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Gespraechsfuehrung (TaschenGuide)

Gespraechsfuehrung (TaschenGuide)

Titel: Gespraechsfuehrung (TaschenGuide) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja von Kanitz , Wolfgang Mentzel
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die Botschaften nicht direkt den Worten selbst zu entnehmen, sondern der Art, wie gesprochen wird, wie jemand blickt, sich bewegt und verhält, während er spricht.
    Wichtig
    Kommunikation findet nicht nur mit Worten statt, sondern mit allen den Menschen zur Verfügung stehenden Ausdrucksmitteln.
    Eine Aussage – vier Botschaften
    Auch bei der folgenden „Mini“-Kommunikation schwingen – wie in jeder Äußerung – potenziell vier verschiedenen Ebenen Botschaften mit.
    Beispiel: Was sagt er alles mit diesem einen Satz?
    Ein Vorgesetzter sagt zu seiner Mitarbeiterin: „Das hier muss bis 12 Uhr kopiert werden“ und legt einen Stapel Papier auf ihren Schreibtisch.
    Die Ebene des Sachinhalts
    Worüber wird informiert, worum geht es eigentlich? In diesem Fall darum, dass es Unterlagen gibt, die aus irgendeinem Grund bis 12 Uhr kopiert werden müssen.
    Die Ebene der Beziehung
    Wie sage ich jemandem etwas, was halte ich von dem anderen und wie stehe ich zu ihm? Der Tonfall, die Wortwahl, der Blick, die Geste bringen dies zum Ausdruck. In diesem Fall ist es so, dass der Vorgesetzte seiner Mitarbeiterin etwashinlegen kann, ohne genauer zu definieren, wer hier welche Aufgaben hat. Auch ein höfliches „Bitte“ hält er für unnötig. Trotzdem geht er davon aus, dass passiert, was er sich vorstellt. Mit Angaben zum Tonfall ließe sich eine Aussage darüber treffen, wie der Vorgesetzte die Beziehung zu seiner Mitarbeiterin einschätzt. Wie hat er den Satz gesagt? Achtlos, bestimmend, gehetzt, im Vorbeigehen oder freundlich? Auch ein in der Wortwahl neutraler Satz kann (muss aber nicht) eine negative Beziehungsbotschaft beinhalten.
    Die Ebene der Selbstkundgabe
    Was sage ich, wie sage ich etwas, wie schaue ich dabei, wie klingt die Stimme? Mein ganzes Auftreten ist für mein Gegenüber eine Botschaft, die er (oft unbewusst) aufnimmt und verarbeitet. In unserem Beispiel: Läuft der Chef gehetzt durchs Sekretariat und wirft im Vorbeigehen die Unterlagen auf den Tisch, schaut eher unzufrieden, so wäre die mitgesandte Botschaft in diesem Fall vielleicht „Mensch, ich hab heute unheimlich viel um die Ohren“. Legt er aber die Sachen hin (auch wie man etwas hinlegt, sagt etwas aus) und sagt den Satz in einem wichtigtuerischem Tonfall, so könnte die Botschaft sein: „Ich genieße es Chef zu sein. Höflichkeit hab ich nicht nötig, hier bestimme ich!“
    Wichtig
    Im Gespräch macht man nicht nur seine Einschätzung der Beziehung zu seinem Gegenüber deutlich, sondern teilt auch immer – gewollt oder ungewollt – etwas über sich selbst mit.
    Die Ebene des Appells
    Oft wird auf eine Äußerung hin etwas erwartet. Manchmal nur eine Antwort auf das, was man sagt. Oft ist es jedoch auch eine Handlung, und zwar ohne, dass dies explizit ausgesprochen wurde, wie in unserem Beispiel. Der Appell lautet: „Kopieren Sie diese Unterlagen bis 12 Uhr“ oder vielleicht auch „Sorgen Sie dafür, dass diese Unterlagen bis 12 kopiert sind“. Da der Chef den Appell nicht offen ausdrückt, sondern nur als Botschaft mitschwingt, ist nicht klar, wer was genau tun soll. Solche versteckten Appelle sind im beruflichen und privaten Umfeld häufig der Ausgangspunkt von Missverständnissen und Konflikten, denn sie sind mehrdeutig, und manche hören den Appellcharakter einer Aussage gar nicht.
    Eine Aussage – vier Möglichkeiten, sie zu verstehen
    Wie kommt es nun zu Missverständnissen? Es ist nicht nur so, dass jede Äußerung Botschaften auf vier verschiedenen Ebenen transportiert. Der Angesprochene kann die Aussage auch auf verschiedenen Ebenen hören und verarbeiten. Wenn Sie eine aus Ihrer Sicht sachliche Information geben und der andere beleidigt reagiert, dann ist es unwahrscheinlich, dass die andere Person Ihre Äußerung auf der Sachebene oder, wie Schulz von Thun sagt, über das „Sachohr“ aufgenommen und weiterverarbeitet hat. Gewöhnlich reagiert der Gesprächspartner auf die Botschaft, die er am stärksten wahrnimmt. Das hat zum einen etwas mit den jeweiligen Hörgewohnheiten zu tun, zum anderen aber auch mit Erfahrungen undgewissen Empfindlichkeiten. Jeder ist bei bestimmten Menschen in Bezug auf manche Botschaften einfach etwas „hellhöriger“, so dass ein Außenstehender, der die Vorgeschichte nicht kennt, oft nicht verstehen kann, was da gerade passiert: „Sie hat doch nur … gesagt, warum geht er denn jetzt hoch wie eine Rakete?“
    Wenn Sie merken, dass Ihr Gegenüber Sie anders verstanden hat, als Sie es

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