Menschlichen, belohnt die Irrsinnigen.« – Das ist ein Motto, dem sich nur eine Gesellschaft von Wesen mit begrenztem Verständnisvermögen verschreiben kann.
Also vergiftet ihr eure Körper durch das Inhalieren von krebsfördernden Stoffen, durch das Essen von mit Chemikalien behandelten Nahrungsmitteln und durch das Einatmen von Luft, die ihr ständig verschmutzt. Ihr vergiftet eure Körper ständig auf hundert verschiedene Arten, und ihr tut das im Wissen, daß diese Substanzen euch schädigen. Aber weil es länger dauert, bis sie euch umbringen, begeht ihr ungestraft Selbstmord.
Wenn ihr euch mit etwas vergiftet, das schneller wirkt, verstoßt ihr gegen das moralische Gesetz.
Aber ich sage dir: Dich selbst rasch zu töten ist nicht unmoralischer, als dich auf langsame Weise umzubringen.
Also wird eine Person, die ihrem Leben ein Ende setzt, nicht von Gott bestraft?
I CH BESTRAFE NICHT. Ich liebe.
Was ist mit der Behauptung, daß die, die glauben, durch den Selbstmord ihrer mißlichen Lage zu »entkommen« oder ihrem Zustand ein Ende zu machen, sich im Leben nach dem Tod mit derselben Lage oder demselben Zustand konfrontiert sehen und somit gar nichts entkommen sind oder nichts
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