Gespraechsfuehrung (TaschenGuide)
Prozesse nicht unnötig forcieren.“
Dies ist eine unpersönlich formulierte Aussage, die nicht eindeutig ist. Wer sagt, dass man solche Prozesse nicht unnötig forcieren soll? Ist das seine Meinung? Oder sind es wissenschaftliche Erkenntnisse? Ist das die Meinung seines Großvaters? Ist es Unternehmensstrategie?
Unpersönliche Aussagen verwischen den Hintergrund und machen nicht deutlich, was der Gesprächspartner eigentlich denkt und will. Solche Aussagen zeigen nicht unbedingt Souveränität und Führungsstärke. Die Alternative ist, stärker persönlich zu formulieren.
Durch „Persönlichkeit“ überzeugen
Beispiel: Persönliche Aussage schafft Klarheit
„Meine Erfahrung mit den Pharma-Leuten hat mich dazu gebracht, eher erst mal abzuwarten und solche Prozesse nicht unnötig zu forcieren.“
Oder: „Ich bin mir in diesem Fall nicht sicher, ob es sinnvoll ist, diesen Prozess zu forcieren. Ich befürchte, dass …“
Je nachdem, was der Hintergrund für die Meinung des Vorgesetzten von Karin Falter ist, könnten die Alternativformulierungen ganz unterschiedlich ausfallen. Die persönliche Formulierung macht zwar genau wie die unpersönliche Aussageklar, dass er das Projekt nicht befürwortet. Sie macht aber auch deutlich, dass er es ist, der es nicht möchte und nicht irgendeine, nicht genannte höhere Instanz („man“). Die Mitarbeiterin bekommt einen plausiblen Hinweis, wodurch diese Meinung fundiert ist.
Persönliche Formulierungen fördern die sachliche, inhaltlich fundierte Auseinandersetzung zwischen Menschen. Es geht um die Auseinandersetzung mit der Sache, in der die Einzelnen Farbe bekennen sowie Hintergründe und Argumente auf den Tisch legen. Letztlich obliegt die Verantwortung ohnehin der Führungskraft, und auch nach dem gegenseitigen Austausch der Argumente kann sie in ihrem Sinne entscheiden.
Beispiel: Persönlich und konstruktiv formulieren
„Ihre Argumente haben durchaus etwas für sich und trotzdem bin ich in diesem Fall dafür, diesen Prozess nicht zu forcieren. Wir sollten erst einmal abwarten. Mein Vorschlag ist: Wir sehen mal, wie sich die Sache Ende der Woche entwickelt hat. Sollte das nicht in unserem Sinne sein, können wir immer noch eingreifen. Lassen Sie uns gleich einen Termin ausmachen.“
Auch das Schlusswort für dieses Gespräch ist persönlich formuliert. Die Führungskraft steht als Person für die Entscheidung ein.
Eine unpersönlich formulierte Aussage am Ende der Diskussion wie: „Es macht keinen Sinn da einzugreifen“ wäre weder gesprächs- noch beziehungsförderlich. Je nach Tonfall ist vielleicht die Autorität der Chef-Rolle zu spüren. Der Mitarbeiter merkt deutlich, er will nicht mehr darüber reden. Überzeugt ist er aber sicherlich nicht. Es mangelt bei einemsolchen Ende an Klarheit, an Persönlichkeit, an Transparenz und der Möglichkeit, die Entscheidung nachzuvollziehen. Es ist eine pure Machtdemonstration, verbunden mit der Abwertung des Gegenübers, der anders denkt.
Persönlich formulieren – worauf kommt es an?
Unpersönliche Formulierungen sind natürlich nicht per se schlecht. Wenn sie aber eine Verschleierung von eigentlich persönlichen Ansichten sind, sind sie nicht gesprächsförderlich und schwächen die Wirkung des Sprechenden ab. Wenn Sie als souveräne Persönlichkeit für Ihre Sicht der Dinge einstehen wollen, sollten Sie folgende Tipps berücksichtigen.
Das Wörtchen „man“
Verzichten Sie auf den häufigen Gebrauch von „man“ oder anderen verallgemeinernden Formulierungen. Sagen Sie „ich“, wenn es Ihre Meinung oder Ihre Erfahrung ist. Eine starke Persönlichkeit braucht sich nicht hinter diffusenFormulierungen zu verstecken. Das Wörtchen „man“ ist nicht tabu, aber es wird viel häufiger gebraucht als nötig.
Ich-Aussagen
Wenn Sie über andere sprechen, sollten Sie Ich-Formulierungen statt Du-Formulierungen verwenden. Sagen Sie also nicht: „Sie haben in letzter Zeit nicht sehr engagiert gearbeitet.“ So eine Aussage nennt man Du-Aussage – der Sprechende schreibt dem anderen etwas zu. Besser ist es zu sagen: „Ich habe den Eindruck, dass Sie in letzter Zeit nicht mehr so engagiert gearbeitet haben.“ In dieser Aussage findet der andere Sie durch die Verwendung des Wortes „Ich“ als Person wieder, deshalb nennt man es auch Ich-Aussage. Der inhaltliche Kern ist der gleiche, aber die erste Aussage stellt die eigene Beobachtung als Faktum dar. Die zweite Aussage stellt die Beobachtung als das dar, was
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